Imker freuen sich in Gemünda, dass Landwirte auf ihren Feldern den Tisch für die Bienen reich decken.
Wenn Gerhard Jöchner vor seinem Maisfeld steht, umgibt ihn eine reiche Blütenpracht. Er ist einer der Gemündaer Landwirte, die in Zusammenarbeit mit dem Imkereiverein um ihre Maisfelder umfangreiche Blühstreifen angelegt haben. Um Imkern und Natur ein wenig zu helfen, nehmen diese Bauern Ertragseinbußen in Kauf.
"Die Streifen sind ungefähr drei Meter breit. Zwei Drittel der Maisfelder in Gemünda haben jetzt solche Blühstreifen und bei manchen gehen sie rund ums Feld", erklärt Gerhard Jöchner. Bis zu 30 verschiedene Sommer- und Herbstblüher sind in der Mischung enthalten, die er ausgesät hat. Daraus wächst eine bunte Blütenvielfalt in allen möglichen Farben.
"Es könnte noch mehr drin sein, aber teilweise haben die Blühstreifen auch unter dem extremen Wetter gelitten", erklärt der Landwirt.
Wie Getreide und Mais hatten die Blühstreifen mit Schlagregen Kälte und später Trockenheit zu kämpfen. Verschiedene Kleesorten beispielsweise sind deswegen kaum aufgegangen.
Die Imker freut es Als Vorsitzende des Imkereivereins freut sich Sylvia Franz natürlich über dieses Angebot für ihre Bienen. Weiß blühender Klee, lila Sommerwicken und Phacelia, gelber Senf, rötliche Ringelblume und Roter Mohn stehen neben blauen Kornblumen und weiß-gelber Hundskamille. "Die Bienen brauchen jetzt im Herbst Pollen für die Brut, das ist wichtig, wenn wir starke Völker wollen", erklärt die Imkerin. Die 22 Imker in Gemünda haben ungefähr 60 Bienenvölker. Das ist eine stattliche Zahl, sagt Sylvia Franz. Stolz erzählt sie, dass ihr Verein vergleichsweise "jung" ist. Die Mitglieder sind im Alter zwischen 25 und 88 Jahren.
"Und es werden ständig mehr", fügt Tochter Astrid Franz hinzu, die zusammen mit ihrer Mutter allein 20 Völker betreut.
Das Verhältnis zu den Bauern ist im Ort traditionell gut. "Wir brauchen die Bauern, weil sie es sind, die die Felder bestellen", weiß Sylvia Franz. Gerhard Jöchner betont aber, dass auch die Bauern von den Bienen profitieren, die zur Bestäubung ihrer Kulturen beitragen. Weil sie das wissen, sagt Jöchner, lassen die Gemündaer Bauern schon seit 15 Jahren Pufferstreifen zwischen ihren Feldfrüchten und angrenzenden Gräben stehen. Die werden dann höchsten einmal im Jahr spät gemäht. Auch die Wegränder sind gewissermaßen Blühstreifen. Daher werden sie erstens spät gemulcht und zweitens wechselseitig, so dass immer eine Seite noch für die Tierwelt stehen bleibt. Extra Subventionen bekommen die Bauern übrigens nicht für die Blühstreifen.
Im Gegenteil, sie müssen Saatgut kaufen, es ausbringen und die Fläche der Blühstreifen geht vom Ertrag des Maisackers ab, der für eine Biogasanlage gedacht ist. Der Blühstreifen muss zudem zur Kontrolle beim Amt für Landwirtschaft angemeldet und dokumentiert werden.
Zusammenarbeit betonen "Die Aktion soll zeigen, dass Landwirte und Imker gut zusammenarbeiten und sich in der öffentlichen Diskussion nicht gegeneinander ausspielen lassen wollen", erklärt Jöchner einen weiteren Hintergrund. Die gute Zusammenarbeit rechnet Sylvia Franz den Landwirten hoch an. Und die Rücksichtnahme geht noch weiter.
"Manche fragen sich wohl, was wir da machen, wenn wir erst am Abend mit der Feldspritze unterwegs sind", sagt Gerhard Jöchner.
Dass Landwirte erst nach 20 Uhr Insektizide einsetzen, wenn das zum Schutz der Feldfrucht sein muss, liegt daran, dass zu diesem Zeitpunkt die Bienen ihren Flug beendet haben.
So werden sie nicht von den Mitteln erwischt, die bis zum nächsten Morgen auch bereits wieder abgebaut sind. Inzwischen hat er noch eine gute Nachricht für die Imker. Ein Landwirt plane eine Winterbegrünung mit Phacelia auf Flächen, auf die im Frühjahr Mais kommen soll. Dann wird der Tisch für die Bienen noch reicher gedeckt.