Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig erläutert das Programmkonzept des Sinfoniekonzerts im Landestheater.
Das 4. Sinfoniekonzert bietet ein französisch-italienisches Programm. Am Anfang steht eine Coburger Erstaufführung - die 1849 uraufgeführte 3. Symphonie g-Moll von Louise Farrenc. Diese französische Komponistin wird seit den 1990er Jahren langsam wiederentdeckt, ihre Werke in neuen Noteneditionen vorgelegt. Neben dieser Erstaufführung stehen Werke von Paganini und Berlioz auf dem Programm. Das Konzept für die Konzerte am Sonntag und Montag (1., 2. März) erläutert Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig.
Wann ist Ihnen die Musik von Farrenc erstmals begegnet?
Roland: Kluttig: Ich kannte weder den Namen noch die Musik von Louise Farrenc bis vor gut zwei Jahren. Begegnet ist sie mir in einer Radiosendung. Ich war äußerst überrascht, eine Komponistin zu entdecken, die im 19. Jahrhundert durchaus viel gespielt wurde, eine renommierte Professur bekleidete und nach ihren Lebzeiten komplett von den Spielplänen verschwunden ist. Es herrschte auch bei mir der Irrglaube vor, dass es außer Clara Schumann und Fanny Mendelssohn-Hensel im Grunde keine Komponistinnen im 19. Jahrhundert gegeben habe. In der gleichen Radiosendung konnte ich auch noch exzellente Kammermusik der Berliner Komponistin Emilie Mayer entdecken, auch Sie eine angesehene Professorin im 19. Jahrhundert und danach völlig vergessen.
Wie ist die Musik von Louise Farrenc stilistisch einzuordnen? Welche kompositorischen Einflüsse prägen dieses Werk?
Die Musik von Louise Farrenc ist von der Wiener Klassik geprägt, aber auch Einflüsse von Schubert und Mendelssohn meint man zu hören. Die 3. Sinfonie ist in den Ecksätzen äußerst dramatisch, das Scherzo hat eine Spukhaftigkeit, die durchaus an Mendelssohn oder Schumann erinnert, lediglich der 2. Satz scheint mir etwas weniger originell zu sein.
Die Symphonie fantastique von Hector Berlioz ist fast zwei Jahrzehnte älter als die Symphonie von Louise Farrenc. Was macht - im Rückblick betrachtet, die Modernität dieser Symphonie aus?
Es gibt Momente in den Werken von Berlioz, die die Musikgeschichte um getrost 100 Jahre überspringen. Sein revolutionärer Ansatz ist eindeutig von Beethoven geprägt, mit dem er den Furor teilt, ansonsten sind auch Gluck und Weber die Paten seiner Musik. Interessanterweise wurde seine Musik zu seinen Lebzeiten in Frankreich überhaupt nicht wertgeschätzt, während die deutschen Fürstenhöfe - auch der von Sachsen-Coburg und Gotha, um seine Gunst buhlten und ihm große Aufführungen und Erfolge ermöglichten. Die Musik von Louise Farrenc entspricht eigentlich vielmehr dem Grad der Modernität der französischen Musik dieser Zeit, die - mit Ausnahme von Berlioz - oft leicht akademische Züge trägt. Erst mit Debussy und Ravel kehrt ein ähnlich inspirierender und eigensinnig moderner Geist wie Berlioz oder lang vorher bei Lully, Rameau und Couperin in die französische Musik zurück. Das heißt aber keineswegs, dass Gretry, Adam, Auber, Gounod, Franck, Saint Säens und viele andere uns nicht wunderbare Musik hinterlassen hätten.
Was hat den Ausschlag gegeben für Niccolo Paganinis Sonata per la Grand Viola als Solostück des Abends?