Michael Stoschek: Nur das Beste ist ihm gut genug

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Michael Stoschek im Sommer 2012: Der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung gibt bekannt, dass er die Sanierung denkmalgeschützter Häuser in Coburg fördern will. Foto: CT-Archiv/Oliver Schmidt
Michael Stoschek im Sommer 2012: Der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung gibt bekannt, dass er die Sanierung denkmalgeschützter Häuser in Coburg fördern will. Foto: CT-Archiv/Oliver Schmidt

Michael Stoschek erreicht heute das Rentenalter. Der frühere Brose-Geschäftsführer spricht über die Herausforderungen in seinem Leben und eine wichtige, die er noch meistern will: Den Fortbestand von Brose sichern.

65 - das Rentenalter. Auch für jemanden wie Michael Stoschek? Der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung hat sich zwar schon seit einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Im Unternehmen aktiv ist er aber nach wie vor. Was empfindet er angesichts des heutigen Tages, an dem er 65 wird? Wir haben ihn gefragt.

Coburger Tageblatt: Herr Stoschek, Sie stehen kurz vor ihrem 65. Geburtstag. Wenn Sie den jungen Michael Stoschek betrachten und sich selbst heute: Was, welches Ereignis oder welche Erfahrungen haben Sie am meisten geprägt?
Michael Stoschek: Mein Großvater Max Brose hat mich kurz vor seinem Tode gebeten, mit der Führung des damaligen Metallwerks Max Brose & Co. sein Lebenswerk fortzusetzen. Dieser Wunsch und der damit verbundene Vertrauensvorschuss haben mich sehr bewegt und motiviert.
Ich konnte dann die Erfahrung machen, dass man auch in sehr jungen Jahren mit Aufgeschlossenheit, neuen Ideen und Tatkraft seine Mitarbeiter überzeugen kann. Ich hatte bereits im Alter von 23 Jahren einen außerordentlichen Gestaltungsspielraum und mich zunächst mit den rechtlichen und organisatorischen Bedingungen vertraut gemacht, um ein Familienunternehmen langfristig zu erhalten und erfolgreich zu führen. Diese Voraussetzungen habe ich dann geschaffen.

Sie werden als überaus ehrgeizig beschrieben. Hatten Sie diesen Ehrgeiz schon immer und woraus speist er sich? Oder wuchs der Ehrgeiz mit den Herausforderungen, die Sie in Ihrem Leben bewältigen mussten?
Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen und die damit verbundenen Aufgaben möglichst effektiv, ökonomisch und mit klaren zeitlichen Perspektiven zu lösen. Wenn man mit dieser Arbeitsweise Erfolg hat, fühlt man sich bestätigt und in der Lage, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und als Chance zu verstehen.

Ich habe Sie als jemanden kennengelernt, der es nicht leiden kann, wenn Menschen unter ihren Möglichkeiten bleiben. Ist das so?
Jeder Mensch, der für andere Verantwortung trägt, sei es in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder in seiner Familie, steht in der Pflicht, sein Bestes zu geben. Natürlich ist nicht jeder ein Visionär, Organisationstalent oder Pragmatiker. Aber Fleiß und Interesse kann man doch von jedem erwarten, der eine verantwortliche Aufgabe übernimmt.

