Wie der Abschluss der Konzertsaison des Landestheaters durch das Gastspiel der Royal Choral Society London das Publikum in der Morizkirche faszinierte.
Großer Bahnhof für die über 100 Choristen aus England am Montag abend in der Morizkirche vor vielen Ehrengästen und mit herzlichen Begrüßungsworten von Generalmusikdirektor Roland Kluttig, Oberbürgermeister Norbert Tessmer und sogar dem eigens aus Berlin angereisten britischen Botschafter Sebastian Wood.
Coburg in London
Nachdem im Mai das Philharmonische Orchester des Landestheaters anlässlich der Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag von Queen Victoria und Prinz Albert "Connections" mit London geknüpft hatte, gab es nunmehr im Rahmen des 7. Sinfoniekonzerts einen Gegenbesuch der Briten.
Umfangreiches Werk geschaffen
Während die Coburger bei ihrem Besuch Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Prinz Albert zur Aufführung brachten, standen jetzt Kompositionen von Sir Ralph Vaughan Williams auf dem Programm. Williams - er lebte von 1872 bis 1958 - schuf ein umfangreiches Werk nahezu aller Gattungen und rückte nach dem Tod von Edward Elgar (1934) auf den ersten Platz im englischen Musikleben. Er erhielt zahllose Auszeichnungen, darunter 1935 die Albert-Medaille der Royal Society of Arts. In Coburg erklangen schon vor drei Jahren seine Oper "Riders to the Sea" und einige Orchesterwerke beim jüngsten Open Air im Rosengarten.
Subtil gestaltet
Nun erlebte man zwei Kompositionen von Williams, die beide im Jahr 1910 entstanden und seine öffentliche Geltung endgültig festigten. Den Auftakt bildete seine "Fantasia on a Theme by Thomas Tallis", in der er auf eine Melodie des englischen Renaissance-Komponisten zurückgreift. Das Werke ist für doppeltes Streichorchester und Streichquartett konzipiert, wodurch sich interessante räumliche Wirkungen und große dynamische Kontraste ergeben. Nach geheimnisvollem Beginn erklingt das Thema in den Celli, die es an die Violinen weiterreichen. Es gibt klangvolle Solostellen und schwelgerischen Tuttiklang, alles von den Streichern des Philharmonischen Orchesters unter der subtil gestaltenden Leitung von Richard Cooke makellos dargeboten.
"A Sea Symphony"
Hauptwerk des Abends war Williams monumentale 1. Symphonie mit dem Beinamen "A Sea Symphony" für Chor, Solisten und Orchester nach Worten von Walt Whitman aus dem Gedichtzyklus "Leaves of Grass", die als viersätzige Chor-Symphonie angelegt ist und dadurch formal eine Sonderstellung einnimmt, denn nur in Mahlers "Achter" begegnet man einem ähnlichen Werk mit durchgehendem Chorpart.
Hohe Anforderungen
Durchwegs hoch sind auch die Anforderungen an alle Mitwirkenden, die von Anfang bis Ende überlegen und eindrucksvoll bewältigt wurden. Da war die Sopranistin Olga Shurshina vom Coburger Landestheater, deren silbrige Stimme mit müheloser Höhe über den Chor- und Orchesterwogen schwebte. Einen kultivierten, tragfähigen Bariton ließ Daniel Ochoa als Gast von der Wiener Volksoper stets vorteilhaft ertönen.
Erstaunliche Präzision trotz der enormen Größe, Homogenität und Ausdrucksstärke wies die von Richard Cooke vorbildlich einstudierte Royal Choral Society auf, welche durch den Chor des Landestheaters verstärkt wurde, den Mikko Sidoroff zuverlässig einstudiert hatte.