Die Spedition und Logistikfirma Rauh aus Kronach hatte gute Gründe, im Itztal ein neues Logistikzentrum zu errichten.
Wenn Philipp Rauh die Gründe aufzählt, warum sich das Familienunternehmen, das er in dritter Generation mit führt, für den Standort Großheirath entschieden hat, zählt er eine ganze Reihe von Gründen auf. Da ist die Nähe von Kunden, die Anbindung an die Autobahn und das Glasfasernetz oder der günstige Grundstückspreis. Und es gibt einen Grund, der Landrat Michael Busch bei seinem Besuch im Unternehmen besonders freut: Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Großheirath.
"Vor allem die Schnelligkeit von Entscheidungen war wirklich gut", sagt Philipp Rauh. So wünscht sich der Landrat das Vorgehen der Kommunen im Kreis, wenn es um die Ansiedlung von Unternehmen geht, die Arbeitsplätze für das Coburger Land bringen. 30 sind es im Fall der Rauh Spedition und Logistik GmbH. Darunter sind auch ständig Auszubildende in Berufen wie Speditionskaufmann, Berufskraftfahrer oder als Logistikfachleute.
Infrastruktur verbessern
Nachwuchssorgen gibt es im Speditionsgewerbe vor allem bei den Berufskraftfahrern. Autonomes Fahren könnte da eines Tages Abhilfe schaffen. Doch an eine rasche Umsetzung glaubt Philipp Rauh nicht. "Dafür müsste noch viel in der Infrastruktur verbessert werden", sagt er. Die Selbstfahrer wären auf lückenlose Datenübermittlung angewiesen. Dass es die selbst entlang von Autobahnen zurzeit noch nicht gibt, kann Michael Busch aus eigener Erfahrung mit dem Dienstwagen bestätigen.
Zudem müssten für selbstfahrende Lkw Plätze geschaffen werden, die sie autonom anfahren, um von dort mit menschlichen Fahrern weiter gesteuert zu werden. Ungeklärte Haftungsfragen bei Unfällen sind ein weites Hemmnis, das geklärt werden muss. Bis es so weit ist, konkurrieren die Speditionen auf dem Arbeitsmarkt um die vorhandenen Fahrer.
Vor allem der Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung wird dem Landrat zu langsam abgebaut. Zwar sind inzwischen Fördermittel in beachtlicher Größenordnung bereit gestellt, um schnelles Internet in die Fläche zu bringen, doch Fachleute sehen fehlende Ressourcen an Material und Kapazität bei den ausführenden Firmen als Bremsklotz. Der Einsatz von Lkw mit Elektroantrieb interessiert Philipp Rauh und seinen Bruder Jan durchaus. Sie haben Lkw im Regelbetrieb auf immer gleichen Routen in der Region im Einsatz. Dafür käme ein Elektrofahrzeug infrage. Außerdem hat das 2016 in Großheirath bezogene Gebäude eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und könnte die Energie für die Ladung der Lkw selbst erzeugen. Doch bis jetzt konnte eine solche Lösung noch nicht umgesetzt werden.
Spezialisten für Übersee
Täglich werden im Logistikzentrum 50 bis 100 Fahrzeuge abgefertigt. Darunter sind jede Woche 60 bis 120 Überseecontainer. Sie werden auf besondere Weise behandelt. "Die Reeder müssen genau wissen, wie schwer der Container ist", erklärt Philipp Rauh. Daher rollen die Lkw bei der Ankunft und bei der Abfahrt über eine Waage. Das besondere dabei ist eine lückenlose Videodokumentation. Sie belegt im Zweifelsfall, dass der Lkw richtig auf der Waage gestanden hat, dass es sicher genau der Container war, der zu diesem Zeitpunkt transportiert wurde und wann genau das Fahrzeug das Logistikzentrum verlassen hat. Das gibt den Kunden Sicherheit - der Spedition aber auch, falls ungerechtfertigte Vorwürfe erhoben werden.
Standortvorteil Autobahn, warum fahren dann die LKW über die B4 nach Süden?
Wenn die Speditionen ihre Fahrer gscheid bezahlen würden, dann hätten sie auch keine Probleme Fahrer zu finden. Aber 2000€ bei 220 Std. im Monat ist noch nicht mal Mindestlohn