Landestheater Coburg: Kostbarkeiten aus dem Fundus

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Die Coburgerin Julia Schindler schlüpft in ein bodenlanges Spitzenkleid. Foto: Katja Nauer
Die Coburgerin Julia Schindler schlüpft in ein bodenlanges Spitzenkleid. Foto: Katja Nauer
Günther Uhlenhuth fand das perfekte Kostüm für Halloween: ein schweres Kettenhemd. Foto: Katja Nauer
Günther Uhlenhuth fand das perfekte Kostüm für Halloween: ein schweres Kettenhemd. Foto: Katja Nauer
 
Foto: Katja Nauer
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Constantin Hirsch suchte Accessoires für sein Mumien-Kostüm. Foto: Katja Nauer
Constantin Hirsch suchte Accessoires für sein Mumien-Kostüm. Foto: Katja Nauer
 
Foto: Katja Nauer
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Bühnenkostüme aus dem 19. Jahrhundert schickten die Besuchern des Kostümverkaufs auf Zeitreise ins Mittelalter. Für einen Coburger Geschäftsinhaber wurde das Ritterkostüm gar zum "Gegenschreck" für Halloween.

"Die Sachen gehen weg wie warme Semmeln", erklärt Juliane Schmidt-Ulmann aus der Herrenschneiderei. Mit dem alljährlichen Verkauf von Gewändern aus dem Fundus des Landestheaters Coburg haben die sieben Mitarbeiter am Samstag einen "wirklich guten Tag" erwischt: "Noch vor Faschingsbeginn und unmittelbar vor Halloween." Deshalb sind unter den zahlreichen Interessierten im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes am Oberen Bürglaß auch viele, die die Gunst der Stunde nutzen und sich gleich noch für Samstagnacht Anregungen holen - beispielsweise der Coburger Radio-Moderator Constantin Hirsch.

Er erstand eine Kopfbedeckung, deren gedrehten Kordeln in Grau und Orange durchaus als Würmer oder faserige Haare durchgehen könnten, dazu einen Lendenschurz und einen Kragen im ägyptischen Stil. Mit in Kaffee getränkten Mullbinden umwickelt und den Accessoires aus dem Fundus des Landestheaters werde er sich zu Halloween in eine Mumie verwandeln, erklärt er und zeigt auf ein ähnlich dekoriertes Kostüm neben sich: "Dadurch bin ich darauf gekommen."
Auch ein Kettenhemd in Blau hat es ihm angetan: "Das ist Gladiatorenstil", sagt er. "Wenn auch historisch absolut nicht korrekt." Die Details begeistern ihn: Metallringe und -platten, aufwendige Stickereien, dazu handgenähte - wenn auch zerschlissene - Lederbänder, die das Gewand im Rücken schnüren. "Allein diese Einzelteile sind so kostbar", urteilt er. Tief in die Tasche muss er dennoch nicht greifen: Für zehn Euro wechselt das Wams den Besitzer. Nach Abitur und Studium war Hirsch jahrelang Statist am Landestheater. Deshalb schaut er vor allem nach Gewändern, die er selbst einmal auf der Bühne getragen hat.


Staubige Schätze

Dieses Jahr stünden auch viele historische Kostüme aus dem 1827 gegründeten herzoglich sächsischen Hoftheater zu Coburg zum Verkauf, berichtet Juliane Schmidt-Ulmann. Sie deutet auf einen Kleiderständer mit Herrenkostümen, die den Löwenanteil an Stücken ausmachen: "Das sind große Schätze." Manche dieser Kostbarkeiten, die schon, arg staubig, zum Niesen reizen und deren Farben zu Pudertönen verblasst sind, seien vermutlich wirklich sehr alt. Ein grünes Hemd, aufwendig mit Metallplatten verziert, "wiegt bestimmt um die sechs Kilo", schätzte die Fachfrau. Sie freut sich an der Detailverliebtheit der altmodischen Stücke: "Natürlich verarbeiten wir so etwas heute gar nicht mehr." An einem filigranen Unikat wurden Stich für Stich Tausende von Metallpailletten von Hand aufgenäht: "Leider waren da schon die Motten schon drin."
Auch bei Günther Uhlenhuths Metallhandschuhen, die an der Unterseite aus Stoff gefertigt sind, haben die gefräßigen Falter zugeschlagen und in die Fingerspitzen große Löcher hineingefressen. Der Rödentaler nimmt es mit Humor. Seine Verkleidung wiegt jedenfalls wesentlich mehr als sechs Kilo: Uhlenhuth lässt sich in ein langes Kettenhemd helfen, streift eine metallene Schutzhaube über, zusätzlich trägt er Lendenschurz und Gürtel aus Metall. So gewandet will der tapfere Rittersmann am Samstagabend als "Gegenschreck" auftreten: "Ich will mich professionell für Halloween ausrüsten und die Reaktionen meiner Besucher testen", verrät er lachend.
Die freischaffende Künstlerin Sabine Lechner aus Coburg hat anderes im Sinn: "Mein Freund und ich lieben Mittelalterfestivals und Konzerte", erzählt sie. "Wir verkleiden uns gerne und oft." Sabine Lechner, die früher einmal im Theater in der Requisite arbeitete, näht viele Sachen selbst. Sie hat ein großes Bündel an ausgesuchten Kostümen im Arm: "Das ist ein violetter Brokatüberwurf aus der Romantik", überlegt sie. "Da kann ich Leggings dazu anziehen."
Ein Wikingerhemd mit Nieten, dessen Etikett verrät, dass es einst einem Schauspieler mit dem Namen "Hannes" auf den Leib geschneidert wurde, ersteht Lechner für ihren Freund. Zudem entscheidet sie sich für einen rosafarbenen Umhang, der mit goldenen Litzen und schwarzen Bordüren bestickt ist, und einen weiteren aus leichter, roter Baumwolle ("Der ist für den Sommer"). Ein bodenlanges, weißes Unterkleid aus Baumwolle mit langen Ärmeln ist mit sieben Euro ausgezeichnet. Sabine Lechner wird es künftig unter ihrem Mittelalterkleid tragen, das sie bereits zu Hause hat und das kostbar und entsprechend schwer zu reinigen ist. Damit sei ihr Outfit komplett, sagt sie und freut sich über dieses Schnäppchen: "Das ist einfach perfekt."