Frei sprechen und sich auf der Bühne bewähren, soll nach Ansicht von Pädagogen die Persönlichkeit von Kindern stärken. Deswegen wurden im Kreis Coburg nun die Schultheatertage gestartet.
Emil hat Bauchschmerzen vor lauter Lampenfieber, die Mädchen plappern durcheinander, das Keyboard ist noch nicht am Platz, Hausmeister und Techniker Oliver Kupfer macht den Sound-Check. Rund 150 Mädchen und Jungen aus acht Schulen des Landkreises gestalteten mit ihrem Theaterspiel die Premiere des Schultheatertages in der Gerold-Strobel-Halle in Bad Rodach. Seit über einem Jahr gibt es im Landkreis drei Schul theaterbeauftragte, die an Fortbildungen teilnehmen und in konzertierter Aktion das Schul theaterspiel beleben wollen. "An den Schulen passiert so viel in Sachen Theaterspiel", sagt Schulrätin Gisela Rohde, "und wir wollen, dass sich die Theaterarbeit in den Arbeitsgemeinschaften gegenseitig befruchtet."
Nicht nur zu Schulfesten
Neben Stefanie Liebl sind es Kerstin Nößler und Petra Knoch, die zur Premiere des Schultheatertags als Schultheaterbeauftragte den Hut aufhatten.
Über den eigenen Tellerrand der Schulaufführungen zu Weihnachten oder zu Schulfesten hinaus blicken, sagt Petra Knoch, sei die Intention des Arbeitskreises, in dem acht Schulen des Landkreises vertreten sind.
Die Kinder der Jean-Paul-Schule Coburg können allerdings nur eine Szene aus der "Goldenen Gans" spielen, weil die anderen Akteure beim Probeunterricht für Realschule oder Gymnasium sind. An der Mittelschule Bad Rodach, erzählt Pädagogin Petra Knoch, seien es 30 Kinder verschiedener Klassenstufen, die in der Theatergruppe regelmäßig proben.
Eine Bewährungsprobe
In dieser großen Halle vor einem Publikum zu spielen, das nicht aus Klassenkameraden, Eltern und Großeltern besteht, sei schon eine Herausforderung für die Kinder. "Das verlangt eine gute Portion Mut und Selbstbewusstsein", sagt Petra Knoch.
Genau das, erklärt Gisela Rohde, wolle man mit so einem Schultheatertag auch erreichen. Die Kinder sollen sich trauen, frei zu spielen und zu sprechen, sich darzustellen und Selbstbewusstsein aufzubauen. Das müsse gerade in der Grundschule gefördert werden, weil da die Kinder noch unbekümmert aufträten.
"Prinzessin Anna oder wie man einen Helden findet" haben die Kinder der Grundschule Bad Rodach ihr Theaterstück genannt, das nach einer Bilderbuchvorlage entstand und eine Reise durch die Grimm'sche Märchenwelt ist. Kreatives Theater nennen es Kerstin Nößler und Petra Knoch, und die Kinder haben allerlei Requisiten mitgebracht: Rumeysa ein Reh für "Brüderchen und Schwesterchen", Fabien Erbsen und Linsen für "Aschenputtel und Anna einen Schleier für "Rapunzel".
Die Rödentaler spielen den "Weihnachtsschnarchbär" und die Großheirather bringen den "Frechen Zauberer" auf die Bühne.
Sagenhaftes zeigen die Lautertaler und die Ahorner präsentieren "Supertalente". Von der Grundschule Heimatring Coburg gibt es den "Gestiefelten Kater" und die Ketschendorfer Grundschüler werfen sich in des "Kaisers neue Kleider".
Talent zeigt sich
Ja, da hat Gisela Rohde durchaus recht: Da schlummern ungeahnte Talente. Und Ditmar Jänsch, Rektor der Mittelschule Bad Rodach, hatte den Kindern gleich eingangs den Weg auf die Bühne erleichtert: "Wenn es mal schiefgeht, dann lacht einfach drüber. Wir sind alle keine Perfektionisten."
Ein gelungenes Experiment war dieser Schultheatertag, dem - das hoffen alle kleinen und großen Akteure - noch möglichst viele folgen werden.