Der Freistaat soll mitfinanzieren, und es wird eine wirtschaftliche Lösung gesucht, sagt der Unternehmer Michael Stoschek.
Es geht um eine "nachhaltige Lösung": So steht es in einer Pressemitteilung der Stadt Coburg vom Donnerstag, so sagt es der Unternehmer Michael Stoschek (Brose-Gruppe). "Das wichtigste ist, dass wir eine langfristige Lösung hinkriegen, kein Steuergeld verschwenden." Anlass ist die Interimsspielstätte, die während der Sanierungszeit des Landestheaters ab Sommer 2019 gebraucht wird. Wird sie danach wieder abgebaut, übernimmt der Freistaat 75 Prozent der Kosten, bleibt sie stehen, zahlt der 25 Prozent. Den Rest zahlt jeweils die Stadt Coburg, aber auch das sind Steuergelder.
"Jeder Euro, der in die dauerhafte Lösung gesteckt wird, ist richtig angelegtes Geld", sagt Stoschek. Deshalb solle der Freistaat auch bei der dauerhaften Lösung 75 Prozent der Kosten übernehmen. So haben es Unternehmer und Politik am Mittwochabend besprochen: Stoschek, Vertreter von HUK Coburg und Kaeser, Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen. Noch in der Sitzung, so heißt es in der Pressemitteilung der Stadt, wurde ein Schreiben an Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) formuliert, "um das Anliegen einer nachhaltigen Lösung aufzuzeigen".
In dem Schreiben liest sich das so: "In unserer Gesellschaft ist der Begriff Nachhaltigkeit von immer größerer Bedeutung. Insofern ist weder nachvollziehbar noch vermittelbar, weshalb Immobilien, die nach kurzer Zeit wieder abgerissen werden, eine stärkere Förderung erfahren als solche, die längerfristig genutzt werden." Die drei genannten Unternehmen Brose, HUK Coburg und Kaeser wollen "eine nachhaltig nutzbare Spielstätte" auf dem Güterbahnhofsgelände zinslos vorfinanzieren und errichten. "Die ursprünglich geplante Vorfinanzierung kann aus vergaberechtlichen Gründen nicht realisiert werden", heißt es in dem Schreiben weiter. "Die Coburger Wirtschaft möchte nun auf anderen Wegen das nachhaltige Projekt verwirklichen. Dieses Angebot steht allerdings unter der erklärten Voraussetzung der Unternehmen, dass der Freistaat Bayern diese nachhaltige Kulturstätte in gleicher Form mit 75 Prozent des Aufwands fördert, wie die zum Abriss vorgesehenen Interimslösungen."
Oder, wie es Michael Stoschek sagt: "Wir wollen das Geld für das Gebäude haben!" Dafür müsste die bestehende Finanzierungsvereinbarung mit dem Freistaat Bayern geändert werden. Deshalb hat sich der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Brose-Gruppe am Donnerstag mit Finanz-Staatssekretär Albert Füracker (CSU) getroffen. Inzwischen, meint Stoschek, sei auf Seiten der Landespolitik die Einsicht gewachsen, dass nicht der Eindruck erweckt werden dürfe, zum Abbruch bestimmte Häuser würden besser gefördert als dauerhafte Lösungen.
Die Grundidee vom "Globe"
Stoschek hatte sich in die Debatte um eine Interimsspielstätte eingeschaltet, als das Coburger Designforum Oberfranken (CDO) die Idee eines Theaterrundbaus ("Globe") am ehemaligen Güterbahnhof ins Spiel gebracht hatte. Die SBC-Fraktion übernahm das als Eilantrag in den Stadtrat. Deshalb wurde im Dezember die Entscheidung, wer die Interimsspielstätte auf dem Anger baut, vertagt. Dort soll eigentlich ein großer Teil der Angersporthalle abgerissen werden, um Platz zu machen für einen Bühnen- und Zuschauerbau. Der Rest der Sporthalle (Umkleiden und Technikräume) wäre vom Theater als Funktionsräume genutzt worden. Nach der Nutzung als Interimsspielstätte hätte man den ganzen Komplex abreißen beziehungsweise abbauen müssen. Die Bühnenhalle soll so konzipiert sein, dass man sie an anderer Stelle wieder aufbauen könnte. Im Gespräch war aber auch eine Weiternutzung als Ausweichstätte fürs (ebenfalls sanierungsbedürftige) Kongresshaus.
Ein Globe am Güterbahnhof als neues und ungewöhnliches Kulturzentrum wirkte vor diesem Hintergrund bestechend. Stoschek gewann HUK Coburg und Kaeser dafür, das Gebäude gemeinsam vorzufinanzieren. Derzeit werden Kosten ermittelt und Pläne gezeichnet. Stoschek zufolge ist aber im Moment nicht einmal mehr sicher, ob es bei einem Rundbau bleibt. Das Gebäude müsse ganz nüchtern unter dem Aspekt der langfristigen Nutzung betrachtet werden, sagt er, und da sei ein rechteckiges Gebäude flexibler. "Wir wollen aber diese interessante Holzfassade!" Die ist ein wesentliches Element des Globe.
Mehr noch: Die Bayerischen Staatsforsten würden kostenlos alles Holz liefern, was für den Bau gebraucht wird. "Sämtliche benötigten Hölzer und Holzarten können vom Forstbetrieb Coburg aus heimischem Holz des Domänenamts Coburg zur Verfügung gestellt werden", heißt es in einer E-Mail des Vorstandsvorsitzenden der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, an Auwi Stübbe, den Vorsitzenden des Coburger Designforums Oberfranken. Das Projekt Globe "würde dem qualitativ hochwertigen Holzbau in Bayern eine neue Dimension im Bereich Kunst, Kultur, Theater- und Museumsbau eröffnen", schreibt Neumeyer.
Das CDO hat sich auch Gedanken darüber gemacht, wie der weitere Fahrplan aussehen könnte: Eine GmbH, finanziert von den Unternehmen, könnte das Globe bauen, es dann einer noch zu gründenden Kulturstiftung übergeben, die es ans Theater vermietet. Doch diese Überlegungen, sagt Stoschek, hätten mit dem Projekt der Unternehmer nichts zu tun und seien am Mittwochabend auch nicht Thema gewesen.
Viel Zeit für eine Entscheidung, was wo in wessen Verantwortung mit welchem Geld gebaut wird, ist jedenfalls nicht mehr: Das soll am 15. Februar in einer Sondersitzung des Stadtrats beschlossen werden.