Maikundgebung in Coburg: Viele Wege führen zu einem guten Europa

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Traditionell endete die Maikundgebung auf dem Albertsplatz mit dem Singen des Lieds "Brüder zur Sonne, zur Freiheit". Foto: Gabi Arnold
Traditionell endete die Maikundgebung auf dem Albertsplatz mit dem Singen des Lieds "Brüder zur Sonne, zur Freiheit". Foto: Gabi Arnold
Maikundgebung in Coburg Foto: Gabi Arnold
Maikundgebung in Coburg Foto: Gabi Arnold
 
In Coburg trafen sich Gewerkschafter und Politiker zur traditionellen Maikundgebung auf dem Albertsplatz. Von links: Professor Dr. Klaus Kost, Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak und der Coburger DGB-Kreisvorsitzende Stephan Bühling im Austausch. Foto: Gabi Arnold
In Coburg trafen sich Gewerkschafter und Politiker zur traditionellen Maikundgebung auf dem Albertsplatz. Von links: Professor Dr. Klaus Kost, Coburgs Dritter  Bürgermeister Thomas Nowak und der Coburger DGB-Kreisvorsitzende Stephan Bühling im Austausch. Foto: Gabi Arnold
 
Professor Klaus Kost, Berater für Betriebsräte und Gewerkschaften, forderte die Besucher der Maikundgebung in Coburg zur Solidarität auf. Foto: Gabi Arnold
Professor Klaus Kost, Berater für Betriebsräte und Gewerkschaften, forderte die Besucher der Maikundgebung in Coburg zur Solidarität auf. Foto: Gabi Arnold
 

Europa, die Populisten, der Klimaschutz, die Tarifbindungen, die Sonntagsruhe: Die Kundgebung am 1. Mai in Coburg hatte viele Themen.

"Europa. Jetzt. Aber richtig!", lautete das bundesweite Motto der traditionellen Maikundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Auf dem Albertsplatz in Coburg stellten sich Politiker und Gewerkschafter gegen Populisten und warben für die Europawahl. Der Hauptredner war Professor Klaus Kost aus Essen, der als Berater für Betriebsräte und Gewerkschaften die Region Coburg kennt.

Kosts Ausführungen drehten sich um das Thema "Solidarität", Schlüsselbegriff aller gewerkschaftlichen Forderungen überhaupt. Solidarisch zu sein, bedeutet seinen Worten nach, dass die erkämpften gewerkschaftlichen Fortschritte auch eingefordert werden sollten. "Solidarität und Rechtsanspruch gehören zusammen", betonte Kost. Seine Forderungen lauteten: Betriebliche Mitbestimmung, gute Arbeit, gerechte Vergütung. Auch in Coburg lägen Betriebe mit Tarifbindung deutlich unter 50 Prozent, sagte er.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt seien das Top-Thema bei Tarifverhandlungen und darauf müsse mit individuellen Arbeitsmodellen reagiert werden. "Digitalisierung und Industrie 4.0 müssen gestaltet, aber nicht verhindert werden", betonte Kost. Technik und Wirtschaft sollten demnach immer den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Kost ging auch auf die gewerkschaftlichen Erfolge wie die Lohnerhöhungen im Jahr 2018 um durchschnittlich drei Prozent ein. Dennoch gebe es noch genug Probleme in Deutschland, in Europa und darüber hinaus. Kost sprach damit beispielsweise die Arbeitsbedingungen beim Obst- und Gemüseanbau in Italien oder Spanien oder die Verhältnisse in den Textilfabriken in Asien an. Aber: Anstatt die Stimme zu erheben und den geschundenen Menschen zu helfen, floriere der Waffenhandel, kritisierte er.

"Keine Chance den Populisten"

Jeder Einzelne sei gefordert, etwas zu einer besseren Welt beizutragen, indem er zur Europawahl gehen. "Wenn ihr nicht geht, wenn ihr den rechtspopulistischen Parteien keine klare Absage erteilt, dann werden wir alle spüren, was das für dramatische Folgen haben wird", rief Kost. Der Wohlstand in Deutschland hänge im Wesentlichen von der Europäischen Union (EU) ab. Deshalb müsse die EU nicht nur als Friedensprojekt, sondern auch als Wirtschaftsprojekt betrachtet werden, von dem insbesondere die deutschen Unternehmen profitierten. "Mehr als 60 Prozent des deutschen Exportes gehen in die EU." Ohne diesen Export würden die Unternehmen pleitegehen und damit würden auch die Arbeitsplätze verloren gehen, so Kost.

Solidarität umfasst nach den Worten des Redners aber weit mehr, nämlich auch den Klimaschutz. Bewundernswert seien deshalb die "Fridays for future"-Demonstrationen, so Kost. Denn auch der Klimawandel sei eine Ursache von Flucht und Migration. "Den fast 70 Millionen Menschen, die sich aktuell auf der Flucht befinden, muss unsere Solidarität gelten", betonte Kost. Passend zum Thema war der Redner mit dem Chor "Die Brücke" angereist, in dem Frauen singen, die aus Krisengebieten geflüchtet sind.

Auch Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) warb für die Europawahl. Er sagte, er hoffe, dass "viele Wähler am 26. Mai ein deutliches Zeichen gegen Intoleranz, Rassismus und Rechtspopulismus setzen". Und weiter "Überlassen Sie Europa nicht denen, die es zerstören wollen. Gehen Sie zur Wahl."

Attacke auf Söders Briefkasten

Norbert Jungkunz von der katholischen Betriebsseelsorge nahm die Veranstaltung zum Anlass, um für die "Allianz für den freien Sonntag" zu werben. Mit einer Postkartenaktion solle der Briefkasten von Ministerpräsident Markus Söder gefüllt werden, so Jungkunz. Es handele sich um eine kirchlich-gewerkschaftliche Initiative, die sich gegen die Ankündigung des Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger stelle, die Sonntagsöffnungszeiten auszuweiten und den Sonntagsschutz aufzuweichen.

"Wir fordern die bayerische Landesregierung auf, den Schutz des freien Sonntags zu respektieren und rechtswidrige Sonntagsöffnungszeiten zu unterbinden und sich klar gegen eine Ausweitung der Sonntagsöffnungszeiten zu positionieren", so Jungkunz.