Nach fast 35 Jahren als Leiter des Awo-Seniorenzentrums Rödental geht Ernst Jacob nun in den Ruhestand. Einst hat er als Zivi hier seinen Dienst geleistet und ist "hängengeblieben".
Seit zwei Jahren wohnt Ruth Schamberger im AWO-Seniorenzentrum. "Daheim war's schöner", sagt sie, aber auch "was will ich machen". Ihren Mann hat sie jahrelang umsorgt und gepflegt, als er nicht mehr da war, einen Schlaganfall erlitten. Allein zu Hause ging's nicht mehr. Elfriede Müller, seit einem Jahr im Seniorenzentrum, gefällt es in der Gemeinschaft. Im zweiten Stock eines Wohnhauses in Coburg hat sie gewohnt, bis sie es einfach nicht mehr schaffte, die Treppen raufzukommen.
Oft und oft auch unvermeidlich ist das Altenheim die letzte Lebensstation. Dass sich die Menschen hier nicht abgeschoben, sondern in einem weitestgehend selbst bestimmten Leben geborgen und wohl fühlen, das hat sich Ernst Jacob zur Philosophie gemacht. In dieser Intention, sagt er, steht auch sein Leitungsteam und die Pflegekräfte hinter ihm.
"Wir als Mitarbeiter sind die Gäste, die älteren Menschen sind die Hausbewohner", formuliert es Margit Welsch, die Leiterin des AWO-Altenheims in Neustadt und ab 1. Januar auch die des Pendants in Rödental. Sie wird weiter führen, wofür Ernst Jacob in den fast 35 Jahren seiner Leitungstätigkeit die Weichen stellte.
Als Zivi hat Ernst Jacob am 1. Oktober 1977 in der Verwaltung des Seniorenzentrums begonnen - mit einer kaufmännischen Ausbildung und praktischen buchhalterischen Erfahrungen. Er ist "hängengeblieben", weil ihn, so fasst er die Jahrzehnte schlicht und einfach zusammen, die Arbeit mit und für den Menschen ausfüllt. "Hier", sagt er, "habe ich in den vielen Jahren so viele ältere Menschen kennengelernt, die kreativ, einfallsreich und für mein Leben so belebend waren."
Geschichten kann er erzählen.
Wie die von der älteren Dame, die ihn in ihr Zimmer gebeten und auf einem selbst gehäkelten Kissen platziert hat, welches sich am Ende als fetter Sparstrumpf mit 7000 D-Mark erwies. Der Betreuer wurde informiert, der dann die Geldangelegenheiten geregelt hat. Ältere Menschen, weiß Jacob aus Erfahrung, trauen oft weder den Banken noch den Verwandten und verstecken ihre Ersparnisse in Kissen, Strümpfen oder Stoffbeuteln. Auch lustige Erlebnisse erzählt er. Manch einer nämlich hat auch ab und an ein derbes Späßchen parat: "Immer lustig und vergnügt, bis dass der Pops im Sarge liegt."
Eines hat Ernst Jacob in all den Jahren begriffen: Alte Menschen müssen sehr darum kämpfen, dass sie ernst genommen werden. "Sie wollen nicht nur gepflegt und umsorgt werden, nein, sie wollen auch, dass sie respektiert werden." Dazu gehört im AWO-Seniorenzentrum, dass angeklopft wird, dass die Bewohner nicht mit "Du" angesprochen werden.
Das lapidare "Na Oma, wie geht's denn heute", gibt's nicht, es sei denn - und das hat der Leiter mit einer Pflegerin auch schon erlebt, es ist tatsächlich die eigene Oma.
Die Arbeit im Pflegebereich hat sich in den Jahrzehnten geändert. Als das Haus 1972 in Betrieb ging, waren von den 160 Bewohnern noch um die 120 rüstig, und nur 40 hatten eine Pflegestufe, nach den heutigen Kriterien Pflegestufe I oder II. Wenn Ausflüge gemacht wurden, erinnert sich Jacob, wurden zwei Busse geordert, und 80 bis 90 Bewohner nebst zehn Pflegekräften gingen auf Tour.
Heute sind von den 152 Bewohnern gerade mal vier ohne Pflegestufe, alle anderen sind mit I bis III eingestuft. Auch Demenzkranke hatte es früher nicht in diesem Ausmaß gegeben. Heute gehören sie zum Alltag, werden integriert ins Heimleben.
Immer ein nettes Wort Für die ältere Dame, die ihre Puppe im Wagen herumkutschiert und von ihrem Vater spricht, hat Ernst Jacob immer ein paar Minuten Zeit. Wenn sie in der Verwaltung hereinspaziert und erzählt, werden die Mitarbeiter vielleicht etwas hippelig, weil die Arbeit ruft, aber man hört ihr zu, spricht mit ihr. 70 bis 80 Prozent der Bewohner sind dement in verschiedenen Stadien. "Eingrenzen", sagt Jacob, "wollen wir nicht, auch keine beschützende Abteilung, das macht Angst und aggressiv."
Das Beschäftigungsangebot im Haus ist nach wie vor vielfältig: Gesellige Nachmittage, Gymnastik, basteln, Spiele. "Nur heute", meint Jacob, "kommen die Hausbewohner kaum noch eigenständig dazu, wie früher. Sie werden geholt und brauchen Hilfe." Die Belastung der Mitarbeiter, sagt Jacob, habe sich dadurch enorm erhöht.
