Seinen kürzlichen Besuch im Coburger Klinikum wird Ex-Landrat Michael Busch wohl nicht mehr vergessen. Vor allem organisatorisch müsse sich einiges ändern, moniert er - und sucht direkt das Gespräch mit der Klinik-Leitung.
Mit Fieber und einer Lungenentzündung kam der Coburger Ex-Landrat Michael Busch nach eigenen Angaben am Montagnachmittag (10. März 2025) in das Coburger Sana Klinikum. Was er dort erlebte, beschreibt er noch in der Nacht in einem Facebook-Post: "Dort - und das ist echt der Hammer - saß ich von 15.25 Uhr bis 22.45 Uhr in der Notaufnahme, ohne Behandlung, ohne Essen, ohne Aussicht auf einen Platz auf Station."
Dabei sei er sogar vom Facharzt ins Klinikum überwiesen worden. "Sehr hohe Entzündungswerte" und einen "sehr niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut" habe dieser festgestellt. Während Busch in der Notaufnahme wartete, habe sich sein gesundheitlicher Zustand immer weiter verschlechtert. Nach mehr als sieben Stunden Wartezeit habe er sich daher ohne Behandlung wieder abholen lassen.
Coburger Ex-Landrat Busch übt scharfe Kritik nach Erfahrung in der Notaufnahme
Mittlerweile habe er zwar einen Platz auf der Station bekommen und auch gesundheitlich gehe es ihm schon wieder etwas besser - das Erlebte beschäftigt Busch jedoch noch immer, erzählt er im Gespräch mit inFranken.de.
Der 68-Jährige kritisiert vor allem den Umgang mit Patienten, die bereits eine Facharztüberweisung und somit zahlreiche Daten mitbringen. Für sie müsste es ein separates Vorgehen geben. Außerdem habe es im Wartezimmer nicht einmal einen Wasserspender gegeben und die Patienten seien nicht genügend über den Stand der Dinge informiert worden, bemängelt er.
Der ehemalige SPD-Politiker betont jedoch: Bei seiner Kritik gehe es ihm nicht nur um ihn selbst. Zahlreiche Menschen hätten mit ihm und teilweise sogar noch viel länger gewartet als er. Das Problem liege seiner Meinung nach überhaupt nicht am Personal, sondern an der Organisation. "Ich sehe die Rahmenbedingungen, die schlecht sind. Aber ich sehe auch, dass man organisatorisch etwas verändern muss", betont er. Seine Bekanntheit im Landkreis habe er daher nutzen wollen, um eventuell einen entsprechenden Prozess anzustoßen.
"Nicht mehr 'mein' Klinikum": Coburger Ex-Landrat erkennt Krankenhaus nicht wieder
Schließlich kennt sich Busch in dem Bereich aus: Er ist selbst gelernter Krankenpfleger und war im Rahmen seiner Tätigkeit als Landrat von 2008 bis 2018 Verbandsvorsitzender vom Zweckverband Klinikum Coburg.
Er habe den fränkisch-thüringischen Klinikverbund Regiomed quasi mit aufgebaut, es sei gewissermaßen "sein Kind gewesen", so Busch im Gespräch. Nach seiner Erfahrung in der Notaufnahme hält er auf Facebook jedoch fest: "Nein, das ist nicht mehr 'mein' Klinikum."
So ist es richtig. Endlich erfährt die Politik mal am eigenen Leib, wie sich die beschlossenen Entscheidungen auf uns Bürger auswirken.
@Bamberger007
das kann ich so nicht bestätigen. Vor ca. 1 1/2 Jahren war ich wegen eines Nierensteines in der Notaufnahme des Klinikums Bamberg und hatte nach etwas 30 Minuten ein Zimmer. Alleine.
Willkommen in der Realität!
Und irgendwie hat es doch einen kleinen Beigeschmack mit der Kritik am Personal. Aber so ist das eben, wenn man nicht vom „Klatschen“ leben kann, Krankenhäuser privatisiert sind und schwarze Zahlen schreiben müssen anstatt sich um eine ausreichende Pflege der Patienten zu kümmern und entsprechend Personal beschäftigt. Da wundert es einen auch nicht, wenn dem einen oder anderen Angestellten irgendwann mal die Sicherungen durchbrennen.
Und vielleicht sollte man das dann auch nicht zu persönlich nehmen @Bamberger007, sondern einen eher die Augen öffnen, welche Missstände in der deutschen Pflege herrschen.
An Michael Busch: Vielleicht sollten Sie einfach mal mit „Ihrem“ Gesundheitsminister über die aktuelle Situation reden?
Das sieht in Bamberg nicht anders aus. Multimorbider Patient mit Termin um 8 Uhr ist um 14 Uhr endlich auf Station und im Zimmer. Wird dann von der Ärztin angepflaumt, dass die Behandlung jetzt erst am nächsten Tag erfolgen könne. Dass der Patient nach dieser Prozedur durch ist, entgeht der studierten Fachfrau.
Gut, wenn ein Politiker am eigenen Leib erfährt wie es um das Land steht.