Friedhof Coburg erweitert Urnenfelder

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Kein Platz mehr für Unkraut: Die neuen Urnengräberreihen wurden mit Stauden bepflanzt. Fotos: Simone Bastian
Kein Platz mehr für Unkraut: Die neuen Urnengräberreihen wurden mit Stauden bepflanzt. Fotos: Simone Bastian
Gesicht gen Mekka: Auf dem islamischen Viertel des Coburger Friedhofs ist noch viel Platz.
Gesicht gen Mekka: Auf dem islamischen Viertel des Coburger Friedhofs ist noch viel Platz.
 
Der Gruftenweg.
Der Gruftenweg.
 
Alte Bäume beschatten viele Gräberfelder.
Alte Bäume beschatten viele Gräberfelder.
 
Die Wassersäcke über den Wurzeln erleichtern den jungen Bäumen das Anwachsen.
Die Wassersäcke über den Wurzeln erleichtern den jungen Bäumen das Anwachsen.
 

Die Bestattungskultur verändert sich. Das hat auch mit der Tatsache zu tun, dass wir immer älter werden.

Der Friedhof dient der Erinnerung. Aber er zeigt auch, wie sich die Zeiten ändern. Wo es früher große und nicht selten prunkvolle Grabstätten gab, gibt es nun Lücken, zum Beispiel an der Friedhofsmauer oder im "Gruftenweg". "Von der Lage her sind das Sahnestückchen", sagt Michael Beutel, der Friedhofsverwalter. Sein Büro befindet sich auf dem Friedhof am Glockenberg, doch er ist auch zuständig für die städtischen Friedhöfe in Creidlitz, Beiersdorf und Neuses.

Doch die gute Lage ist auch teuer: Eine Grabstätte mit 20 Quadratmetern Fläche kostet 6850 Euro auf 30 Jahre. Ein sechs Quadratmeter großes Reihengrab für bis zu vier Bestattungen ist schon für rund 2100 Euro zu haben. "Und selbst das bereitet manchen Leuten schon Probleme - beim Geld und bei der Pflege", sagt Michael Beutel. "2015 konnten viele ältere Leute wegen der Hitze gar nicht hierher kommen."


Spritzen verboten

Die Hitze verhinderte im vorigen Jahr, was dieses Jahr den Friedhofsgärtnern zu schaffen macht: Das Grün sprießt, auch da, wo es eigentlich nicht erwünscht ist. "Hier sind wir vor vier Wochen durchgegangen", seufzt Beutel und weist in eine Abteilung. "Wir haben die Hecken geschnitten und das Unkraut abgeflammt." Doch es ist schon wieder da und färbt die hellen Kieswege grün. Spritzen dürfen die Friedhofsgärtner nicht, so dass die unerwünschten Gräser und Kräuter allesamt von Hand oder mit mechanischen Mitteln entfernt werden müssen. "Man sieht: Die Natur holt sich alles wieder", kommentiert Beutel lakonisch.

Während sich bei den normalen Gräbern die Besitzer selbst um die Pflege kümmern müssen, tun das bei einem großen Teil der Urnengräber die Friedhofsmitarbeiter. Deshalb wird hier auf eine gewisse Pflegeleichtigkeit geachtet, mit unterschiedlichem Erfolg. Der Rasen lässt sich auch in feuchten Jahren wie diesem halbwegs kurz halten, aber die unerwünschten Kräuter sprießen munter durch die Bodendecker. Nun haben die Friedhofsgärtner eine künftige Urnengräberreihe mit Stauden bepflanzt, so, dass dort immer etwas blüht.

Überhaupt geht der Trend zum Urnengrab: Nächstes Jahr soll erneut ein Reihengräberfeld aufgelöst und in Urnengräber umgewandelt werden. Die Gräberfelder seien ohnehin ziemlich eng, die Wege schmal, sagt Beutel. Die Urnengräberreihen lassen sich dann etwas großzügiger gestalten. Schilder weisen bereits auf die bevorstehende Auflösung hin. Die Gräber in diesem Bereich wurden alle vor über 30 Jahren erstmals belegt. Etliche sind schon aufgelassen, andere überwuchert.


Islamischer Friedhof

Weil der Trend zur pflegeleichten Grabstätte geht und wegen der Konkurrenz der Ruheforste bietet der Friedhof seit 2012 Baumbestattungen für Urnen an. Das Areal beidseits der Straße Hinterer Glockenberg weist etliche hohe alte Bäume auf. In ihrem Schatten werden die Verstorbenen beigesetzt. Die kleinen Platten mit ihren Namen finden meist auf einem der Grabsteine Platz, der vorher ein Einzelgrab schmückte. Etliche dieser alten Steine sind auf dem Friedhof zu finden, auf manchen der Gräber müssen sie sogar vom Nachbesitzer erhalten werden.

Relativ neu ist das islamische Gräberfeld. Die - noch wenigen Gräber - sind nach Mekka ausgerichtet. "Es gibt noch viele Überführungen in die Türkei", berichtet Beutel. Aber er erzählt auch von jüngeren Leuten, die sich jetzt schon erkundigen, ob sie in Coburg eine religionskonforme Grabstätte finden. Allerdings verlangt der Freistaat Bayern in jedem Fall die Bestattung in einem Sarg. "Da gibt es kein Gewackel", sagt Beutel.

Nach wie vor gut nachgefragt ist das Krematorium, auch wenn sich da Konkurrenz bemerkbar macht. In Coburg werden Leichname aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern verbrannt. Weil die Kühlkapazitäten in der alten Aussegnungshalle nicht mehr ausreichten, wurde eine neue Anlage geschaffen. Darüber befindet sich jetzt Beutels Büro. Unten finden sich ein großer Kühlraum, ein kleiner Raum für das Umbetten oder die Waschung von Leichen sowie mehrere Einzelkammern, die von den Bestattungsunternehmen belegt werden können, bis die Trauerfeier stattfindet.