Kein Rezept für die Musikschule

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Herr am Herd: Peter Theins größtes Hobby ist das Kochen. Foto: Gabi Bertram
Herr am Herd: Peter Theins größtes Hobby ist das Kochen.  Foto: Gabi Bertram

Heute wird der ehemalige SPD-Kreisrat Peter Thein 65. Das Aus der Musikschule sieht er als seine größte Niederlage.

Das Drei-Gänge-Menü fürs Geburtstagsessen steht: Endiviensalat mit Fenchelkrokant, Kalbsschnitzel mit Mozzarella und mit Trockenfrüchten gefüllte Buchteln auf Vanillesoße. Peter Thein ist ein leidenschaftlicher Koch, der gern experimentiert. Die allgegenwärtigen Kochsendungen braucht er dazu nicht. Und er hat auch überhaupt keinen Fernseher. Der ehemalige Vorsitzende des Fördervereins der Landkreis-Musikschule und SPD-Kreisrat wird heute 65 Jahre alt.

1948 geboren und in Rodach aufgewachsen, verbrachte er als kleiner Junge viel Zeit bei den Großeltern in Beuerfeld. Schon als Vierjähriger, erzählt er, habe er im Hühnerstall die Eier geholt und sich ein Rührei in die Pfanne geschlagen. Schon damals hat er seiner Oma und seiner Mutter in der Küche gerne über die Schulter geschaut.
Nach dem Abitur am Ernestinum studierte er in Würzburg und Tübingen Jura sowie Soziologie.
In dieser Zeit fand er zu den Jusos, wurde Vorstandssprecher und trat 1972 in die SPD ein. Er legte das Staatsexamen in Jura ab, absolvierte ein Forschungsseminar in Soziologie, schrieb in diesem Fach seine Magisterarbeit zum Thema "Demokratisierung der Verwaltung".

Dann lernte er seine Frau Kerstin kennen. 1977 kehrten die beiden nach Rodach zurück. Beruflich folgte die Referendarzeit, politisch das Engagement im SPD-Ortsverein. Von den Genossen wurde Peter Thein bereits 1978 für den Kreistag nominiert und zog im gleichen Jahr ins große Haus des Landkreises ein. 18 Jahre lang agierte Thein als Kreisrat, erlebte Höhen und Tiefen.

Ein wichtiger Einschnitt

Die deutsche Einheit war für ihn persönlich ein bedeutender Einschnitt - beruflich, politisch und auch privat. In diese Phase hinein, erinnert er sich, fielen die Pläne zur Gründung einer Kreismusikschule. Dabei war Thein zuerst einer der Bedenkenträger. "Die Einheit würde Geld kosten, das war mir klar. Und ob dann noch die 500   000 Mark als Zuschuss für die Kreismusikschule übrig bleiben würden, daran hatte ich so meine Zweifel", sagt er. Letztlich hatte er sich vom "Bildungsargument" in der Fraktion überzeugen lassen.

Er kam in den Elternbeirat, wurde 2000 Vorsitzender des Fördervereins, kümmerte sich um Spenden, Sponsoren und Organisation. Aber es gab Probleme, vor allem finanzielle. Thema waren immer wieder auch die Gehälter der Musiklehrer. "Manche Kommune", sagt Thein, "hatte die Vorstellung, Musiklehrer wie ehrenamtliche Übungsleiter zu entlohnen." Die Zweckvereinbarung zerfiel, weil die Mittel im Landkreis immer knapper wurden. Nach über zehn Jahren beschloss der Kreistag das Aus für die Musikschule. Das bezeichnet er als seine größte Niederlage in den Kreistagsjahren.

Als ermutigende Erfolgserlebnisse nennt er alles, was mit der deutschen Einheit zu tun hat: Straßenbau, Verwaltungshilfen, auch die Azubis in seiner 1982 gegründeten Anwaltskanzlei, die aus den neuen Bundesländern kamen. Für ihn, sagt er, habe die Einheit relativ schnell funktioniert.

2007 kehrte er nach 37 Jahren Mitgliedschaft seiner Partei den Rücken. Zu viele Enttäuschungen seien da im Spiel gewesen. Er habe sich in der Provinz auf verlorenem Posten gefühlt. Er sei von Anfang an ein Anhänger der linken-ökologischen Parteilinie gewesen und war in der SPD ein Grüner, als es die Grünen noch gar nicht gab. "Da war kein Blumentopf zu gewinnen", sagt Thein. Vielleicht, räumt er ein, habe er auch nicht immer den richtigen Ton getroffen und mit seinen Argumenten andere erschlagen.
Haus- und Heimwerker ist Peter Thein mit Leidenschaft, ist stolz auf seine Söhne Philipp und Niklas, die in seine Fußstapfen treten und Jura studieren.

Kochen als Leidenschaft

Und er kocht für sein Leben gern, hat 25 Jahre Kochkurse an der Volkshochschule besucht. Musik liebt er, Jazz und Klassik, Theater, Tennis, Skifahren, Spaziergänge und die Therme in Bad Rodach. Und genau dafür brauchen er und seine Frau keinen Fernseher.