Schon mit 18 Jahren trat Marc Holland den Freien Wählern in Neustadt bei. Jetzt, mit 23, bewirbt er sich für das höchste Amt der Stadt. Warum? Weil er etwas bewegen will.
Manchmal, da kann Pia Faber - man darf sie ruhig ein "Urgestein" der Freien Wähler in Neustadt nennen - über diesen jungen Mann nur den Kopf schütteln. "Den Marc Holland", sagt die Stadträtin, "kannst Du nicht aus der Ruhe bringen. Der lässt sich einfach nicht provozieren." Aber so muss man wohl auch sein, wenn man mit 23 Jahren für das Amt des Neustadter Oberbürgermeisters kandidiert. Aber man sollte sich vom ersten Eindruck, den Marc Holland hinterlässt, nicht täuschen lassen. Klar, er ist ein ruhiger junger Mann. Aber er hat auch das nötige Vertrauen in sich selbst und seine Ideen.
Freilich, bei einigen seiner vielen Gespräche, die er in den vergangenen Wochen bei seiner Klingel-Tour an den Neustadter Haustüren gemacht hat, war sein Alter ein Thema. "Die Männer um die 50", weiß Holland jetzt, stehen ihm am kritischsten gegenüber.
Aber auch denen versichert er: "Ich traue mir die Sache zu." Und außerdem: Wer in der Politik etwas bewegen wolle, der dürfe sich nicht nur mit schlauen Sprüchen am Stammtisch aufhalten. "Wer was machen will, der muss auch einer politischen Gruppierung beitreten" - das hat sich Marc Holland schon vor fünf Jahren gedacht, als 18-Jähriger.
Die Erfahrung ist da
Inzwischen ist aus dem jungen Fechheimer ein junger Neustadter (er wohnt in der Rosenstraße) geworden, aus dem Realschüler ein Beamter in der Führerscheinstelle des Coburger Landratsamtes. Und Marc Holland ist seit 2012 Vorsitzender der Freien Wähler in Neustadt. Das hätte er eigentlich schon vor drei Jahren werden sollen.
Doch damals, erzählt Holland heute, war ihm das alles noch eine Nummer zu groß: "Ich wollte erst einmal meine Erfahrungen sammeln." Gut waren sie, diese ersten Erfahrungen bei Wahlen und in der täglichen Arbeit einer Partei. Auch wenn die Freien Wähler, Marc Holland auch, immer ein bisschen "fremdeln" mit diesem Begriff der Partei.
Viele Gespräche am Infostand Wenn der 23-Jährige so da sitzt und auf den kommenden Sonntag schaut, da grinst er breit. "Egal, was passiert: Ich habe Grund zum Feiern", sagt der Sohn von André Holland, der auch Mitglied bei den Freien Wählern in Neustadt ist. Die vielen Gespräche, die Infostände am Markt und auch die zwei Podiumsdiskussionen haben Marc Holland persönlich weitergebracht. Deshalb ist es für ihn nur noch wichtig, aber nicht mehr alles entscheidend, wie viele Stimmen er bei der Wahl am Sonntag bekommt.
Aber hat er wirklich keine Zahl im Hinterkopf? Ganz ehrlich, Herr Holland? "Nein. Ich kann nur sagen, dass mir der Wahlkampf großen Spaß gemacht hat." Was danach kommt? "Schau mer mal." Auf jeden Fall gehen die FW am Sonntagabend geschlossen in den "Weißen Bären". Komme, was will.
Außenseitersieg in Selb gibt einen kleinen Schub So leise und bedächtig Marc Holland im Gespräch daher kommt, so entschlossen ging er die OB-Wahl in Neustadt an. Im vergangenen Jahr leistete er sich quasi keinen Urlaub, um Ende Dezember und Anfang Januar in der heißen Phase des Wahlkampfes vor Ort zu sein. Vor Ort - das heißt bei Marc Holland, nicht nur die Menschen an den Haustüren zu besuchen, sondern auch bei den Bürgerversammlungen dabei zu sein. Bei fast jeder war der 23-Jährige zuletzt zu sehen.
"Ich denke, dass ich mir damit schon ein bisschen Anerkennung verschafft habe", sagt Holland.
