Die Sanierung der Johanneskirche in Gemünda ist fast abgeschlossen. Die Konfirmation am Sonntag ist das erste Fest im renovierten Gotteshaus.
Hell erstrahlt der Raum, der früher eher schwermütig daher kam. Die Glasplatte auf dem steinernen Altar spiegelt die Sonne, das Licht streichelt die Seele und weitet das Herz. Das Fest der Sinne ist fast perfekt, wäre da nicht noch ein etwas strenger Geruch, der in die Nase fährt. "Wir lassen immerzu die Türen offen, damit wir ihn herausbekommen", berichtet Pfarrer Andreas Neeb schmunzelnd. Die frischen Farben an den Wänden und die eingelassenen Holztreppen riechen noch. Die Frische hat ihren Preis, den die evangelische Kirchengemeinde Gemünda aber gerne bezahlt. Am Sonntag, 14. April, 10 Uhr, ist es endlich so weit: Anlässlich der diesjährigen Konfirmation feiern die Gläubigen ihren ersten Gottesdienst in der neu renovierten Johanneskirche in dem Seßlacher Stadtteil.
Stolz führt Pfarrer Andreas Neeb durch den sakralen Bau, der auf dem höchsten Punkt Gemündas liegt und den Kern des Dorfes bildet. "Herzstück" des Gotteshauses ist der Chorraum. Er geht auf den Ursprungsbau einer Kapelle im Jahr 1401 zurück, den die Herrn Lichtenstein errichtet hatten. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche stetig erweitert und im Zeitraum von 1980 bis 1982 letztmals renoviert. "Die liturgischen Räume hat man im Lauf der Zeit immer mehr in ihrer Bedeutung eingeschränkt", erklärt Kathrin Neeb, die sich mit ihrem Ehemann die Pfarrstelle in Gemünda teilt. Bei den Maßnahmen in den 1980er Jahren hätten die Verantwortlichen aus heutiger Sicht bauphysikalische Fehler gemacht, die zu gravierenden Schäden an Putz und Mauerwerk im Chorraum und im Übergang zum Kirchenschiff führten. Aus diesen Gründen habe sich die Kirchengemeinde für eine Renovierung des Gebäudes entschieden.
Vorschläge des Künstlers Wolfgang Stefan
Für die Neugestaltung richtete sie einen engeren Künstlerwettbewerb aus. Die Jury votierte für den Entwurf des Künstlers Wolfgang Stefan aus Selb. Sein Entwurf sah vor, den Altaraufsatz dauerhaft zu entfernen und den Altar in seiner historischen Substanz und Ausformung wieder sichtbar zu machen. Die zu einem massiven Block zusammengesetzten Sandsteinquader wurden überarbeitet und erhielten an den Kanten Messingverblendungen und als Mensa - über der Messingplatte - eine etwa zehn Zentimeter starke Platte aus Glas. Zudem rückte das Konzept den Altar leicht nach vorne und nimmt damit die Achse des Langhauses auf.
Auf dem historischen Taufbecken liegt ein Glasaufbau, ebenfalls ergänzt durch das Messing-Element. Außerdem wurde es mittig in der Achse des Chorraums platziert, um so dem Chorraum ein neues Zentrum zu geben. Hinzu kommen als Ausstattungsstücke im Chorraum das Lesepult und der Osterkerzenleuchter, beide ebenfalls aus den Materialien Messing und Glas gefertigt. Der Bodenbelag im Chor wurde dem Untergrund im Kirchenschiff anpasst, um eine räumliche Einheit zu vermitteln. Ein Lichtband an der Decke verbindet das Kirchenschiff und den Chorraum. Der Entwurf ist insgesamt getragen von einer homogenen und reduzierten Materialwahl und zurückhaltender Formensprache. Der Umgang mit den verschobenen Raumachsen, die jeweils durch Altar und Taufstein betont werden, kommt der gesamträumlichen Situation entgegen. Außerdem wurden die Wände und die Emporen und Kirchenbänke gestrichen und dem neuen Konzept angepasst: "Das Licht als Sinnbild für Jesus Christus, der sich selbst als ,Licht der Welt‘ bezeichnet hat, und der neue schlichte und offene Raumeindruck spiegeln sich in der Farbgebung wider", erläutert Kathrin Neeb. Im Kirchenschiff hat das neogotische Altarbild, das die letzten hundert Jahre als Altaraufsatz Teil der Johanneskirche war, einen neuen Platz gefunden. Es hängt nun, ebenfalls mit dem Element Glas gefasst, neben einem in den Materialien Glas und Messing neugestalteten Gebetsleuchter.
