Beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen von Kaeser Kompressoren wurde vor allem auch das soziale Engagement gewürdigt, das die Unternehmerfamilie seit jeher auszeichnet.
Nachdem die Firma Kaeser Kompressoren ihr 100-jähriges Bestehen bereits im Juli mit einem Fest für alle Mitarbeiter in Coburg sowie mit einem "Tag der offenen Tür" für die gesamte Bevölkerung gefeiert hatte, folgte am Dienstagabend noch ein Festakt im Landestheater. Eingeladen waren unter anderem die Leiter der 52 Kaeser-Niederlassungen in aller Welt.
Auf sehr sympathische Weise wurde die beeindruckende Geschichte des Unternehmens aufgezeigt. Zugleich warf man einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Außerdem ging es immer wieder um Werte, die der Familie Kaeser seit jeher wichtig sind.
Durch den Abend führte Philipp J. Kaeser, einer der beiden Söhne der heutigen Vorstände Thomas Kaeser und Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser. Im Gegensatz zu seinem Bruder Alexander-Jan, der 2018 in die Firma eingestiegen ist und somit die vierte Generation der Unternehmerfamilie verkörpert, ist Philipp als Schauspieler in Berlin tätig.
Der Zar war ein treuer Kunde
Die Unternehmensgeschichte von Kaeser lässt sich bislang in drei markante Abschnitte unterteilen. Philipp Kaeser erinnerte zunächst an die Phase von 1919 bis 1949. Firmengründer Carl Kaeser senior hatte sich zunächst auf die Produktion von Zahnrädern spezialisiert. Außerdem war man in der Lage, Automotoren zu warten. Zu den ersten Stammkunden zählte auch Ferdinand I., der soeben als Zar abgedankt hatte und seine Jagdfahrzeuge regelmäßig zu Kaeser in den Hahnweg brachte. Philipp Kaeser erzählte aus dieser Zeit die Anekdote, dass sich Carl Keasers Frau Franziska nicht nur um die Buchführung kümmerte, sondern auch jeden Mittag "köstlichen Eintopf" für alle Mitarbeiter kochte. "Dieses partnerschaftliche Prinzip gilt eigentlich bis heute in der Firma", stellte Philip Kaeser fest, schränkte aber augenzwinkernd ein: "Obwohl: Meine Mutter kocht heute keinen Eintopf mehr für alle Mitarbeiter!"
Der Griff nach den Sternen
Die zweite markante Firmenphase begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Kaeser musste sich komplett neu orientieren und brachte seine Erfahrung aus der Überholung von Motoren fortan in die Entwicklung von Kompressoren ein - denn diese wurden im Nachkriegsdeutschland überall gebraucht. Mittlerweile war Carl Kaeser junior eingestiegen und die Firma erlebte ihren ersten ganz großen Aufschwung. Und obwohl 1969 mit dem "Apollo-Kompressor" sogar "nach den Sternen" gegriffen wurde, wie es Philipp Kaeser umschrieb: Carl Kaeser blieb trotzdem immer bodenständig.
Noch bevor Philipps Vater Thomas Kaeser 1979 einstieg und somit die dritte markante Phase einläutete, war der Firma mit der Entwicklung des sogenannten Sigma-Profils ein echter Meilenstein gelungen. "Das ist bis heute unser Markenkern", sagte Philipp. Mit Hilfe des Sigma-Profils können die Rotoren in Schraubenkompressoren bis zu 15 Prozent Energie einsparen, wodurch sich auch die Lebensdauer deutlich verlängert.
Die "Ära Thomas Kaeser" steht nicht nur dafür, dass die Firma ihr Portfolio um Trockner und Gebläse erweiterte, sondern vor allem, dass bei Kaeser die Internationalisierung einsetzte. Von den diversen Aufkäufen war der des Kompressorenwerks in Gera im Jahr 1991 vielleicht der symbolträchtigste. Zum einen konnte damit wieder in Thüringen Fuß gefasst werden - dort, wo sich bis zur deutschen Teilung rund 90 Prozent des Kaeser-Absetzmarktes befanden. Zum anderen konnte Kaeser in Gera auch seine hohe soziale Verantwortung unter Beweis stellen: Kein Mitarbeiter wurde nach der Übernahme entlassen.