Michael Stoschek erreicht heute das Rentenalter. Der frühere Brose-Geschäftsführer spricht über die Herausforderungen in seinem Leben und eine wichtige, die er noch meistern will: Den Fortbestand von Brose sichern.
65 - das Rentenalter. Auch für jemanden wie Michael Stoschek? Der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung hat sich zwar schon seit einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Im Unternehmen aktiv ist er aber nach wie vor. Was empfindet er angesichts des heutigen Tages, an dem er 65 wird? Wir haben ihn gefragt.
Coburger Tageblatt: Herr Stoschek, Sie stehen kurz vor ihrem 65. Geburtstag. Wenn Sie den jungen Michael Stoschek betrachten und sich selbst heute: Was, welches Ereignis oder welche Erfahrungen haben Sie am meisten geprägt?Michael Stoschek: Mein Großvater Max Brose hat mich kurz vor seinem Tode gebeten, mit der Führung des damaligen Metallwerks Max Brose & Co. sein Lebenswerk fortzusetzen. Dieser Wunsch und der damit verbundene Vertrauensvorschuss haben mich sehr bewegt und motiviert.
Ich konnte dann die Erfahrung machen, dass man auch in sehr jungen Jahren mit Aufgeschlossenheit, neuen Ideen und Tatkraft seine Mitarbeiter überzeugen kann. Ich hatte bereits im Alter von 23 Jahren einen außerordentlichen Gestaltungsspielraum und mich zunächst mit den rechtlichen und organisatorischen Bedingungen vertraut gemacht, um ein Familienunternehmen langfristig zu erhalten und erfolgreich zu führen. Diese Voraussetzungen habe ich dann geschaffen.
Sie werden als überaus ehrgeizig beschrieben. Hatten Sie diesen Ehrgeiz schon immer und woraus speist er sich? Oder wuchs der Ehrgeiz mit den Herausforderungen, die Sie in Ihrem Leben bewältigen mussten?Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen und die damit verbundenen Aufgaben möglichst effektiv, ökonomisch und mit klaren zeitlichen Perspektiven zu lösen. Wenn man mit dieser Arbeitsweise Erfolg hat, fühlt man sich bestätigt und in der Lage, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und als Chance zu verstehen.
Ich habe Sie als jemanden kennengelernt, der es nicht leiden kann, wenn Menschen unter ihren Möglichkeiten bleiben. Ist das so?Jeder Mensch, der für andere Verantwortung trägt, sei es in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder in seiner Familie, steht in der Pflicht, sein Bestes zu geben. Natürlich ist nicht jeder ein Visionär, Organisationstalent oder Pragmatiker. Aber Fleiß und Interesse kann man doch von jedem erwarten, der eine verantwortliche Aufgabe übernimmt.
Sie selbst haben immer versucht, Ihre Möglichkeiten auszureizen. Woher nehmen Sie die Energie? Was treibt Sie an?Im Sinne des eben Gesagten, empfand ich es als normal, dass ich im Beruf, Sport und anderen Bereichen versucht habe, mit meinem Einsatz möglichst gute Resultate zu erzielen. Ich freue mich, dass ich häufig Menschen gefunden habe, die sich anstecken ließen von meiner Energie, die Dinge nach vorne zu bewegen, und meiner Eigenschaft, auch bei Widerständen und Schwierigkeiten nicht zurückzustecken. Insofern gefällt mir der Leitspruch "Geht nicht gibt's nicht". Schließlich ist man als Verantwortlicher immer in einer Vorbildfunktion und ich habe immer wieder bestätigt gefunden, dass in jeder Organisation der Mann oder die Frau an der Spitze entscheidend ist für die Denk- und Arbeitsweise der übrigen Beteiligten und damit für den Erfolg der gemeinsamen Arbeit.
Für viele Menschen in Deutschland bedeutet der 65. Geburtstag den Abschied vom Arbeitsleben. Wie sieht es da bei Ihnen aus? Welche Pläne haben Sie?
Für einen Unternehmer ist die Führung seines Unternehmens keine Arbeit, sondern Berufung, Passion und Leidenschaft, die nicht mit der aktiven Tätigkeit endet.
Ich habe mich Anfang 2006 aus der operativen Führung unserer Firmengruppe zurückgezogen, um für die nächste Generation Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einer Fremdgeschäftsführung zu sammeln. So verfolge ich als Vertreter der Eigentümer mit unvermindertem Interesse die Entwicklung unseres Familienunternehmens und stimme mich mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung regelmäßig ab.
