Ein klares Bekenntnis gab Dominik Sauerteig für den Klinikverbund Regiomed ab. Es sei "elementar für die öffentliche Daseinsvorsorge", dass die Krankenhäuser in kommunaler Hand bleiben. Es sei aber wichtig, strukturelle Änderungen vorzunehmen und den Aufsichtsrat mit Fachleuten zu besetzen. Auch plädierte er für einen Klinik-Neubau auf der Lauterer Höhe.
Zu den weiteren Themen, die Sauerteig streifte (bezahlbarer Wohnraum, mehr Grün in der Stadt, Kampf gegen Armut und für Chancengleichheit, Mobilitätskonzept), gehörte auch die Energiepolitik. Ein "erhebliches Potenzial" sieht er bei der Fernwärme. Als "kühne Vision" nannte er eine Energieautarkheit des Coburger Landes. Außerdem plädierte Dominik Sauerteig dafür, dass bereits jetzt keine Stadtbusse mehr mit konventionellen Dieselantrieben angeschafft werden. Beim CEB sollte geprüft werden, ob Müllwagen und Straßenkehrmaschinen schnell auf umweltfreundlichere Antriebsarten umgestellt werden können.
Sehr offen ging Sauerteig mit einem Vorwurf um, der gelegentlich zu seiner Person geäußert wird: "Mir ist durchaus bewusst, dass ich zu Beginn des Wahlkampfs und wahrscheinlich auch am Ende nicht der persönlich bekannteste, der smarteste oder derjenige Kandidat mit dem schönsten Dauerlächeln sein werde. Das entspricht nicht meinem Naturell." Darauf komme es seiner Meinung nach aber auch nicht an. "Worauf es ankommt, ist es, authentisch und menschlich zu bleiben und die Bodenhaftung nicht zu verlieren."
Als Seitenhieb auf den Radiomoderator Thomas Apfel, der wohl OB-Kandidat von Pro Coburg wird, konnte folgende Bemerkung verstanden werden: "Wer meint, politische Quereinsteiger ohne Anbindung an Landes- und Bundespolitik oder Beschäftigung mit dieser könnte mühelos langjährig politische aktive Menschen ersetzen, der verkennt die Notwendigkeit, in Bundes- und Landespolitik Weichen zu stellen für die Kommunalpolitik." Und: "Wer annimmt, als Seiteneinsteiger alles besser zu können, der verkennt gnadenlos den Wert langatmiger politischer Arbeit."
Begeisterter Radfahrer
Dominik Sauerteig gehört seit 2014 dem Stadtrat an. Ehrenamtlich engagiert ist er unter anderem als Vorsitzender des Vereins Hartz und Herzlich, der in Coburg ein Sozialkaufhaus betreibt, sowie als Finanzvorstand bei der Coburger Schülerverbindung Ernestina. Sein größtes Hobby ist Radfahren.
Thomas Nowak: "Ich hätte es gerne gemacht"
Elf Jahre Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, knapp sechs Jahre Dritter Bürgermeister, dazu lange Zeit an der Spitze des Stadtjugendrings, des SV Hut Coburg sowie aktuell des Kirchenvorstands von St. Johannes: Thomas Nowak hatte seine kommunalpolitische Erfahrung sowie auch sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement in die Waagschale geworfen - doch das alles sollte nicht reichen. Entsprechend enttäuscht zeigte sich der 51-Jährige nach der knappen Niederlage. "Ich hätte es gerne gemacht", sagte er in einer ersten Stellungnahme.
Und wie geht's jetzt weiter? Bereits im Vorfeld hatten Thomas Nowak und Dominik Sauerteig erklärt, im Falle einer Niederlage den jeweils anderen unterstützen und auch auf der SPD-Stadtratsliste, die nächsten Samstag beschlossen wird, an prominenter Stelle kandidieren zu wollen. In seiner Bewerbungsrede hatte Nowak betont: "Wir werden das Jahr 31 einer sozialdemokratisch geprägten Kommunalpolitik in Coburg nur einläuten können, wenn wir alle gemeinsam dafür kämpfen - ich bin dabei, am liebsten als euer OB-Kandidat." Unmittelbar nach der Abstimmungsniederlage wurde Nowak mit der Frage konfrontiert, ob er es sich vorstellen könne, auch nach der 2020er Wahl noch hauptamtlicher Bürgermeister und Sozialreferent zu sein. "Das ist derzeit alles offen", sagte Nowak.
Daß sich die coburger SPD Herrn Sauerteig als Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters ausgesucht hat, ist zunächst einmal ein kleiner Hoffnungsschimmer. Herr Sauerteig ist noch vergleichsweise jung und er ist von daher einigermaßen unverdächtig, mit dem obligatorischen coburger Klüngel in einen unangenehmen Zusammenhang gebracht zu werden. Es wäre für die auch in Coburg nicht gerade vom Erfolg verwöhnte SPD schön, wenn Herr Sauerteig seinem Namen Ehren machen würde und er als der sprichwörtliche Sauerteig der lokalen SPD wirkte. Nun macht aber eine Schwalbe noch keinen Sommer und ein Sauerteig allein verschafft der SPD auch in Coburg noch keine Wahlerfolge. Wenn Herr Sauerteig gewählt werden will, dann hat er nicht nur seine Unabhängigkeit gegenüber allen möglichen Einflüsterern - insbesondere aus dem Umfeld wirtschaftsnaher Kreise - zu erklären, sondern sie auch tagtäglich durch entsprechendes Handeln zu dokumentieren und unter Beweis zu stellen. Auch hat er wie übrigens auch die gesamte SPD die Themen zu "beackern", die einer überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung wichtig sind: bezahlbarer Wohnraum, guter ÖPNV, wirtschaftliche Prosperität ohne Verfolgung abenteuerlicher Ziele, massiver Einsatz für alle sozialen Parameter (Gesundheit,Bildung,Pflege,Betreuung), anstatt der Bevölkerung lediglich zwar wohlklingende, aber letztlich völlig nutzlose Programme und "Projekte" verkaufen zu wollen. Herrn Sauerteig ist hoffentlich bewußt, daß er ab jetzt unter Beobachtung steht und er nur noch an seinen Taten, aber nicht an schön klingenden Worten gemessen wird. Hic Rhodos,hic salta.