Was die heimischen Busunternehmer zum Unfallhergang sagen und wo sie Gefahrenquellen sehen.
Er spekuliert nicht über den grausamen Reisebusunfall auf der A9 vom Montag. "Dafür gibt es Gutachter und die werden herausfinden, wie es zu der Tragödie kam", ist sich Josef Kleuer, Disponent bei Frankenland Reisen aus Burgpreppach, sicher. "Ich kann mir das definitiv nicht erklären", sagt er, der selbst schon Reisebusse gefahren ist.
Natürlich habe die Belegschaft am Morgen über das Busunglück diskutiert. Und man kam zu dem Schluss, dass bei der Aufarbeitung des Falls die Neugierigen nicht außer Acht gelassen werden dürfen. "Die Gaffer und Blockierer der Rettungsgasse sind die schlimmsten", fasst Kleuer zusammen. Er versteht nicht, weshalb in Österreich kurz nach einem Unfall bereits die Bahn für Rettungsfahrzeuge frei ist, in Deutschland das aber einfach nicht klappt.
Gurtpflicht und Panik
Gedanken haben sich die Frankenland-Mitarbeiter auch über die Gurtpflicht gemacht. "Ich glaube nicht, dass sich die Reisenden in Sekundenschnelle befreien können. Die Gurte stecken zwischen den Sitzen und bei einem Feuer geraten alle erst mal in Panik."
Bei Frankenland-Reisen sind vier von sechs Reisebussen mit dem seit 2015 vorgeschriebenen Notbremsassistent ausgestattet. Dennoch hat am Dienstag ein Kunde seine Reise storniert, weil es ihm zu unsicher sei.
Dabei gelten Reisebusse der Statistik nach für das sicherste Verkehrsmittel auf der Straße. Das Risiko mit Auto oder Motorrad tödlich zu verunglücken ist 62-mal größer als im Bus. Selbst Bahn und Flugzeug, die beide als besonders sichere Transportmittel gelten, haben bei weitem höhere Risiken. Trotzdem sind die jährlich rund 80 Millionen Reisegäste, die ihr Leben einem der rund 5000 deutschen Busunternehmen anvertrauen, verunsichert.
"Unsere Stammkundschaft hat vollstes Vertrauen", ist sich Brigitte Wachtel von Thoenissen Busreisen aus Neustadt sicher. "Wir setzen unsere Fahrer vernünftig ein", betont sie. "Wir lehnen es ab, die Busfahrer bereits nachts loszuschicken, wenn sie dann erst am nächsten Tag abends ankommen. Abfahrt bei uns ist in den frühen Morgenstunden", erklärt die Geschäftsfrau. Das bestätigt auch Alexandra Gevers aus Coburg. Gevers Reisen arbeitet nur mit Unternehmen zusammen, bei denen die Busfahrer erst ab morgens im Einsatz sind. "Wer nachts losfährt, kann sich einfach nicht so lange konzentrieren."
Tipps vom ADAC:
- Fragen Sie im Reisebüro nach dem Veranstalter, nach dem Alter und Ausstattung der Fahrzeuge. Haben sie Sicherheitsgurte, gibt es eine Klimaanlage...
- Erkundigen Sie sich nach Fahrtzeiten, vorgesehenen Pausen, der Reisedauer und ob ein zweiter Fahrer an Bord ist. Busfahrer dürfen in der Regel höchstens neun Stunden fahren, nach 4,5 Stunden ist eine Unterbrechung von 45 Minuten fällig. Lassen Sie sich vom Reisebüro bestätigen, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer eingehalten werden.
- Muss der Busfahrer während der Fahrt Fragen der Passagiere beantworten oder Getränke verkaufen, geht das auf Kosten seiner Konzentration.
- Im Bus während der gesamten Zeit angeschnallt bleiben, sofern der Bus über Gurte verfügt. Seit 1999 müssen alle neu zugelassenen Reisebusse über Sicherheitsgurte verfügen.