In der Region Rennsteig wurde eine Bergwacht installiert

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Die neue Bergwacht Rennsteig mit Leiter Ralf Schmidt (Zweiter von links) Foto: Bettina Knauth
Die neue Bergwacht Rennsteig mit Leiter Ralf Schmidt (Zweiter von links) Foto: Bettina Knauth
Für seine herausragenden Verdienste um den Notarztdienst im Rettungsdienstbereich Coburg ehrte Sitzungsleiter Norbert Tessmer (rechts) Dr. Gerhard Beyer mit der Ehrennadel des Zweckverbands. Foto: Bettina Knauth
Für seine herausragenden Verdienste um den Notarztdienst im Rettungsdienstbereich Coburg ehrte Sitzungsleiter Norbert Tessmer (rechts) Dr. Gerhard Beyer mit der Ehrennadel des Zweckverbands. Foto: Bettina Knauth
 

Die neue Bergwacht Rennsteig verbessert den Rettungsdienst im nördlichen Oberfranken.

Vermisste suchen, verletzte Skifahrer von der Piste oder verunglückte Forstleute aus dem Wald retten: Das soll in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels nun besser und schneller gehen dank der neueingerichteten Bergwacht Rennsteig. Der Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung Coburg hatte die Bergrettung für diesen Teil Oberfrankens mit dem Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrags am 12. Oktober 2015 auf den Weg gebracht. In der Verbandssitzung am Mittwoch stellte Ralf Schmidt vom BRK-Kreisverband Kronach die neue Niederlassung der Bergwacht Bayern vor.


Dienstantritt Ende 2015

Ende November 2015 konnte die Bereitschaft Rennsteig mit der Bergrettungswache in Steinbach am Wald und einem zusätzlichen Fahrzeugstandort in Kronach ihren Dienst antreten. "Es war für uns ein langer Weg", berichtete Schmidt.
Erst nach drei Jahren "umfassender Ausbildung" könnten die ehrenamtlichen Helfer in den aktiven Dienst treten. Nachdem sie sich zunächst beim Skifahren und Klettern bewährt haben, werden die zukünftigen Bergwachtler in Notfallmedizin, Luftrettung und der Bergung bei jahreszeitlich unterschiedlichen Bedingungen unterrichtet. Auch der Natur- und Umweltschutz gehört zu den Aufgaben des Versorgungsdienstes.

Bedarf für die Bergwacht bestehe auch hier, abseits der hohen Berge: "Den ein oder anderen Hügel gibt es auch bei uns", sagte der Bereitschaftsleiter der Bergwacht augenzwinkernd. Unfälle mit Gleitschirmfliegern etwa seien nicht selten. Egal ob sich dieser im Baum verfangen, sich ein neugieriger "Hobbypfadfinder" zu weit in ein altes Bergwerk vorgewagt habe oder ein Mountainbiker in unwegsamem Gelände gestürzt sei: Die Bergretter verfügten nicht nur über die notwendigen Kenntnisse, sondern auch über einen "guten Ausstattungspool", um das medizinische Material zur Einsatzstelle und den Hilfebedürftigen sicher zur befestigten Straße zu bringen.
Dafür stehen unter anderem ein luftgefedertes Fahrzeug, ein Einsatzleitfahrzeug und ein ATV (Quad) mit Ketten für Fahrten auf der Piste samt Anhänger für den Patiententransport zur Verfügung. Auch über Gleitschirmflieger-Rettungsset, Luftrettungssack, Gebirgstrage (Akia), Drohnen und Wärmebildkameras verfügt die Bergwacht Rennsteig.

"Wir sind für alle Pistenverhältnisse ausgerüstet", versicherte Schmidt. Die Luftrettung erfolgt in Zusammenarbeit mit ADAC, DRF-Luftrettung, (Bundes-)Polizei und Bundeswehr. "Das Unglück in Bad Aibling hat gezeigt, wie wichtig diese Art der Rettung in unwegsamem Gelände ist", sagte der Leiter.


Übung mit Hubschraubern in Bad Tölz

Für mögliche Einsätze an der ICE-Neubaustrecke ist seine Truppe ebenfalls gerüstet. "Wir üben in Bad Tölz mit Hubschraubern an Kränen." Bei der Suche von Vermissten können die Bergretter aus dem Einsatzleitfahrzeug heraus dank modernster Technik etwa Drohnen mit (Wärmebild-)Kameras steuern und die Aufnahmen auswerten. Zur Unterstützung können sie die Hundestaffel Fichtelgebirge anfordern, die mittels GPS-Geräten die schon durchsuchten Gebiete dokumentieren können.

Alarmiert wird die Bergwacht in Steinbach am Wald beziehungsweise Kronach über Notrufe, die bei der Integrierten Rettungsleitstelle in Ebersdorf eingehen. Für den Aufbau des neuen Bausteins im Rettungswesen lieferten die Bergwacht Bayern das Material und der BRK-Kreisverband Kronach das Personal für den organisatorischen Aufbau vor Ort. Die Bereitschaft verfügt mittlerweile über 18 Aktive, darunter fünf Rettungsassistenten sowie vier Rettungssanitäter und zwei Ärzte in Ausbildung, schilderte ihr Leiter. Auch die Nachwuchsarbeit kommt laut Schmidt nicht zu kurz: "Wer sich für die Bergwacht interessiert, muss allerdings mindestens 15 Jahre alt sein."

Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) wünschte dem neuen Rettungsdienst möglichst wenige Einsätze und fügte hinzu: "Wenn doch etwas passiert, dann wissen wir die Betroffenen bei Ihnen in besten Händen."

Anschließend ehrte Tessmer Dr. Gerhard Beyer für seinen langjährigen Einsatz mit der Ehrennadel des Verbandes. Der Neustadter hatte in seiner Heimatstadt die Grundlagen für Rettungsdienst und Notfallmedizin geschaffen: Bereits 1969 begann Dr. Beyer als Arzt in der Sanitätskolonne und betreute den erstmals dort stationierten Krankentransportwagen. Daraus entwickelten sich der dortige Notarztstandort und die Rettungswache. Auch nachdem er 1970 seine Hausarztpraxis eröffnet hatte, war Dr. Beyer maßgeblich am Ausbau der Notfallmedizin beteiligt, finanzierte das erste Einsatzfahrzeug mit und baute den Notarztdienst auf. "Die Stellung eines eigenen Rettungswagens und die Einrichtung der Rettungswache in Neustadt bei Coburg sind maßgeblich auf seinen Einsatz zurückzuführen", lobte Tessmer. Ab Juni 1994 war Dr. Beyer als leitender Notarzt tätig, bis er Ende Dezember 2015 seinen Dienst als "Sama-Neustadt 76/1" beendete. "Sie werden zu Recht als Pionier und Ikone des Notarztdienstes im Rettungsdienstbereich Coburg bezeichnet", würdigte ihn Tessmer. Als "herausragend" bezeichnete Geschäftsleiter Wolfgang Simon die Verdienste Dr. Beyers in 46 Jahren als Notfallretter. Der Verband sei ihm zu großem Dank verpflichtet.