Das Kulturfestival der Türkisch-Islamischen Gemeinde kam bei allen Neustadtern gut an, vor allem bei den Kindern.
"Unwissenheit ist die Amme des Vorurteils", das wusste der amerikanische Humorist Josh Billings schon im 19. Jahrhundert. Auch heutzutage ist dieses Phänomen präsent: Aufgrund ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung oder ihrer Religion sind viele Menschen Vorurteilen ausgesetzt.
Deshalb organisiert die Ditib-Gemeinde in Neustadt ein Kulturfest, zu dem alle Neustadter eingeladen sind. Hier sollen Vorurteile dadurch abgebaut werden, dass sich Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen treffen und miteinander ins Gespräch kommen. Am Samstagnachmittag fand das Kulturfest nun schon zum vierten Mal statt.
Am Samstag ist auch Ranim Alasawedeh auf dem Kulturfest. Die Schülerin ist das erste Mal dort. "Wir sind mit der ganzen Familie hier", sagt sie. In Neustadt fühle sie sich gut integriert. "Nur manchmal passiert es mir, dass ich in der Schule komisch angeschaut werde - da würde ich mir wünschen, dass die Person erst mal mit mir redet und mich kennenlernt, bevor sie über mich urteilt", sagt sie. Auch Yusra (9) und Adam (7) besuchen das Kulturfest. "Mit Yusra habe ich heute schon ganz viel hier gespielt und leckere Sachen gegessen", erzählt Adam. In der Schule von Yusra gebe es viele Kinder aus den unterschiedlichsten Kulturen. "Aber das macht uns nichts aus und wir spielen alle miteinander", sagt sie.
Die Geschwister Majita (7), Abdul (9) und Esah (10) haben auf dem Fest schon viel erlebt. Esah erzählt: "Wir machen immer alles zusammen, weil wir Geschwister sind und deshalb zusammenhalten." Doch in der Schule bleiben die Geschwister nicht nur unter sich. "Da spielen wir immer mit allen Kindern zusammen", erzählt Abdul. "Bei mir im Kindergarten ist das genauso", erklärt Majita.
Sina Hansel war bisher in jedem Jahr auf dem Kulturfest in Neustadt. "Meine Kinder machen bei den Cheerleaders in Haarbrücken mit und hatten heute einen Auftritt, deshalb bin hier", erzählt sie.
Doch auch über den integrativen Kindergarten "Farbenfroh", den ihre Kinder besuchen, sei sie auf das Fest aufmerksam geworden. "Hier sehe ich auch jeden Tag, dass in Neustadt sehr viel für die Integration getan wird und sie so gelingt", sagt sie.
Schöne Atmosphäre
Das kann auch Mehmet Yaylagül bestätigen. "Hier in Neustadt fühle ich mich sehr gut integriert", sagt er. Er komme jedes Jahr wieder auf das Kulturfest. "Und wenn es öfter stattfinden würde, käme ich noch öfter", sagt er lachend. Es freue ihn sehr, dass das Fest von Jahr zu Jahr größer werde.
Ihm gefalle die Atmosphäre auf dem Kulturfest. "Ich finde es schön, dass Menschen aller Kulturen kommen und hier freundlich miteinander umgehen", sagt er. Auch nach dem Referendum in der Türkei habe sich an dem Miteinander in Neustadt nichts geändert. "Die Menschen begegnen mir im Alltag noch immer offen und nett", sagt Mehmet.
Erhan Cinar, Vorsitzender des Ditib-Landesverbandes Nordbayern, erzählt, er habe gesehen, dass das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken in letzter Zeit aufgrund von politischen Ereignissen wie dem Referendum in manchen Regionen durchaus gelitten habe.
"Im Moment ist die Stimmung sehr angespannt, aber wir haben es schon öfter geschafft, Krisen wie diese zu bewältigen, und sind dann mit einer gestärkten Beziehung aus ihnen hervorgegangen", sagt er.
Er bedauere, dass es in letzter Zeit auch immer wieder Übergriffe auf Moscheen gegeben habe. "Die Moscheen selbst sind nicht daran schuld, dass es Menschen gibt, die Religion als eine Entschuldigung für grausame Taten nehmen - keine Kirche ist das", betont er.
Statt gegeneinander zu kämpfen, sollen die Menschen lieber einander verstehen lernen: "Deshalb bin ich mir sicher, dass die Moscheengemeinde Neustadt für alle Neustadter offensteht, damit sie den Islam kennenlernen und so Vorurteile abbauen können."