Natürlich ist es für ein Familienunternehmen eine Zäsur, wenn nach rund hundert Jahren erstmals kein Familienmitglied an der Spitze steht. Deshalb versuche ich jetzt, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die gewährleisten, dass die Brose Gruppe auch in Zukunft ein finanziell selbstständiges Familienunternehmen bleibt, das technologisch an der Spitze des Weltmarktes steht und dennoch die Werte und den Geist eines Privatunternehmens behält. Dies erfordert auch in der nächsten Generation unserer Familien eine engagierte und verantwortungsvolle Mitwirkung. Wenn es so gelingt, Unternehmen und Familie gemeinsam in eine erfolgreiche und glückliche Zukunft zu führen, geht mein größter Wunsch in Erfüllung.
Die Fragen wurden vorab schriftlich erbeten. Allerdings gab es dann kein Interview, sondern die Antworten wurden ebenfalls schriftlich übermittelt.Brose Am 1. Oktober 1971 übernimmt Michael Stoschek die Geschäftsführung bei Brose. Sein Großvater Max Brose hatte ihm diese Aufgabe schon 1968, kurz vor seinem Tod, übertragen. Stoschek, eignete sich das nötige Wissen in einer "Stammhauslehre" bei Siemens an. So lange führte seine Tante Gisela die Brose-Geschäfte.
Wachstum Als Stoschek die Geschäftsführung übernimmt, hat Brose rund 1000 Mitrarbeiter in Coburg. Weil sich in Coburg keine Erweiterungsflächen finden, entsteht Ende der 80er Jahre das Zweigwerk in Hallstadt. 1994 räumte die Stadt ihren Bus-Betriebshof, damit Brose am Stammwerk erweitern kann.
Politik Michael Stoschek engagiert sich zusammen mit seiner Frau für eine Umgestaltung des Marktplatzes. Weil das alles nicht so schnell vorangeht, wie er Stoschek möchte, wächst seine Kritik an der Amtsführung von Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD). 2006 präsentiert eine Gruppe unter Stoscheks Führung das "neue Innenstadtkonzept". Es wird per Bürgerentscheid befürwortet, aber nicht umgesetzt. Stoschek unterstützt bei der Kommunalwahl 2008 mit viel Geld eine Gegenkandidatin für Norbert Kastner. Sie unterliegt.
Mäzen Immer wieder ist Stoschek als großzügiger Spender hervorgetreten. Nach dem Brand in der Herrngasse zu Pfingsten stellte er fünf Millionen Euro für erste Hilfen und den Wiederaufbau zur Verfügung. Was davon nicht gebraucht wird, kommt der Altbausanierung und einer Schlossplatztiefgarage zugute. Aber nur wenige Monate zuvor gibt Brose bekannt, dass der Hauptsitz nach Bamberg verlagert wird.
Nun, da scheinen einige mehr zu wissen, als die Coburger CSU und sprechen bereits von einer Kandidatin zur nächsten OB-Wahl, obwohl die CSU noch keine (keinen) gekürt hat. Wahrscheinlich ist es die Person, die vor einiger Zeit auf die Frage, warum sie der CSU beigetreten ist, geantwortet hat: "Die haben mich eben eher gefragt, als die anderen". Jetzt ist sie dort in führender Position.
Dass man als Unternehmer von Vertretern einer bestimmten Geisteshaltung, die uns in der Geschichte immer wieder zu menschlichen Katastrophen geführt hat, - ständig beleidigt und auf eine Stufe mit einem Bankräuber gestellt wird, ist ja bekanntlich nicht neu.
Auch das eine Kommune ganz anders geführt wird stimmt. Eine Kommune 'verkonsumiert' nur (genauso wie "der Staat"), das was seine Bürger und Unternehmen erarbeitet haben. Städtische und staatliche Angestellte müssen sich darüber bekanntlich keine sorgen machen, denn sie könenn mittelerweile selbst über ihr Gehalt bestimmen, sowie üer die Klientel, die sie mit Geld bedenekn möchten. Das Erebenis sehen wir mittlerwweile nicht nur im Stadthaushalt der Stadt Coburg, sondern auch im Staatshaushalt der Bundesrepublik.
Was würde denn passieren, wenn Herr Stoschek (bzw. seine Firma) das macht, was sie ihm empfehlen: Sich 'raushalten' aus der Gesellschaft?
Ein bischen mehr Dankbarkeit für die Lebensleistung eines Menschen, seiten derjenigen, die Einkommen erhalten, ohne es verdienen zu müssen wäre angebracht. Wir leben nicht in einer Welt, in der es "Tsichlein-Deck-Dichs" und andere schlaraffische Wolkenkuckusheime gibt, von denen manche wohl ausgehen, die hier so großzügig das Geld anderer Leute verteilen, um sich selbst die Boni zu genehmigen, weil sie diese "Erfogle" für sich reklamieren.
