Seit 100 Tagen ist der Windpark "Bürgerwald" im Itzgrund (Landkreis Coburg) offiziell in Betrieb. Die Bilanz des Betreibers fällt positiv aus.
Erstaunlich ruhig ist es um den Windpark "Bürgerwald" im Itzgrund geworden. Seit genau 100 Tagen sind die vier Anlagen inzwischen offiziell in Betrieb, der große Ärger im Vorfeld samt mehrerer Klagen vor dem Verwaltungsgericht scheint verraucht. Und jetzt kommen ja erst die Monate, in den im Coburger Land erfahrungsgemäß richtig Geld mit Windrädern verdient werden kann.
Martin Demmeler arbeitet bei "Green City Energy" - dem Unternehmen, das den Windpark gebaut hat. Er war Leiter des Projekts und geht davon aus, dass die ertragreichen Monate erst bevorstehen. "Tiefdruckgebiet vom Atlantik kommend, Hauptwindrichtung Süd-West", ist laut Demmeler die Hauptwetterlage, von der die Windräder auf den Höhen über Welsberg profitieren sollen. Von Dezember bis Februar sei überwiegend mit solcher Witterung zu rechnen. Aus Sicht der Energiewende, erklärt der Projektleiter, treffe sich das mit dem windigen Winterwetter ganz gut - schließlich sei das die Phase, in der von den Photovoltaikanlagen in Deutschland eher wenig Energie produziert werde. Da fülle der Wind die Lücke im Sonnenstrom.
Martin Demmeler ist nicht grundlos optimistisch. Auf Tageblatt-Nachfrage hat er sich extra von der technischen Betriebsführung seines Unternehmens die Daten über die vergangenen 100 Tage beim "Bürgerwald"-Winderpark geben lassen. "Sehr gut" findet er diese, sagt der Projektleiter. Die ersten Monate nach der Installation darf man bei einem Windpark nicht zum Maßstab nehmen. Demmeler erklärt, warum das so ist: "Eine Windkraftanlage ist kein Auto: Das bekommt man geliefert und man kann sofort damit los fahren. Ein Windrad muss es vor Ort zusammengebaut werden." Da gehöre eine teils monatelange Test- und Optimierungsphase dazu. Beim "Bürgerwald" ist diese nach Angaben von "Green City Energy" erst im Laufe des Monats Mai zu Ende gegangen. Selbst technische Probleme an den Anlagen seien in der Startphase keine Seltenheit. Auch in Welsberg, deutet Demmeler an, hat es diese gegeben: "Aber unser Hersteller, Nordex, hat da schnell nachgebessert." Probleme, die den künftigen Betrieb des Windparks beeinflussen könnten, seien dies aber nicht gewesen.
Mit ersten Phase des Dauerbetriebes (Mai bis September) ist man in der Zentrale von "Green City Energy" in München zufrieden. "Sie ist so verlaufen, wie wir sie erwartet haben", sagt Demmeler, zögert ein bisschen und sagt dann: "Die Zahlen sind sehr gut."
Deutlich über den Erwartungen lag sogar der September. Klar, denn der war deutlicher windiger als zum Beispiel der Spätsommer im vergangenen Jahr. "Mitte September", berichtet Martin Demmeler, "sind die Anlagen fast vier Tage lang im Volllastbetrieb gelaufen". Das ist erst der Fall, wenn der Wind mit mehr als zehn Meter pro Sekunde um die Rotoren pfeift. Zehn Meter pro Sekunde entsprechen 36 Kilometern pro Stunde. Bei den "ordentlichen Tiefdruckgebieten" (Demmeler) im September wurden gleich mehrfach Windspitzen zwischen 70 und 80 Kilometern pro Stunde gemessen.
Derartige Sturmböen sind es aber nicht, die Windparkunternehmen glücklich machen. "Die konstante Teillast ist für uns am wichtigsten", sagt Martin Demmeler. Diese erreichen die in Welsberg aufgestellten Anlagen des Typs Nordex N117 bei Windgeschwindigkeiten zwischen fünf und sieben Metern pro Sekunde. In diesem Punkt, sagt Martin Demmeler, habe der Standort Welsberg die Erwartungen erfüllt: "Gerade im September waren unsere vier Anlagen fast durchgehend in Betrieb."
Und dennoch hat es im Umfeld der Anlagen keinen Ärger gegeben. Martin Demmeler klingt fast selbst ein bisschen verwundert, wenn er sagt: "Bei uns sind keine Beschwerden angekommen." Diese Einschätzung bestätigt auch Dieter Pillmann, Pressesprecher am Coburger Landratsamt - wo man ja seit dem Ärger um den Sonnefelder Windpark derartige Projekte besonders aufmerksam beobachtet: "Hier im Landratsamt sind seit Inbetriebnahme der Windenergieanlage Bürgerwald keine Beschwerden vorgetragen worden."