Es erfordere weit mehr psychische und emotionale Kraft, behutsam und einfühlsam zu agieren. Auch Ausflüge gibt es noch immer. Aber alles ist Personal-intensiver geworden, die Theaterbesuche, die Spaziergänge, die geselligen Nachmittage.
Erika Kestler ist Pflegehelferin seit 1976, kennt Ernst Jacob noch als Zivi bei seinen ersten Schritten. Sie hat selbst fünf Kinder und einen Mann, und die bemuttert sie genauso gern, wie die alten Bewohner im Seniorenzentrum. Das, meint sie, sei ganz einfach eine Berufung und weit mehr als nur ein Beruf.
Zuhause gibt es Grenzen Menschlichkeit fordert Jacob zuallererst von seinen Mitarbeitern. "Ich habe immer Wert darauf gelegt, dass jeder die Bewohner so behandelt, wie er selbst behandelt werden möchte.
Das ist einfach eine Philosophie und in diesem Beruf eine ganz besondere." In den 34 Jahren als Leiter hat er sich kaum mehr als zehn Mal von Mitarbeitern trennen müssen, die mit dieser Philosophie nicht konform gingen.
Ernst Jacob spricht vom Ehepaar Bär, dass dieser Tage erst seinen 70. Hochzeitstag im Heim feierte. Die beiden gestalten sich ihren Tag abwechslungsreich, nutzen die Angebote, soweit als möglich. Das Beste daraus zu machen, darin sieht Jacob auch die beste Lösung. "wenn man es realistisch sieht," erklärt er, "gibt es Zuhause eben auch Grenzen, Grenzen im Alleinleben und den Alltag allein zu bewältigen und Grenzen für die Angehörigen in der Betreuung und Pflege. Da kommt man eben nicht drum herum, eines Tages das Köfferchen zu packen und ins Altenheim zu ziehen."
108 Einzelzimmer und 22 Doppelzimmer gibt es im AWO-Seniorenzentrum.
Die meisten Bewohner haben sich ein paar Möbel mitgebracht und sich ihr Stübchen gemütlich eingerichtet. Erika Müller freut sich immer schon auf ihre Serien, von "Sturm der Liebe" bis zum "Bergdoktor", und da sitzt sie vor ihrem Fernseher, manchmal mit einer Mitbewohnerin, aber manchmal auch allein. Ihr gefällt es hier, und die Kinder, die kommen auch regelmäßig. Manche Angehörige, auch die Erfahrung gibt Jacob gern weiter, wundern sich nach ein paar Wochen, was so aus dem Opa oder der Oma geworden ist: Wieder lebensfroh und gesellig und nicht mehr einsam und verbittert.
Wenn Ernst Jacob gefragt wird, ob er eines Tages auch ins Seniorenzentrum einziehen würde, sagt er deutlich "Ja". So ein Doppelzimmer mit seiner Frau zu beziehen, wenn es zu Hause nicht mehr geht, das kann er sich gut vorstellen, wünscht sich allerdings auch, dass die Kinder zu Besuch kommen. So wie zu Hause eben auch, wenn ab und an die Bude voll ist.
Wenn man Bewohner/innen duzt hat das nichts mit fehlenden Respekt zu tun.
Ich kann Bewohner/innen auch wenn ich sie dutze respektvoll gegenüber sein.
Im Gegenteil wenn die Bewohner/innen es wünschen, dass man sie duzt so hat man dies zu akzeptieren.
Respektlos wäre es, ihren Wunsch nicht zu entsprechen und sie weiterhin zu siezen.
Bei Dementen ist es sogar oft leichter mit ihnen ins Gespräch zu kommen, wenn man sie duzt.
Das wissen aber wie man sieht noch nicht alle Senioreneinrichtungen, aber viele wissen es schon.
MfG
... lassen Ihre schriftlichen Absonderungen aber schon zweifel an Ihrem "Deutschsein", auf das Sie so nationalstolz sind, aufkommen ...
Ihr Gestopsel erinnert mich an eines der "schärfsten Gedichte von Friedrich Rückert:
Grammatische Deutschheit
Neulich deutschten auf deutsch vier deutsche Deutschlinge deutschend,
Sich überdeutschend am Deutsch, welcher der deutscheste sei.
Vier deutschnamig benannt: Deutsch, Deutscherig, Deutscherling, Deutschdich:
Selbst so hatten zu deutsch sie sich die Namen gedeutscht.
Jetzt wettdeutschten sie, deutschend in grammatikalischer Deutschheit,
Deutscheren Komparativ, deutschesten Superlativ.
"Ich bin deutscher als deutsch." "Ich deutscherer." "Deutschester bin ich."
"Ich bin der Deutschereste oder der Deutschestere."
Drauf durch Komparativ und Superlativ fortdeutschend,
Deutschten sie auf bis zum - Deutschesteresteresten,
Bis sie vor komparativistisch- und superlativistischer Deutschung
Den Positiv von deutsch hatten vergessen zuletzt.
Naja, wohl wieder Perlen vors Borstenvieh, aber das mußte mal raus.