Kein schlechtes Wort über die Mitbewerber Dass am vergangenen Sonntag in Selb mit Ulrich Pötzsch ein Überraschungskandidat den seit zwölf Jahren amtierenden Oberbürgermeister aus dem Rennen warf, quittiert Neustadter FW-Kandidat mit einem Lächeln. Marc Holland kennt Ulrich Pötzsch ("ein bisschen") und weiß, dass er sich mit dem Selber Fahrlehrer, der schon vor der Wahl bekannt wie ein bunter Hund war, nicht vergleichen kann. Aber so ein Außenseitersieg, der gibt zumindest einen kleinen Schub. Und mit diesem Schwung will Marc Holland in die letzten Tage des Neustadter OB-Wahlkampfes ziehen.
An seiner Seite wird dabei am Samstag noch einmal Peter Meyer sein, der Landtagsabgeordnete und Vizepräsident des Bayerischen Landtages, der schon bei seiner Aufstellungsversammlung dabei war. Mit ihm wird Marc Holland an einem Infostand auf dem Neustadter Marktplatz stehen.
Dort auf dem Markt werden am Samstag natürlich auch die anderen drei OB-Kandidaten vertreten sein. Marc Holland verliert über seine Mitbewerber kein schlechtes Wort. Das mag vielleicht manch "Hardliner" der Freien Wähler ein bisschen bedauern, aber so ist Marc Holland eben. Wenn ein Wahlkampf in die schmutzige Ecke rutscht und sich Kandidaten nur noch persönlich attackieren, dann schüttelt es ihn richtig.
Und der FW-Youngster ist auch überzeugt davon, dass man sich mit Aggressivität im Kampf um Wählerstimmen keinen Vorteil verschafft: "So ein Stil ist nicht mehr zeitgemäß."
Zwischen Orgel und Politik Und ganz zum Schluss, da erfüllt Marc Holland dann doch ein bisschen das Klischee des Feingeistes. Dann nämlich, wenn es um seinen Zeitvertreib geht. Ja, auch bei ihm gibt es Momente, wo er mal gar nichts von der Politik hören möchte, versichert der 23-Jährige. Dann setzt er sich an sein Elektroklavier, das er "natürlich" in Neustadt gekauft hat. Die Musik war nämlich der einzige ernsthafte Konkurrent für die Politik - bis die Entscheidung von Marc Holland für die Freien Wähler und gegen das Orgel-Spielen fiel. "Mir geht es gut mit dieser Entscheidung", sagt er heute dazu. Und er wird es auch am Abend des Wahlsonntags noch sagen.
Denn der Weg, den Marc Holland in der Politik gehen will - der hat gerade erst begonnen.
Marc Holland will wieder mehr auf das Image als "Puppenstadt" setzen Lebenslauf Marc Holland wurde 21. März 1989 in Coburg geboren. Er ist Beamter und stellvertretender Personalratsvorsitzender am Landratsamt Coburg. Von 2008 bis 2011 war er Fechheimer Ortssprecher. In seiner Freizeit besucht er regelmäßig das Coburger Landestheater. "Und danach gehen wir immer in die Künstlerklause. Das muss einfach so sein."
Politik 2007 trat Marc Holland den Freien Wählern in Neustadt bei, drei Jahre später wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, vor einem halben Jahr dann zum Vorsitzenden. Darüber hinaus bekleidet er auch noch das Amt des Schriftführers bei den Freien Wählern Coburg Land.
Bei der Landtagsfraktion der Freien Wähler ist Marc Holland Referent für den Bereich "Öffentlicher Dienst".
Themen Marc Holland möchte sich dafür stark machen, dass in Neustadt mehr Bürgerprojekte für regenerative Energien umgesetzt werden. Photovoltaikanlagen auf Dachflächen haben bei ihm Vorrang. Für die Innenstadt fordert er ein Wohnraummanagement für alle leerstehenden Wohn- und Gewerbeflächen. Sind diese nicht mehr an den Mann zu kriegen, müsse man auch über einen "Rückbau mit Fingerspitzengefühl" nachdenken. Dritter Punkt: Neustadt muss (touristisch) mehr für sein Image als "Bayerische Puppenstadt" tun. "Während das Rodachtal und die Hochfranken erst eine Marke erfinden mussten, haben wir diese schon seit vielen, vielen Jahren", sagt Marc Holland. Dazu gehöre es auch, die touristischen Angebote in Neustadt künftig auszubauen.