Finanziell eine Herausforderung
Für die eher kleine Kirchengemeinde Gemünda mit ihren rund 750 Seelen stellte die Sanierung und Neugestaltung des Gotteshauses eine große Herausforderung dar: Die Gesamtsumme für die Baumaßnahme beläuft sich auf etwa 650 000 Euro. Möglich gemacht haben dieses Vorhaben Zuschüsse der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, der Stadt Seßlach, des Landesamtes für Denkmalpflege und der Oberfrankenstiftung. Dank der großen Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder ist Pfarrer Andreas Neeb optimistisch, den Eigenanteil von 120 000 Euro vollständig aufzubringen.
Zumindest eine Sorge hat ihm der Architekt genommen: "Alexander Kurz hat genau darauf geachtet, dass der Kostenansatz nicht überschritten wird." Rechtzeitig zum Konfirmationssonntag nutzt die Kirchengemeinde die Johanneskirche wieder als Gottesdienstraum - auch wenn die Renovierung noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Für Sonntag, 21. Juli, 10 Uhr, ist der Festgottesdienst zur Wiedereinweihung der Johanneskirche geplant. Die Festpredigt hält Dekanin Stefanie Ott-Frühwald aus Michelau.
Gerade aus Gemünda zurück, frage ich mich, was Dr. Jürgen Lenssen veranlaßt haben mag, aus dem Ruhestand heraus seine „Dienste“ nunmehr der Konkurrenz anzudienen.
Dr. Lenssen war bis vor kurzem Kunstreferent der Diözese Würzburg, und die Zahl der unter seiner Ägide, wo nicht materiell, so doch ästhetisch, vernichteten Innenräume historischer Kirchen ist Legion – die Werkzeuge seines ahistorischen Tuns: Messing und Gold in möglichst quaderförmiger Ausprägung und konträr zur vorhandenen Umgebung.
Abschreckende Beispiele gibt es zuhauf, wobei mir vor allem die verhunzte Haßfurter Ritterkapelle und – einer seiner letzten Streiche – die bisher selten stilreine Wiesentheider Mauritiuskirche (Balthasar Neumann) einfallen; bei dieser ist der Raumeindruck der grandiosen Scheinarchitektur komplett zerstört.
Und Gemünda? Auch hier hat der Messingquader Einzug gehalten: Die Osterkerze steht nicht mehr auf schön gedrechseltem Holzleuchter, sondern auf einer Art meterhohem, schmalem CD-Regal, das sich in seiner rechtwinkligen Spitzkantigkeit mit den gotischen Fenstern des Chors ebenso beißt wie die scharfkantige Altarplatte aus Glas und der eher schmächtige Messing-Ambo, der noch noch nicht weiß, ob der Künstler das Portal der Opéra Bastille oder die Grande Arche von Paris vor Augen hatte … – ebenso ein Fremdkörper, wie sein Holz-Vorgänger mit gedrechselter Säule organisch in den Raum gepaßt hatte.
Der unter die Decke gehängte, durchgehende Leuchtstab wirkt ein wenig U-Bahn-mäßig – und seine Begründung, er verdeutliche die unterschiedlichen Symmetrieachsen von Chor und Hauptschiff weit hergeholt; auch wenn es um den alten Kronleuchter noch am wenigsten schade ist.
Und nein: Es entsteht keine „Spannung“ zwischen Messingquadern und Altem – nur eine Dikrepanz.
Schließlich: Das Verschieben des Taufsteins hinter den Altar sendet allen im Hauptschiff Versammelten eine deutliche Botschaft: Hier steht „Nachwuchswerbung“ in der zweiten Reihe. Da nützt auch die Blechkrone nichts mehr ...
Diskrepanz – sorry!