Die Bundestagsfraktion der Linken behauptet, dass der bestehende Verkehrslandeplatz dauerhaft eine Zukunft hat. Die Freude über diesen Vorstoß hält sich im Coburger Rathaus in Grenzen.
Wer hätte das gedacht: Die Bundesregierung wird mit dem Thema Verkehrslandeplatz Coburg konfrontiert! Anlass ist eine Anfrage von zehn Bundestagsabgeordneten der von Gregor Gysi angeführten Bundestagsfraktion "Die Linke". Sie erbitten darin Auskunft zu verschiedenen Aspekten. Der zentrale ist: Warum wird der Neubau eines Flugplatzes geplant, wenn der bestehende Verkehrslandeplatz auf der Coburger Brandensteinsebene doch - nach Ansicht der Linken - sehr wohl zukunftsfähig ist?
Bayreuth als Vorbild
Die Linken untermauern ihre These mit folgender Überlegung: Nach dem erfolgten Umbau verfüge die Brandensteinsebene über eine sogenannte An flugbefeuerung von 150 Meter Länge. Richtlinienkonform wären eigentlich 420 Meter.
Doch unter der Maßgabe, die Planungen für den Bau eines neuen Flugplatzes bei Neida voranzutreiben, gab es für diese 150-Meter-Lösung zumindest eine bis Ende 2019 befristete Ausnahmegenehmigung. Die Linken wundern sich allerdings, warum es auf den Flugplätzen in Bayreuth sowie Allendorf/Eder auch nur jeweils 150 Meter lange beziehungsweise kurze Anflugbefeuerungen gibt - und trotzdem würden beide Flugplätze über unbefristete Ausnahmegenehmigungen verfügen.
"Wir verfolgen diese Flugplatz-Diskussionen im Raum Coburg nun schon seit einigen Jahren", sagte gestern Uwe Witt dem Tageblatt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter, die den Antrag der Linken federführend betreut. "Wir haben uns tief in die Thematik eingearbeitet", erklärte Witt.
Ebenso räumte er ein, in "ständigem Dialog" sowohl mit den Parteifreunden vor Ort als auch den entsprechenden Bürgerinitiativen zu stehen. Denn ein Plädoyer für die Brandensteinsebene ist natürlich gleichzeitig ein "Nein" zu einem Neubau, gegen den im Raum Neida viele Menschen kämpfen.
"Überlegung rückwärts gewandt"
Und wie kommt der Vorstoß von Gysi & Co. bei der "Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg" an, die einen Neubau vorantreibt? "Unser Ziel ist ein richtlinienkonformer Verkehrslandeplatz für die Region", stellt Geschäftsführer Willi Kuballa zunächst einmal grundsätzlich fest.
Daran, dass dieses Ziel dauerhaft auf der Brandensteinsebene zu erreichen ist, glaube er allerdings nicht: "Das ist und bleibt eine Krücke!"
Außerdem warnt Kuballa davor, sich zu sehr an den aktuell noch gültigen Richtlinien zu orientieren. Denn die Europäische Union plane, bestimmte Richtlinien für den Flugverkehr zu verschärfen. Sprich: Selbst wenn man jetzt glauben könnte, die Brandensteinsebene irgendwie noch richtlinienkonform hinzubekommen, könnte das in zwei Jahren schon ganz anders aussehen. "Das ist alles viel zu ungewiss", betont Kuballa und spricht sich gegen "rückwärts gewandte Überlegungen" wie der der Linken aus.
Nächstes Etappenziel der Projektgesellschaft, in der Stadt und Landkreis Coburg, die Industrie- und Handelskammer sowie Firmen "erstaunlich gut" zusammenarbeiten würden, sei nun die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens für einen Flugplatz-Neubau bei Neida.
"Etwa 70 Prozent der Unterlagen haben wir inzwischen zusammen", so Willi Kuballa. Um die restlichen 30 Prozent zu bekommen, sind unter anderem noch Baugrunduntersuchungen erforderlich; doch die wurden jüngst gestoppt, weil einige Eigentümer die Planer nicht auf ihre Grundstücke ließen: "Obwohl wir zum Teil bereits die mündlichen Zusagen dafür hatten", wie Willi Kuballa zu bedenken gibt. Nichtsdestotrotz schätzt er nunmehr, dass die für ein Planfeststellungsverfahren benötigten Antragsunterlagen im Herbst oder vielleicht auch schon gleich nach der Sommerpause vollständig sind.