Ferngesteuert zu trockenen Füßen

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Bernhard Kroner hat am Lauter-Überleiter alles im Blick. Schon jetzt kann er die Anlage von der Zentrale am Froschgrundsee aus überwachen, ab Juli übernimmt ein Computer die Fernsteuerung.
Bernhard Kroner hat am Lauter-Überleiter alles im Blick. Schon jetzt kann er die Anlage von der Zentrale am Froschgrundsee aus überwachen, ab Juli übernimmt ein Computer die Fernsteuerung.
Expertengespräch auf dem fast fertigen Drosselbauwerk des Lauter-Überleiters in Oberlauter: (von links) Coburgs dritter Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann, Hans Hemmerlein und Friedrich Schubart vom Wasserwirtschaftsamt Kronach im Gespräch mit Lautertaler Bürgermeister Hermann Bühling. Fotos: Thomas Heuchling
Expertengespräch auf dem fast fertigen Drosselbauwerk des Lauter-Überleiters in Oberlauter: (von links) Coburgs dritter Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann, Hans Hemmerlein und Friedrich Schubart vom Wasserwirtschaftsamt Kronach im Gespräch mit Lautertaler Bürgermeister Hermann Bühling. Fotos: Thomas Heuchling
 

Der Lauter-Überleiter funktioniert vorläufig im Notbetrieb. Nach der Bewährungsprobe am 23. Dezember müssen noch Mess- und Steuerungstechnik installiert werden.

"Hochwasser kann auf einen Schlag kommen", sagte der Lautertaler Bürgermeister Hermann Bühling (CSU) beim gestrigen Ortstermin am Drosselbauwerk, aber genau für diesen Fall ist der Lauter-Überleiter gebaut worden. Das Wetter in Oberlauter - Schneefall und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt - unterstrich die Notwendigkeit der Anlage. Bei solchen Witterungsbedingungen können die Pegelstände schnell den kritischen Punkt erreichen, wenn die Wassermassen von den Bergen links und rechts des Lautertals herunterkommen. Dann droht Hochwasser.


Erster Einsatz kurz vor Weihnachten



Im weißen Technikhaus links neben dem Drosselbauwerk, oberhalb des Geländes, zeigt Friedrich Schubart vom Wasserwirtschaftsamt Kronach auf Diagramme. Er erläutert die Situation um den 23. Dezember des vergangenen Jahres, bei der die Schutzanlage zu ihrem ersten Einsatz kam.
Die Pegel der Lauter stiegen schnell und genauso schnell mussten die zuständigen Behörden reagieren. Alles ging gut und die Bewohner des Lautertals konnten die Sandsäcke im Lager lassen - der Lauter-Überleiter hatte sich bewährt.
Die Abnahme vor dem Winter, um den Notbetrieb zu gewährleisten, hatte sich somit bereits ausgezahlt. "Es ist nicht selbstverständlich über Weihnachten bereit zu sein", lobte Hans Hemmerlein, Amtsleiter des Wasserwirtschaftsamtes in Kronach, den Einsatz der Mitarbeiter während der unfreiwilligen "Generalprobe" in der Weihnachtszeit.


Kosten: 25 Millionen Euro



Die endgültige Fertigstellung des 25 Millionen Euro teuren Hochwasserschutzprojektes soll im Juli erfolgen. Dann muss Bernhard Kroner, Mitarbeiter des Technikzentrums für den Hochwasserschutz, nicht mehr extra vom Froschgrundsee nach Oberlauter fahren, um die Anlage zu bedienen. "Eine automatische Fernsteuerung und Messinstrumente sollen die bereits vorhandenen Internetkameras ergänzen", so Kroner. Eine permanente visuelle und technische Überwachung von der Zentrale am Froschgrundsee ist das Ziel. Die Bedienung der Anlage erfolgt dann ebenfalls von zentraler Stelle. Dort müssen Kroner und seine Kollegen im Ernstfall nicht mal mehr die richtigen Knöpfe drücken. Ein Computer wertet die Daten der Messanlage aus und steuert die Maschinen in Oberlauter automatisch. Das Wasser fließt dann in den Goldbergsee - Gefahr gebannt. Der Schreibtisch im Technikgebäude an dem Kroner zur Überwachung sitzt, ist auch jetzt schon nicht mehr besetzt. Da die Kameras Live-Bilder zum Froschgrund senden, können die Wasserstände von dort beobachtet werden.


Schutz der Menschen


"Mit der neuen Anlage können wir einen Schutz der Bürger, ihres Hab und Guts und auch wichtiger Anlagen von großen Unternehmen ermöglichen", betonte Coburgs dritter Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann (CSB). Als "Baubürgermeister" machte er sich ein eigenes Bild der Anlage, welche auch für den Coburger Hochwasserschutz von großer Bedeutung ist.
Bis zur endgültigen Fertigstellung und offiziellen Eröffnung im Juli müssen neben kleineren handwerklichen Baumaßnahmen noch die automatische Steuerung und einige Messinstrumente installiert werden. Bis dahin muss Kroner im Ernstfall noch nach Oberlauter fahren und vor Ort die richtigen Knöpfe drücken. "Der Hochwasserschutz ist aber jetzt schon gesichert", sagt Schubart. Thomas Heuchling



Der Lauter-Überleiter - die wichtigsten Fakten

Zeitplan Seit Mai 2003 sind die Hochwasserschutzmaßnahmen an Lauter und Sulzbach im Bau. Dazu zählen der Goldbergsee am nordwestlichen Stadtrand von Coburg, als zweites großes Hochwasserrückhaltebecken und der Lauter-Überleiter. Seit dem Winter 2012 ist die Anlage in Oberlauter vorläufig in Betrieb.

Kosten 25 Millionen Euro, von denen die EU 50 Prozent übernimmt, kostete allein der Lauter-Überleiter. Zusammen mit dem Goldbergsee belaufen sich die Kosten auf insgesamt rund 57 Millionen Euro.

Hintergrund Die Dimensionen des Goldbergsees bei Coburg ermöglichen eine Aufnahme von Wasser aus der Lauter. Andere Maßnahmen sind im eng besiedelten Lautertal nur schwer zu verwirklichen und würden keine Entlastung für die gefährdeten Bereiche in Coburg bringen.