Die Faschingsgesellschaft Bad Rodach setzte mit ihrer Auftakt-Sitzung Maßstäbe für die närrische Session in der Region.
Mit einem kräftigen "Bommel, Bommel - Helau" eröffnete am Samstag die Faschingsgesellschaft Bad Rodach in der Gerold-Strobel-Halle die Narrensaison und nahm das Publikum mit in ein Programm, das sich von Stunde zu Stunde steigerte.
Im Bad Rodacher Wahljahr war es natürlich der neue Bürgermeister, der "Klee", der Mode war. Kaum elf Tage im Amt, hatte Bürgermeister Tobias Ehrlicher nämlich schon wieder die Regierungsgewalt abgeben müssen - in Narrenhände.
Sitzungspräsident Herbert Müller begrüßte die Narren: Faschingsvereine aus Seßlach, Weidach, Scherneck, Meeder und Coburg. Landrat Michael Busch, Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld, Carl-Christian Dressel, der es wieder in den Bundestag schaffen will und eben den "Klee". Dass im Faschingsprinzen, der sich Jannyk I. nennt, und der neben der süßen Prinzessin Leonie I.
zunächst eine eher blasse Figur abgab, weit mehr steckt, nämlich mit Stimme und Gitarre ein Bad Rodacher Superstar, honorierte das Publikum mit stürmischem Applaus. Der hat's drauf, auch wenn der Song mal gerade nicht faschingstauglich war. Was sich anfangs nur mäßig entwickelte, die Stimmung nämlich, wuchs dann von Stund‘ zu Stund‘. Ein paar echte Bommel-Bommel-Knaller hatte die Faschingsgesellschaft schließlich noch in petto.
So ein hoffnungsvoller Stern am Politikerhimmel, ein Mann mit überparteilichem Welpenbonus, was oder wer kann das noch toppen? Geht! Arne Müller brachte schon den Nachfolger aufs Tapet, Jan Luca, gerade mal elf Jahre und schon mit weisen Sprüchen und taktischem Gehabe in der Spur. Keine Ahnung von nichts, Hauptsache Shake hands - die Inhalte kommen später, in alle Richtungen absichern, keinen auslassen.
So wird Politik gemacht getreu des Wahlspruchs von Barack Obama: "Yes, weekend."
Im Radicher Dialekt nahm Herbert Müller als Müllmann die "Dracksarbet" unter die Lupe, wühlte im Dreck der Kommunen, vom "Hundsfall" über Büstenhalter und Heringsdosen bis hin zu leeren Spirituosen und wähnt manchen Politiker hier beim Drecks-Aufräumen an der besseren Stelle denn auf weichen Sesseln. Mit ihrem Mülltonnen-Blues setzten die Elferräte Matthias, Christian, Sebastian und Arne das erste große Highlight, dem sogleich ein weiteres folgte. Die Coburger Samba-Truppe Aipalé ließ die Wände wackeln. Aipalè hatte die Samba-Rhythmen schier für sich gepachtet, mit Spaß am Trommeln, an akrobatischen Einlagen und an der Musik. Und das war die erste Zugabe des Abends - vom Publikum lautstark eingefordert! Dann folgte ein Bommel-Feuerwerk dem nächsten.
Die Show-Tanzgruppe rockte wild nach Rock- und Pop-Hits über die Bühne, und dann kam das große Ereignis, das quasi vorbestimmt war. Wer spielt die beste Luftgitarre? In den Ring traten Tobias Ehrlicher, Landrat Michael Busch und aus der Elferratsriege Matthias König Dumser, der ungekrönte deutsche Meister auf der Luftgitarre. Klar, legten sich die Politiker mächtig ins Zeug, schwitzen und klampften, gaben alles und verloren doch. Schließlich rockte Matthias mit dem Landkreis-Schlüssel, "Passend zum Landrat", der konterte: "Ich geh‘ halt in meinem Amt auf."
Wie ein Mann gleichzeitig Chor sein kann, brachte Marcel Wagner als Beatboxer auf die Bühne mit Sound und Klangfülle und natürlich technischen Hilfsmitteln. Zugabe, Nr. 2! Wohltuend in der Choreografie formierten sich die Elferräte zu Leichtmatrosen mit flottem Schritt im Männerballett.
Super, mal keine Bierbäuche im Tütü, keine peinlichen Stachelbeerwaden und ähnliche Nacktivitäten.
Renate und Lisbeth in der Therme zu belauschen, offenbarte, wie die "Radicher" klatschen und tratschen, sich selbst und andere auf die Schippe nehmen (natürlich mit Vorliebe andere), Und die beiden Thermen-Schnuggelchen, alias Corinna Trier und Monika Meister, ließen nichts aus:
"Der Strobel jetzt schon in der Rentnerschleuder, ein ernster Verleger mit wenig Herz für Bad Rodach, ein Bürgermeisterkandidat aus dem Schuhkarton, 's nett pfiffig Kerlchen, dem die Mama grad die Hos' aufgebügelt hat und mit dem dem Städtchen noch einiges blüht, und am End` gibt's in Radich doch nur en wahren Bürgermeister, dös is der Fadlers Karl." Und der Hinweis ans Publikum: "Heit, heit braucht ihr Humor, weil man in Radich aufpassen muss mit dem Humor."
Ob dieses Auftaktprogramm mit solch Steigerungen in sich noch weiter gesteigert wird, lässt das Erwartungen zu für eine ganz besondere Faschingssaison.
in rodach gibt schon so einiges an "bommel"...
....wenn die Fastnachtssaison so kurz ist. Da muß man einfach schon vor dem Totensonntag mit dem Klamauk loslegen. Nichts gegen Fasching, bedenklich ist aber, wenn gewisse Leute in den Volkstrauertag fröhlich hineinfeiern und dann am gleichen Tag (mit Kater ??) am Ehrenmal Betroffenheit heucheln.