Bei der Frühjahrstagung der Feuerwehrkommandanten übt Coburgs Landrat Kritik an der Art, wie Sicherheitskonzepte für die ICE-Strecke erarbeitet wurden.
Kreisbrandrat Manfred Lorenz hat bei seiner Kritik an der Überlastung der Ehrenamtlichen durch die zusätzlichen Aufgaben wegen der ICE-Neubaustrecke (Tageblatt vom 17. März) Rückendeckung bekommen. "Es kann nicht sein, dass wir um jeden Ausrüstungsgegenstand kämpfen müssen", sagte Landrat Michael Busch (SPD) bei der Frühjahrstagung der Feuerwehrkommandanten des Landkreises Coburg mit Blick auf die jahrelangen Verhandlungen und Abstimmungsgespräche mit der Deutschen Bahn.
Namentlich am Beispiel von Kreisbrandinspektor und "ICE-Verhandlungsleiter" Stefan Zapf (Rödental) festgemacht, ergänzte Busch: "Das ist absolut die Grenze, was man von Ehrenamtlichen erwarten kann." Auch den im Tageblatt-Interview von Manfred Lorenz geäußerten Wunsch nach zumindest einem "Dankeschön" für die Feuerwehrdienstleistenden konnte der Landrat gut verstehen. Er wolle deshalb weiter bei der "großen Politik" dafür werben, dass Aktive bei Feuerwehren zumindest eine steuerliche Erleichterung bekommen - als zumindest "kleines Dankeschön", wenn schon die aus Gleichberechtigungsgründen schon vor Jahren eingestellte Feuerschutzabgabe keine Chance auf eine Wiedereinführung habe.
Was die bei Rettungseinsätzen entlang der ICE-Neubaustrecke eingeplanten Feuerwehren bis zum Beginn des planmäßigen Zugverkehrs Mitte erwartet, erläuterte Stefan Zapf. Derzeit laufen die Schulungen der Einsatzkräfte, die Verteilung der Spezialausrüstung steht unmittelbar bevor. Übungen wird es noch zwei geben: am 23. September im Tunnel "Eierberge" im Landkreis Lichtenfels sowie am 21. Oktober auf der Brücke über den Froschgrundsee. Dies werden die letzten Gelegenheiten sein, die Bauwerke entlang der Neubaustrecke in Ruhe kennenzulernen.
Kinderfeuerwehren ein Erfolg
Wann und wie die im Drei-Jahres-Rhythmus vorgeschriebenen Tunnel-Übungen stattfinden, sorgte für ein Raunen unter den Kommandanten: Weil sich die Bahn keine längere Sperrungen der Strecke erlauben kann, werden Übungen auf die Tage der herbstlichen Zeitumstellungen gelegt. Nur da ist nachts um zwei Uhr eine Stunde "Luft". Trotz aller Widrigkeiten zeigte sich Zapf am Ende seines Ausblicks auf das ICE-Zeitalter im Coburger Land gelassen: "Wir sind bereit, zu helfen, wenn dort etwas passiert."
Zweiter wichtiger Themenbereich der Zusammenkunft im Saalbau "Grah" war die Jugendarbeit. So vermeldete der Kreisbrandrat in seinem Jahresbericht, dass die Zahl der Feuerwehranwärter (Jugendlichen) von 2015 auf 2016 von 449 auf 464 gestiegen ist. Lorenz wollte daraus zwar noch nicht gleich einen fixen Aufwärtstrend machen, zeigte sich aber auf lange Sicht "optimistisch" - alleine schon wegen der positiven Zahlen bei den Kinderfeuerwehren.
Kinderfeuerwehren, sagte Detlef Schoder als zuständiger Kreisbrandmeister, seien im Coburger Land sowieso "eine Erfolgsgeschichte". 16 der 99 Feuerwehren haben inzwischen eine Kindergruppe, insgesamt sind 160 Kinder (60 mehr als vor drei Jahren) gemeldet. Alleine 24 davon sind im vergangenen Jahr aus der Kinder- in die Jugendfeuerwehr gewechselt. Das freute auch den Landrat: "Wir brauchen die Kinderfeuerwehren." Nur so könne man den Nachwuchs schon früh an den wichtigen ehrenamtlichen Dienst heran führen.
Gemeinsam mit Schoder stellte Stefan Püls (der in Vertretung von Oliver Rupp über die Jugendfeuerwehren berichtete) die Aktionen für Kinder und Jugendliche im Coburger Land vor - Tag der Kinderfeuerwehren (23. September, Dietersdorf); Jugendleistungsmarsch (20. Mai, Oberelldorf); Tag der Jugendfeuerwehren (24. Juni; Feuerwehr Bergdorf); Kreisjugendzeltlager (21. bis 23. Juli; Schorkendorf).
Hohe Auszeichnungen für engagierte Ehrenamtliche
Bei der Kommandantentagung sind mehrere Aktive durch den Kreisbrandrat ausgezeichnet worden.
Ehrungen erhielten - Manfred Groß (Bad Rodach; förmliche Anerkennung); Matthias Langguth (Rödental; Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber); Helmut Halboth (Bad Rodach; Bayerischer Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber).
Befördert wurden - zum Brandmeister: Johannes Kempinski, Oliver Rupp und Detlef Schoder; zum Oberbrandmeister: Reinhardt Hartung, Stefan Püls und Stefan Zapf.
Was die Feuerwehr zu sagen hat
Wir fühlen uns in weiten Teilen des ICE-Projekts alleine gelassen.Manfred Lorenz, Kreisbrandrat.
Brandschutz ist eine Aufgabe, die keine Kommune im Alleingang erfüllen kann.Markus Mönch, Bürgermeister von Weidhausen
Bei der ICE-Strecke erbringen die Feuerwehren außerordentliche Leistungen für einen Fall, der hoffentlich nie eintreten wird.Michael Busch, Landrat des Landkreises Coburg.
Nachwuchsgewinnung wird künftig eine der wichtigsten Aufgaben für die Feuerwehren. Stefan Püls, Stellvertreter des Kreisbrandrates
Gute Brandschutzerziehung zeigt sich darin, dass die Zahl der durch Kinder entfachten Brände zurück zu gehen scheint.Bernd Schultheiß, Kreisbrandmeister
Was Massenunfälle und Unglücke mit Gefahrgut auf der A 73 betrifft, sind wir bislang noch glimpflich davon gekommen.Reinhard Hartung, Kreisbrandinspektor.
Dem Ansinnen, eine Feuerwehr in einer Light-Version einzuführen, erteile ich eine deutliche Absage.Manfred Lorenz, Kreisbrandrat.