Wie das Landestheater den derzeit von zahlreichen Absagen geprägten Konzertkalender in Coburg um eine eindringliche Interpretation von Händels "Messias" bereichert.
"Hallelujah" jubiliert die Chor, immer wieder "Hallalujah" - so, als ließen sich mit der Macht des Gesangs alle Corona-Sorgen vertreiben, zumindest für drei spannende Konzertstunden in Coburg. Händels Musik hat auch 280 Jahre nach ihrer Entstehung nichts eingebüßt von ihrer Kraft, Zuhörer wie Ausführende mitzureißen.
Normal aber war an diesem Abend bei der Aufführung von Händels "Messias" in Coburg noch längst nicht alles. Denn "Der Messias" erklang in diesem Fall nicht in der Morizkirche und gesungen vom Coburger Bachchor - sondern im Landestheater und interpretiert vom Chor des Landestheaters. Kein großer Oratorienchor, sondern ein Opernchor ließ sich inspirieren von Händels Musik.
Orchester in schlanker Besetzung
Händels "Messias" gesungen von einem Opernchor - das wirkt für Konzertbesucher heute keineswegs normal. Doch zu Händels Lebzeiten dauerte es immerhin neun Jahre, bis der "Messias" nach seiner Entstehung erstmals auch in einer Kirche erklang - im Jahr 1750 in der Kapelle des Foundling Hospital.
Konzerte in Corona-Zeiten gehorchen auch in Coburg besonderen Regeln - in diesen Wochen mit strikten 2G-Plus-Vorgaben bei maximal 25 Prozent Platzauslastung erst recht. Also stand der Chor des Landestheaters mit seinen rund zwei Dutzend Sängerinnen und Sängern nicht kompakt zusammen, um einen möglichst homogenen Klang zu garantieren, sondern war mit Abstand auf der Bühne platziert. Und das Philharmonische Orchester musizierte in schlanker, eher kammermusikalischer Besetzung mit rund zwei Dutzend Musikerinnen und Musikern.
Mit großem Nachdruck interpretiert
Lange Lockdown-Phasen und die strengen Corona-Regeln nach dem Re-Start des Kulturlebens schränken seit knapp zwei Jahren die Auftrittsmöglichkeiten des Landestheater-Chores ein. Kein Wunder mithin, dass sich bei dieser Händel-Aufführung die pure Freude, endlich wieder öffentlich singen zu können, mit großem Nachdruck Bahn brach.
Coburgs junger Chordirektor Mikko Sidoroff, seit Herbst 2018 am Landestheater engagiert, hatte den Chor unter schwierigen Bedingungen bestens vorbereitet. Sidoroff und sein Chor präsentierten nach der mehrfachen Verschiebung der ursprünglich bereits im vergangenen Jahr geplanten Aufführung eine Händel-Lesart, die eine schlanke Besetzung bei Bedarf mit klanglicher Durchschlagskraft kombinierte.
Stets klar konturierter Klang
Opernhaft aber geriet die Aufführung dadurch keineswegs. Unüberhörbar vielmehr ließ Mikko Sidoroff Aspekte der historisch informierten Aufführungspraxis in seine Interpretation mit einfließen, achtete auf stets klar konturierten Klang und zugleich auf textbezogene Gestaltung. Großen Anteil an der eindringlichen Wirkung hatte die konsequent differenzierte Gestaltung der Dynamik.