So habe ich 2008 auch gedacht und die Roten gewählt. Nächstes Mal aber wohl nicht mehr. Die Bilanz schaut äußerst mager aus - große Projekte wie Postgalerie, Coburgs Neuer Süden bzw. Multifunktionshalle, Weichengereuth, Schlossplatztiefgarage kommen seit Jahren, teilweise Jahrzehnten, nicht voran. Das einzige, was Nobbi in der aktuellen Amtsperiode vorzuweisen hat, ist der Bau einer Monofunktionshalle auf der Lauterer Höhe (obwohl die Bürger im Bürgerentscheid eine Halle auf dem Anger wollten) für zig Millionen, so dass jetzt für eine 'richtige' Multifunktionshalle, in der auch Konzerte etc. stattfinden können, natürlich kein Geld mehr da ist. So macht man die Stadt sicherlich nicht attraktiv(er) für v.a. junge Leute.
Man kann M.S. vieles vorwerfen, u.a. den merkwürdigen Wahlkampf mit einer Terracotta-Lady aus dem Umland, die den Eindruck erweckte, als habe sie von Politik nicht die geringste Ahnung. Andererseits weiß M.S. - und das hat er zumindest im Geschäftlichen eindrucksvoll bewiesen - wie man begrenzte finanzielle Mittel effizient und effektiv investiert. Also genau das, was derzeit in Coburg gebraucht würde.
Vielleicht präsentiert die von ihm unterstützte Partei zu den nächsten Kommunalwahlen eine kompetente Kandidatin, die eine brauchbare Alternative zu N.K. darstellt. Ich erwarte keine Wunder, denn die CSU hat auch viele Positionen, bei denen ich mir nur noch an den Kopf fassen kann (z.B. Ablehnung der Ansiedelung von Fachmärkten auf der Lauterer Höhe, die dann natürlich trotzdem kommen - allerdings nach Rödental). Aber vielleicht gäbe es dann zumindest ein kleines bisschen mehr Vorankommen im Vergleich zum aktuellen Stillstand unter den Roten... Ansonsten wäre ich total ratlos, was man in Coburg überhaupt noch wählen könnte.
Auch ich vermisse bei der Stadtrats-SPD langfristige Visionen für die Stadt.
Aber bei der CSU gibt es ja nicht mal einen Hauch von Ideen. Seit Jahren vermisse ich hier Anzeichen intellektueller Tätigkeit. Statt dessen verweigert man sogar die eigentliche Stadtratsarbeit, wie im vergangenen Jahr bei der Aufstellung eines Spar-Haushalts. Vermutlich aus Angst bei der eigenen Klientel kürzen zu müssen.
Und die Ergebnisse der Arbeit der Stadtverwaltung sehe ich ein wenig anders. Es wurde nicht nur eine Ballsporthalle zum Festpreis gebaut. In der ganzen Stadt wird umgebaut und erneuert: Umbau des Theaterplatzes, Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes und Neubau des Busbahnhofs, Sanierung der Ketschenvorstadt, Erneuerung diverser Straßen, wie zur Zeit Seidmannsdorfer Straße, Neubau der ST2205 auf Stadtgebiet, Soziale Stadt Wüstenahorn, Erneuerung mehrer Brücken in der Stadt und sicherlich noch einiges mehr.
Bei einigen Projekten, wo Sie Stillstand sehen würde ich auch gerne Bewegung sehen. Aber wie soll eine für die Stadt gute Lösung für das Postgelände aussehen? Und wenn ein Großteil der Bürger ein Schloßplatztiefgarage weder will noch braucht, warum sollte es dort dann voran gehen. Und den Cobrger Süden haben mittlerweile doch alle Stadtratsfraktionen abgehakt - für die Stadt nicht finanzierbar und für private Investoren offensichtlich finanziell uninteressant. Und der Ausbau Weichengereuth liegt seit März 2011 zur Bearbeitung beim staatlichen Bauamt Bamberg, denn es handelt sich um eine Bundesstraße für deren Ausbau das Land Bayern zuständig ist. Aber letztendlich wird es allenfalls eine Schmalspur-Lösung werden, solange die Bahn kein Gelände verkauft um die B4 in diesem Bereich zu verbreitern.
Bei Herrn Stoschek denke ich, dass ihm seine Historie als erfolgreicher Unternehmer im kommunalen Umfeld eher im Wege steht. Eine Firma ist im Grunde weder demokratisch noch sozial. Eine Kommune wird ganz anders geführt als ein Unternehmen.
... der journalistische "Nährwert"? – Hofberichterstattung wird das Überleben der Provinzblättchen nicht sichern.