Zum zweiten Mal hat die "Musikfreunde" in Coburg mit einer Schubertiade beeindruckt.
Die Idee von Joachim Rückert war es, mit der Gesellschaft der Musikfreunde die legendären Schubertiaden nach
Coburg zu holen. Dies gelang ihm jetzt zum zweiten Mal, so dass dem ansehnlichen Publikum im Contakt ein abwechslungsreiches Programm geboten wurde, dazu auch ein Werk von Mozart, das den Quartettzyklus der Musikfreunde beschloss.
Schubertiaden waren zu Lebzeiten des Komponisten ausgedehnte Feierlichkeiten mit Musik, Essen und sogar Tanz. In Coburg gab es ohne letzteren immerhin nicht weniger als vier Stunden Musik (zwei Essenspausen abgezogen), die dennoch kurzweilig vorkamen, weil sie abwechslungsreich und durchwegs auf hohem Niveau dargeboten wurden.
Den Anfang machte der diesjährige "Pianist in Residence" Antonio Grimaldi mit den zwei Klavierstücken D 946 von Schubert, die fantasieartig ausgeweitet und von jähen Stimmungsumschwüngen geprägt sind und die der Pianist mit überlegener Technik und Gestaltungskraft so flüssig wie ausdrucksvoll aus den Tasten zauberte.
Sieben Goethe-Lieder von Schubert - darunter "Gretchen am Spinnrad", "Wanderers Nachtlied" und "Rastlose Liebe" - hatte sich Julia Da Rio ausgesucht. Mit ihrer wandlungsfähigen Soubrettenstimme zeigte sie kräftige Höhenlage, gute Aussprache und differenzierte Gestaltung. Die einfühlsame Begleitung besorgte Antonio Grimaldi. Das bekannte "Heidenröslein" war die willkommene Zugabe nach anerkennendem Beifall.
Überlegener Pianist
Nach der ersten Pause hatte die Sängerin noch Gelegenheit, in dem wirkungsvollen Lied "Der Hirt auf dem Felsen" ihre Fähigkeiten zu bestätigen. Hier wurde sie außer vom Pianisten noch von den reizvollen Echowirkungen der von Philipp Grondziel tonschön und beseelt gespielten Klarinette begleitet.
Abermals bewährte sich Antonio Grimaldi mit zwei fingerfertig und ausdrucksvoll gestalteten Impromptus von Schubert, Nr. 2 Es-Dur und Nr. 3 Ges-Dur. Dass nunmehr ein Werk von Mozart folgte, war gar nicht so abwegig, haben doch beide Komponisten außer ihrem viel zu kurzen Lebensweg und Herkunftsland noch so manch andere Gemeinsamkeit. Man hörte das erste der sogenannten "Preußischen" Quartette in D-Dur KV 575 mit vorzüglichen Solisten aus den Reihen des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters: Megumi Ikeda (1. Violine), Julia Leder (2. Violine), Zhuo Lu (Viola) und Alexander Merzyn, 1. Kapellmeister des Orchesters. Sie boten eine beseelte, musikantische, stets saubere und homogene Wiedergabe des dankbaren Werks.
Zum Höhepunkt gesellten sich zum Streichquartett noch Christian Ernst (Kontrabass), Philipp Grondziel (Klarinette), Thomas Acker (Fagott) und Jens Hildebrandt (Horn), um ein annähernd einstündiges Spitzenwerk Schuberts in Gestalt des Oktetts F-Dur D 803 zu interpretieren. Das mit den berühmten "himmlischen Längen" ausgestattete Werk, das von melodischen Einfällen nur so sprüht und allen Spielern reiche Gelegenheit für expressive und virtuose Entfaltung bietet, wurde von den acht Musikern in bestem Zusammenspiel, mit großer Musizierfreude und zarter bis orchestraler Klangfülle dargeboten, was Bravorufe hervorrief.
Die von Joachim Rückert und Martin Peetz mit fundierten Erläuterungen versehene Veranstaltung ist es wert, fortgeführt zu werden.