HUK Coburg am Limit? Versicherer äußert sich zu brisantem Bericht
Autor: Ralf Welz
Coburg, Mittwoch, 06. März 2024
Steckt die HUK Coburg in einer schweren Krise? Einem Bericht zufolge befindet sich Deutschlands größter Autoversicherer bei seiner Schadensbearbeitung enorm im Rückstand. Das Unternehmen weist die Vorwürfe teils zurück - räumt aber zugleich Schwierigkeiten ein.
Große Aufregung um die HUK Coburg: Das bekannte Versicherungsunternehmen aus Oberfranken ist ungewollt in die Schlagzeilen geraten. "Stundenlange Wartezeiten am Telefon, wochenlang keine Antwort auf E-Mails", berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) Anfang dieser Woche. Laut dem Blatt kommt Deutschlands größter Autoversicherer bei der Schadensbearbeitung nicht hinterher. Dem Bericht zufolge steckt der Konzern mitten in einer "schweren Krise".
Was ist dran an den schwerwiegenden Vorwürfen? inFranken.de hat nachgehakt. "Die dem Artikel zugrundeliegenden Aussagen basieren auf internen Unternehmensinformationen, die nach draußen getragen worden sind und in Teilen nicht der Wahrheit entsprechen", hält Firmensprecherin Karin Benning am Mittwoch (6. März 2024) gegenüber unserer Redaktion fest.
HUK Coburg laut Bericht bei Schadensbearbeitung enorm im Rückstand - Versicherer reagiert
Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist hierzulande Pflicht. Ohne sie darf man in Deutschland kein Auto im öffentlichen Straßenverkehr bewegen. Inzwischen sind fast 14 Millionen Autofahrer bei der HUK Coburg versichert - so viele wie bundesweit bei keinem anderen Versicherer. Laut dem SZ-Bericht hat es das HUK-Management allerdings versäumt, infolge wachsender Autoversicherungen seine Abteilungen auszubauen, die für Schadensfälle zuständig sind.
Weil zu wenig neue Mitarbeiter eingestellt worden seien, komme man mit der Bearbeitung der entsprechenden Meldungen nicht mehr hinterher, so der Vorwurf. Wegen schlechter Bezahlung hätten viele neue Sachbearbeiter die HUK außerdem schon nach kurzer Zeit wieder verlassen. "Der Rückstand bei der Schadensbearbeitung ist enorm", berichtet die SZ. Dem Blatt zufolge wies das Unternehmen Mitte 2023 mehr als 300.000 Postrückstände auf. Die Sprecherin der HUK wollte gegenüber inFranken.de nicht auf die einzelnen Kritikpunkte der Zeitung eingehen.
Sie räumt zugleich interne Schwierigkeiten ein. "Richtig ist, dass sich die Servicelevel der HUK Coburg im vergangenen Jahr in einigen Bereichen nicht auf dem von uns angestrebten Qualitätsniveau befunden hat", so Benning. "Das haben wir erkannt und mit entsprechenden Maßnahmen gegengesteuert." Inzwischen seien die selbst gesteckten Serviceziele wieder erreicht worden - "auch dank großem Einsatz unserer Mitarbeitenden". Verstärkung kommt offenbar von neuen Beschäftigten. "In dem Zusammenhang haben wir in den Schadenbereichen und auch der Krankenversicherung signifikant Personal eingestellt", teilt die HUK-Sprecherin mit.
"Nicht zufriedenstellende Serviceleistung": Sprecherin verweist auf transparente Lage-Beschreibung
In dem SZ-Bericht ist derweil von unzufriedenen Angestellten die Rede. Trotz zahlreicher getätigter Überstunden - etwa an vielen Samstagen - habe Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann bei einer internen Veranstaltung am 17. Januar 2024 einen Teil der Beschäftigten indirekt für das Vorgehen verantwortlich gemacht. "Wir sehen zum Teil große Leistungsunterschiede zwischen einzelnen Orgaeinheiten, die Vergleichbares tun, und zwischen einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern", zitiert das Blatt den Konzernchef. Dies sei nicht gut. "Das müssen wir ändern, schnell", sagte Heitmann laut dem Zeitungsartikel. Ein Video der Rede sei von Heitmann an die gesamte Belegschaft versendet worden.
Die Unternehmenssprecherin weist gegenüber inFranken.de darauf hin, dass die Lage im Bereich Schadenbearbeitung offen kommuniziert worden sei - intern wie extern.