Die rechte Partei hat Werbeflächen auf den Online-Tickets der Oberfrankenausstellung gebucht. Der Veranstalter verteidigt sein Vorgehen - und entfernt das Logo
Am Donnerstag beginnt die Messe Coburg/Oberfrankenausstellung. Wer sich im Vorverkauf eine Eintrittskarte sichert und dafür die Möglichkeit der Online-Bestellung nutzt, erhält eine Karte, die unter anderem zwei kleine Werbeaufdrucke enthält - der harmlose stammt von der BayWa, der pikante von der AfD. Vor allem in den sozialen Netzwerken sorgt das seit Dienstagabend für allerhand Aufregung. Zum Teil wird sogar zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen.
Stefan Sauerteig, der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands Coburg, wirft dem Veranstalter Peter Kinold vor, nicht "das nötige Fingerspitzengefühl" zu haben und der rechten Partei diesen Raum auf den Online-Tickets zu geben.
Peter Kinold kann die Aufregung nicht verstehen und nennt sie im Gespräch mit dem Coburger Tageblatt sogar "völlig lächerlich".
"Ich stelle mich doch nicht gegen das Gesetz"
Zunächst verteidigt Peter Kinold, dass die AfD überhaupt mit einem eigenen Stand auf der Messe in Coburg vertreten sein wird. "Ich stelle mich doch nicht gegen das Gesetz", sagt er und ergänzt: "In den Bundestag wurde die AfD doch auch hineingelassen, oder?"
Auch, was die Werbung betrifft, verweist er auf den Gleichheitsgrundsatz. Es gebe nun einmal für jeden Aussteller die Möglichkeit, rund um die Messe Werbung zu schalten. "Alle haben dasselbe Serviceheft bekommen!" Im Falle der AfD habe man zwar einige Wünsche "zurückdrängen" können, doch das Schalten der Werbung auf den Online-Tickets letztlich zugelassen.
Bislang - Stand: Mittwochmorgen - seien aber gerade mal 44 Online-Tickets gekauft worden, sagt Peter Kinold. "Und das führt zu einer solchen Aufregung?", fragt er und gibt sich selbst eine Antwort: "Dann kann ich verstehen, dass die AfD einen solchen Zulauf hat. Wenn die anderen immer gleich aufschrecken wie ein Hühnerhaufen - das ist doch völlig lächerlich!"
Logo inzwischen doch entfernt
Gleichwohl distanziert sich Peter Kinold von der rechten Partei: "Mir gefällt die AfD auch nicht. Ich habe, als ich vor ein paar Tagen Briefwahl gemacht habe, mein Kreuz woanders gemacht. Denn ich kann mit dem Gedankengut der AfD nichts anfangen." Doch als Veranstalter könne er nicht danach handeln, wessen Nase ihm gefalle oder nicht. "Ich mache meinen Job. Und man kann mich nicht zwingen, mich gegen das Gesetz zu stellen."
Ist doch immer das Gleiche. Einerseits Demokratie und Meinungsfreiheit predigen, andererseits demokratisch gewählten Parteien ihre Meinung verbieten wollen. Gehts noch scheinheiliger?
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Als Verantwortlicher würde ICH während einer Wahlkampfphase überhaupt keine Partei auf einem Messe- oder sonstigem Ticket zulassen. Ganz einfache neutrale Entscheidung.
Das einfachste ist man lässt erst gar keine politischen Parteien/Gruppierungen zu, die da auf den Tickets werben können.
Herr Kinold hat m.E. mit allem Recht was er in dem Artikel sagt. Man kann nicht willkürlich zweierlei Maßstäbe anlegen, nur weil einem die Nase von jemandem nicht gefällt oder nicht gefallen soll(!).
Leider ist die gesellschaftliche Atmosphäre momentan an einem Punkt wo Diskriminierung, Ausgrenzung und Beugung des Rechtsstaates völlig akzeptabel geworden ist, wenn es nur "die Richtigen" trifft.
Daraus folgt: Die Grundsätze von Demokratie und Rechtsstaat stehen zwar auf dem Papier, aber sie sind in der allgemeinen Bevölkerung niemals wirklich angekommen.
Der einzige Trost: Das ist nicht nur in Deutschland so. In anderen westlichen Ländern beobachtet man das auch.