Sie selbst haben immer versucht, Ihre Möglichkeiten auszureizen. Woher nehmen Sie die Energie? Was treibt Sie an?
Im Sinne des eben Gesagten, empfand ich es als normal, dass ich im Beruf, Sport und anderen Bereichen versucht habe, mit meinem Einsatz möglichst gute Resultate zu erzielen. Ich freue mich, dass ich häufig Menschen gefunden habe, die sich anstecken ließen von meiner Energie, die Dinge nach vorne zu bewegen, und meiner Eigenschaft, auch bei Widerständen und Schwierigkeiten nicht zurückzustecken. Insofern gefällt mir der Leitspruch "Geht nicht gibt's nicht". Schließlich ist man als Verantwortlicher immer in einer Vorbildfunktion und ich habe immer wieder bestätigt gefunden, dass in jeder Organisation der Mann oder die Frau an der Spitze entscheidend ist für die Denk- und Arbeitsweise der übrigen Beteiligten und damit für den Erfolg der gemeinsamen Arbeit.
Für viele Menschen in Deutschland bedeutet der 65. Geburtstag den Abschied vom Arbeitsleben. Wie sieht es da bei Ihnen aus? Welche Pläne haben Sie?
Für einen Unternehmer ist die Führung seines Unternehmens keine Arbeit, sondern Berufung, Passion und Leidenschaft, die nicht mit der aktiven Tätigkeit endet.
Ich habe mich Anfang 2006 aus der operativen Führung unserer Firmengruppe zurückgezogen, um für die nächste Generation Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einer Fremdgeschäftsführung zu sammeln. So verfolge ich als Vertreter der Eigentümer mit unvermindertem Interesse die Entwicklung unseres Familienunternehmens und stimme mich mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung regelmäßig ab.
Natürlich ist es für ein Familienunternehmen eine Zäsur, wenn nach rund hundert Jahren erstmals kein Familienmitglied an der Spitze steht. Deshalb versuche ich jetzt, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die gewährleisten, dass die Brose Gruppe auch in Zukunft ein finanziell selbstständiges Familienunternehmen bleibt, das technologisch an der Spitze des Weltmarktes steht und dennoch die Werte und den Geist eines Privatunternehmens behält. Dies erfordert auch in der nächsten Generation unserer Familien eine engagierte und verantwortungsvolle Mitwirkung. Wenn es so gelingt, Unternehmen und Familie gemeinsam in eine erfolgreiche und glückliche Zukunft zu führen, geht mein größter Wunsch in Erfüllung.

Die Fragen wurden vorab schriftlich erbeten. Allerdings gab es dann kein Interview, sondern die Antworten wurden ebenfalls schriftlich übermittelt.

Brose Am 1. Oktober 1971 übernimmt Michael Stoschek die Geschäftsführung bei Brose. Sein Großvater Max Brose hatte ihm diese Aufgabe schon 1968, kurz vor seinem Tod, übertragen. Stoschek, eignete sich das nötige Wissen in einer "Stammhauslehre" bei Siemens an. So lange führte seine Tante Gisela die Brose-Geschäfte.

Wachstum
Als Stoschek die Geschäftsführung übernimmt, hat Brose rund 1000 Mitrarbeiter in Coburg. Weil sich in Coburg keine Erweiterungsflächen finden, entsteht Ende der 80er Jahre das Zweigwerk in Hallstadt. 1994 räumte die Stadt ihren Bus-Betriebshof, damit Brose am Stammwerk erweitern kann.

Politik
Michael Stoschek engagiert sich zusammen mit seiner Frau für eine Umgestaltung des Marktplatzes. Weil das alles nicht so schnell vorangeht, wie er Stoschek möchte, wächst seine Kritik an der Amtsführung von Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD). 2006 präsentiert eine Gruppe unter Stoscheks Führung das "neue Innenstadtkonzept". Es wird per Bürgerentscheid befürwortet, aber nicht umgesetzt. Stoschek unterstützt bei der Kommunalwahl 2008 mit viel Geld eine Gegenkandidatin für Norbert Kastner. Sie unterliegt.

Mäzen Immer wieder ist Stoschek als großzügiger Spender hervorgetreten. Nach dem Brand in der Herrngasse zu Pfingsten stellte er fünf Millionen Euro für erste Hilfen und den Wiederaufbau zur Verfügung. Was davon nicht gebraucht wird, kommt der Altbausanierung und einer Schlossplatztiefgarage zugute. Aber nur wenige Monate zuvor gibt Brose bekannt, dass der Hauptsitz nach Bamberg verlagert wird.