Mit fair gehandelten Blumen für bessere Frauenrechte

3 Min
Bürgermeister Tobias Ehrlicher beim verteilen der fair gehandelten Rosen auf dem Marktplatz von Bad Rodach.
Bürgermeister Tobias Ehrlicher beim verteilen der fair gehandelten Rosen auf dem Marktplatz von Bad Rodach.
Foto: Steffi Kowol

Seit November 2021 ist Bad Rodach "Fairtrade-Town". Nun macht sich die Stadt stark für Frauenrechte - mit Rosen.

Sie sind eines DER Symbole für Schönheit - Rosen. Als Geschenk für die Frau, die man anhimmelt oder die Mama am Muttertag. Und auch am 8. März, dem Weltfrauentag, werden sicherlich wieder viele, viele tausend Rosen viele Herzen höher schlagen lassen. Aber nur, weil die meisten Menschen, die sie schenken oder verschenken nicht wissen, dass sie häufig unter schlimmen Bedingungen produziert werden. Dagegen will Bad Rodach nun - kurz vor dem Welfrauentag - ein Zeichen setzen.

Die Stadt beteiligt sich an der Aktion "Flower Power - Sag's mit fairen Rosen". Und hier geht es auch um weltweite Frauenrechte. Denn: Die meisten Schnittblumen kommen im Früjahr aus Äthiopien, Kenia oder Tansania. Oftmals sind es Frauen, die dort in der Blumen-Produktion für Länder in der westlichen Welt arbeiten. Und das meist unter unmenschlichen Bedingungen. In Ländern wie Äthiopien eigne sich zwar das Klima gut für die Aufzucht, dennoch kommen hier Pestizide in großen Mengen zum Einsatz. Denen sind die Arbeiterinnen schutzlos ausgesetzt. Geregelte Arbeitszeiten oder feste Verträge gibt es dort nicht. Und: Sehr giftige Pflanzenschutzmittel kommen oft auch aus Deutschland und werden dann in Afrika eingesetzt.

Gerechte Projekte fördern

Die Initiative "Fairtrade" möchte ein Zeichen setzen und den Handel und Anbau in Entwicklungsländern sozial gerechter machen. "Der Gedanke dahinter ist, Kinderarbeit zu verbieten und gerechte Löhne zu bezahlen. Durch den Mehrpreis sollen bessere Arbeitsbedingungen garantiert werden", sagt Steffi Kowol vom Stadtmarketing Bad Rodach.

Durch den Verkauf von gerechter gehandelten Rosen, konnten laut "Fairtrade Deutschland" bereits Projekte für eine bessere Schulbildung gefördert werden. Auch die Arbeiter erhalten durch die Initiative ein höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen. Der Einsatz von giftigen Pestiziden ist zwar auch bei den fairen Rosen nicht verboten, es wird aber vor allem darauf wert gelegt, dass Mitarbeiter und Natur durch Spritzmittel nicht geschädigt werden.

Auch Städte können sich als "Fairtrade-Town" bewerben - so wie Bad Rodach. Hier ist das schon im vergangenen Jahr geschehen.

Fünf Schritte zur "Fairtrade-Town"

Fünf Kriterien müssen dafür erfüllt werden. Erster Schritt: ein Ratsbeschluss. Inhalt: Bei Sitzungen und im Bürgermeisterbüro darf nur fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Fairtrade-Produkt ausgeschenkt werden.

Auch eine Steuerungsgruppe wird gegründet. Mitglieder aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sorgen dafür, dass das Projekt einer gerechteren Stadt koordiniert wird und Schwerpunkte gesetzt werden. Faire Produkte müssen im Einzelhandel, in Gastronomiebetrieben und öffentlichen Einrichtungen erhältlich sein, um den Fairtrade-Gedanken in der Gemeinde zu realisieren und zu festigen. 782 Städte haben sich bisher in Deutschland als "Fairtrade-Towns" auszeichnen lassen.

Seit November 2021 darf sich auch Bad Rodach offiziell "Fairtrade-Town" nennen. Viele Geschäfte wie der Holzwurm oder das Bad Rodach Lädle beteiligen sich am Verkauf der Fairtrade Produkte."Wir haben schon von Anfang an versucht Produzenten zu finden, die Fairtrade-Produkte herstellen. Aber im Einzelhandel ist es schwierig. Die Preise sind bei den kleinen Mengen doch höher als im Supermarkt", sagt Jacquline Popp, die Inhaberin des Holzwurms. In ihrem Landen findet man gerecht gehandelte Schokolade, Tee und Weine. Sie hat das Vorhaben der Stadt deshalb von Anfang an unterstützt. "Das Bewusstsein der Leute muss geändert werden. Wenn jeder ein bisschen was macht, dann ist mehr getan als immer mit der großen Keule zu kommen."

Gerechte Projekte geplant

Neben dem Holzwurm beteiligen sich bereits drei weitere Einzelhändler, drei Gastronomiebetriebe und öffentliche Einrichtungen, wie Kirchen oder Schulen. "Es ist wichtig viele Akteure in den Fairtrade Verbund zu bekommen.", sagt Steffi Kowol. Auch Schulen konnten sich bereits im Rahmen einer Fairen Woche beteiligen, auch hier ging es um gerechte Löhne und gute Produktionsbedingungen in Entwicklungsländern. Auch ein faires Frühstück wurde in den Schulen angeboten, um die Schüler für den fairen Handel zu sensibilisieren. "Leider waren öffentliche Aktionen im letzten Jahr etwas schwierig. Das wollen wir jetzt nachholen und hoffen, dass wir die Bewohner damit begeistern können.", sagt Steffi Kowol. Und deswegen griff auch Bürgermeister Ehrlicher gestern zu den Blumen.

Faire Rosen verteilt

Während der Flower Power Aktion, hat die Stadt Bad Rodach am Donnerstag 250 bunte Rosen verschenkt. "Wir sind bunt, deshalb gibt es bei uns auch bunte Rose", sagt Stefanie Kowol. Zusammen mit der Stadt soll die Verleihung des Titels "Fairtrade-Town" in den nächsten Wochen groß gefeiert werden und viele weitere Projekte sollen der Rosenaktion folgen. "Jetzt wo es die Coronalage wieder zulässt, möchten wir diesen Meilenstein auch gebührend feiern. Wir möchten die Leute auch darauf aufmerksam machen, dass es viele gibt, denen es nicht so gut geht. Wir können mit kleinen Dingen großes bewirken."