Nach nunmehr zwölf Jahren am Klinikum Coburg verlässt Susanne Thorwart das Krankenhaus. Der Abschied fällt emotional aus: So fungierte die Seelsorgerin nicht nur für Patienten, sondern auch für die Mitarbeiter als große Stütze.
Rund zwölf Jahre lang war Susanne Thorwart als Seelsorgerin am Klinikum Coburg tätig. Nicht nur für Patienten, auch für die Mitarbeiter im Krankenhaus fungierte sie als große Stütze. Daraus entstand oft auch ein Vertrauensverhältnis, das sich auch außerhalb des Klinik-Alltags widerspiegelte. Nun verlässt die Seelsorgerin das Klinikum. Doch nicht nur der Abschied ist gefühlsbestimmt, auch die letzten zwölf Jahre waren durchaus emotional.
"Wenn die Tür zuging, habe ich mich einfach vorgestellt - da konnte mir keiner mehr entkommen", schildert Thorwart ihre Anfangszeit am Klinikum Coburg und ihr "Geheimrezept", um sich und die seelsorgerischen Angebote im Haus bekannt zu machen. Durch ihre Arbeit und ihre offene Art konnte die Klinikpfarrerin nicht nur unzähligen Menschen eine Stütze sein, sondern auch strukturelle Veränderungen im Klinikum anstoßen.
Klinikum Coburg: Seelsorgerin auch für Mitarbeiter da - "leiden unter Bedingungen und Druck":
In ihren zwölf Jahren am Klinikum Coburg hat Thorwart die Klinikseelsorge geprägt, Strukturen weiter ausgebaut und zahlreiche Projekte initiiert. Darunter auch den Ethikrat, der Orientierung und Hilfestellung bei ethischen Fragen der Behandlung und Pflege bietet. Sie hofft, dass dieses Angebot auch nach ihrem Abschied weitergeführt wird: "Ärzte wie auch pflegerisches Personal habe ich stets als Menschen mit Haltung kennengelernt, die aus tiefster Überzeugung dem Menschen dienen und ihren Patienten helfen wollen", sagt Thorwart.
"Sie leiden aber unter den Rahmenbedingungen und dem Druck, dem sie in ihrem beruflichen Handeln ausgesetzt sind", schildert die Seelsorgerin. Hier setze die Ethikberatung an, biete eine Hilfestellung und kann "in kniffligen Situationen entlasten". Auch die allgemeine Klinikseelsorge habe die Pfarrerin maßgeblich geprägt, erklärt das Klinikum Coburg. So suchten nicht nur christliche, sondern Menschen allen Glaubens oder Nichtglaubens das Gespräch mit der empathischen Kommunikatorin.
Dabei sei es auch vorgekommen, dass Begegnungen ohne Worte seitens der Patienten stattgefunden haben: Thorwart suchte auch Patienten auf der Intensivstation auf, "die in dem Moment nicht mit ihr reden konnten. Aber auch für diese wollte sie da sein und sprach zu ihnen", schildert das Klinikum Coburg. Ihre Arbeit war stets in große gesellschaftspolitische Fragestellungen eingebettet: Wie der Patientenwille gewahrt werden kann, auch wenn sich der Betroffene nicht selbst artikulieren kann, die Fragen nach individueller Sterbebegleitung, dem Prozess der Trauerbewältigung oder auch der Organspende stellten einen großen Teil ihrer Arbeit dar.
"Einsamkeit hat mich berührt": Seelsorgerin gibt Einblicke in Klinik-Alltag
Viele Patienten suchten neben der Seelsorgerin auch den zentral im Klinikum gelegenen Andachtsraum auf. Dort sollte ursprünglich ein Frisörsalon einziehen, was aber seinerzeit nicht klappte. "Stattdessen bekommt man bei uns den Kopf und das Herz gewaschen", sagt Susanne Thorwart augenzwinkernd. Die Arbeit am Klinikum sei jeden Tag aufs Neue herausfordernd gewesen, auch emotional. "Vor allem die Einsamkeit mancher Patienten hat mich berührt, insbesondere wenn es auf das Ende zuging", schildert die Seelsorgerin. "Ich habe mich immer als Interessenvertreterin der Patienten gesehen." Und auch für die Mitarbeiter "stand ihre Tür immer offen", heißt es vonseiten der Klinik.
Die Pfarrerin stand ihrem Umfeld so auch bei Sinn- und Lebenskrisen oder zum Verarbeiten von traumatischen Erfahrungen im beruflichen Kontext zur Seite. Thorwart war darüber hinaus auch eine der Initiatoren der Gedenkgottesdienste für Mitarbeiter: "Der Klinikbetrieb geht weiter, auch wenn Kollegen unerwartet versterben. Aber das Team muss die Möglichkeit bekommen, mit dem Verlust umzugehen und ihn zu bewältigen." Dabei entstand oft ein Vertrauensverhältnis, das sich auch außerhalb des Klinik-Alltags widerspiegelt: "In der Folge wurde sie oft für außerklinische Aufgaben angefragt, zum Beispiel für Eheschließungen von Mitarbeitern oder die Taufen ihrer Kinder."