Grub am Forst
Corona-Pandemie

In Grub am Forst fährt im Falle der Fälle der Impfbus

Der Gemeinderat Grub am Forst (Landkreis Coburg) hat den Weg frei gemacht, dass alle nicht mobile Senioren zum Impfzentrum kommen können.
Herr Köhler, übernehmen sie: Bürgermeister Jürgen Wittmann freut sich, dass Klaus Köhler (rechts) und weitere Helfer bei Bedarf Senioren ins Impfzentrum nach Witzmannsberg fahren werden. Mit dem  Seniorenbus der Gemeinde  steht das passende Fahrzeug zur Verfügung. - Foto: Berthold Köhler
Herr Köhler, übernehmen sie: Bürgermeister Jürgen Wittmann freut sich, dass Klaus Köhler (rechts) und weitere Helfer bei Bedarf Senioren ins Impfzentrum nach Witzmannsberg fahren werden. Mit dem Seniorenbus der Gemeinde steht das passende Fahrzeug zur Verfügung. - Foto: Berthold Köhler

Für die Zustimmung zu diesem spontan eingereichten Antrag hat Jürgen Wittmann (Gut für Grub) am Montagabend bei der Gemeinderatssitzung in der Schule gar nicht groß werben müssen. "Feuer und Flamme" seien die Gemeinderäte von der Idee gewesen, dass für Impfwillige in der höchsten Prioritätsstufe der über 80-Jährigen ein Fahrdienst zum Impfzentrum nach Witzmannsberg angeboten werden soll. Organisiert wird das Angebot von der Gemeinde und Klaus Köhler, der sich seit geraumer Zeit schon im Rahmen der Nachbarschaftshilfe Einkäufe für nicht mobile Grüber Bürger kümmert.

Allerdings: Ein Freibrief für alle Senioren und Angehörigen, sich zurückzulehnen und auf die Gemeinde zu verlassen, soll das Angebot nicht sein. "Wirklich nur die, bei denen es wirklich nicht anders geht", sollen sich bei der Gemeinde melden, wenn sie vom Impfzentrum einen Termin bekommen haben und keine Chance sehen, nach Witzmannsberg zu kommen. Klar: Es gibt natürlich die Möglichkeit, über die Busverbindungen des Öffentlichen Personennahverkehrs von Grub am Forst in den Ahorner Gemeindeteil zu kommen. Aber Klaus Köhler hat sich die Linien mal angeschaut und sagt: "Das geht nur knapp unter einer Stunde und nicht ohne Umsteigen." Von den Risiken einer Ansteckung mit dem Corona-Virus in einem öffentlichen Verkehrsmittel ganz zu schweigen. Der Bus ist also keine Alternative für einen Personenkreis, der sich grundsätzlich schon schwer damit tut, mobil zu sein - das steht für Klaus Köhler außer Frage. "Mit einfachen Mitteln, schnell und unbürokratisch", sei stattdessen sein Vorschlag, warb der 66-Jährige in seinem Schreiben an den Gemeinderat.

Die Kosten für die Gemeinde dürften sich als überschaubar erweisen. 2,50 Euro pro Fahrt dürfte der Kraftstoff verursachen, Personalkosten entstehen nicht, weil Klaus Köhler mit seinen Mitstreitern aus der Nachbarschaftshilfe die Fahrten übernehmen würde. Das Team besteht aus ihm als Organisator und fünf Freiwilligen - alle Rentner, die abrufbereit sind. Dass das Angebot über Gebühr ausgenutzt wird, glaubt der Bürgermeister eh nicht: "Unsere Leute sind vernünftig." Klein ist der in Frage kommende Personenkreis aber nicht, das weiß auch Jürgen Wittmann: "Wir haben 192 Einwohner, die über 80 Jahre alt sind." Zum Einsatz kommen soll bei den Fahrten der Bus, den die Gemeinde vor sechs Jahren über Spenden für die Seniorenarbeit angeschafft hat. In diesem Fahrzeug kann auch der Corona-Mindestabstand von anderthalb Meter eingehalten werden, FFP-2-Maske ist obligatorisch, pro Fahrt wird nur ein Passagier mitgenommen.

Der Fragebogen ist wichtig

Mehr geht auch nicht. Bernd Reisenweber (Bürgergemeinschaft), der Vorsitzende des Coburger Kreisverbandes im Bayerischen Gemeindetag, warnt auf Tageblatt-Nachfrage davor, überhaupt auch nur einen Gedanken an Sammelfahrten zu verschwenden: "Das geht auf keinen Fall." Zudem dürfe nicht vergessen werden, das Fahrzeug nach jeder Fahrt aufs Neue zu desinfizieren. Aber natürlich macht sich auch Reisenweber als Bürgermeister der Gemeinde Ebersdorf seine Gedanken, wie man die "Ü-80er", die weder über familiäre noch nachbarschaftliche Kontakte an eine Mitfahrgelegenheit kommen, nach Witzmannsberg bringen kann. Die Grundlage für die Entscheidung könnte der Fragebogen, den der Landkreis an die Betroffenen der ersten Ímpf-Priorität geschickt hat, sein. "Wenn die Antworten da sind und wir wissen, wo die Probleme liegen, werden wir uns unterhalten", versichert der Sprecher der Landkreisbürgermeister. Deshalb sein Aufruf an die Senioren: Den Fragebogen schnell ausfüllen und zurückschicken!

Mehr mobile Teams

Hoffnung weckt bei Bernd Reisenweber, dass es schon bald Corona-Impfstoffe geben soll, die in der Handhabung leichter als der aktuell eingesetzte Wirkstoff der Firmen Biontech und Pfizer ist. Sind diese verfügbar, könnte es sich der Ebersdorfer Bürgermeister auch gut vorstellen, dass vielleicht noch mehr mobile Impfteams zu nicht-mobilen Senioren nach Hause kommen könnten. An der Unterstützung der Gemeinden werde es dabei nicht scheitern, versichert Reisenweber: "Wenn zum Beispiel Fahrzeuge gebraucht werden, können wir sofort helfen." Um kein organisatorisches Kuddelmuddel zu erzeugen, rät Bernd Reisenweber dabei aber von Individuellen Lösungen der einzelnen Gemeinden ab. Wenn so etwas funktionieren könne, dann nur unter der organisatorischen Federführung des Witzmannsberger Impfzentrums.

So läuft's in Grub

Senioren aus dem Gemeindegebiet, die keine Möglichkeit haben, mit Verwandten oder Bekannten ins Impfzentrum zu kommen, können sich an Sabine Klug inter der Gemeindeverwaltung wenden: Telefon 09560/922010.