Bamberger Erzbischof rät zu Verzicht: "Nicht notwendig, Wohlstand um jeden Preis zu bewahren"

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Coburg: Erzbischof ruft zu raschem Verzicht auf - und warnt vor unliebsamen Folgen
Das wahre Glück wachse aus einer Haltung der Bescheidenheit und der Dankbarkeit, sagte Gössl während des ersten "Schöpfungstages" des Erzbistums Bamberg in Coburg.
Der heutige Bamberger Erzbischof Herwig Gössl als Weihbischof bei der Predigt
Pressestelle Erzbistum Bamberg / Dominik Schreiner (Archivbild)

Herwig Gössl, Erzbischof von Bamberg, hat in Coburg zu mehr Selbstbeschränkung gemahnt. Ohne die Bereitschaft zu Verzicht werde die soziale Ungerechtigkeit weiter wachsen und die Erde immer weniger lebenswert, so der 57-Jährige.

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat die Menschen aufgefordert, dankbarer und bescheidener zu sein. "Wenn es uns nicht gelingt, möglichst rasch den Weg größerer Bescheidenheit einzuschlagen, werden wir alle miteinander weder ökologisch noch ökonomisch noch politisch eine echte Zukunft haben", sagte Gössl am Samstag (28. September 2024) beim ersten "Schöpfungstag" des Erzbistums Bamberg in Coburg. Der römisch-katholische Geistliche rief diesbezüglich zu Verzicht auf. Ohne die Bereitschaft zur Selbstbeschränkung werde die soziale Ungerechtigkeit weiter zunehmen und die Lebensqualität auf der Erde abnehmen, so der 57-Jährige.

"Es gibt genügend Lebensmittel für alle Menschen, aber es gibt eben nicht genug, um sie in einigen wenigen reichen Ländern massenhaft zu verschwenden oder zu vernichten", betonte der Erzbischof. Er erklärte, dass es nicht notwendig sei, den Wohlstand um jeden Preis zu bewahren, da dieser die Menschen nicht glücklicher, sondern eher unzufriedener mache. Wahres Glück entstehe aus einer Haltung der Bescheidenheit und Dankbarkeit. "Es ist genug für alle da", erklärte Gössl. "Entscheidend ist nur, dass wir lernen, loszulassen und zu teilen beziehungsweise ungerechte Strukturen zu erkennen und zu vermeiden."

Erzbistum Bamberg begeht "Schöpfungstag" in Coburg: Gössl äußert sich zu Klimaschutz und Wirtschaft

Erzbischof Gössl verwies auch auf die Enzyklika "Laudato si", in der Papst Franziskus bereits vor fast einem Jahrzehnt den Zusammenhang zwischen ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit hervorgehoben habe. Gössl betonte, es sei nicht möglich, die wirtschaftlichen Aspekte zu ignorieren und sich allein auf den Klimaschutz zu konzentrieren. Nur gemeinsam könnten Lösungen gefunden werden. Der Glaube an Gott sei eine gute Grundlage für einen nachhaltigen Weg in die Zukunft: "Der Glaube hilft uns, den Blick zu konzentrieren auf das, was wir und unsere Mitmenschen wirklich brauchen." Mit Gottes Vertrauen sei ein Leben in Einfachheit, Bescheidenheit und Nachhaltigkeit erreichbar, ein Leben, das wirklich erfüllend sei.

Der Schöpfungstag fand in der Gemeinde St. Marien in Coburg unter dem Motto "Nachhaltige Ernährung - Gut für Mensch und Schöpfung" statt. Das Thema war an das von Erzbischof Gössl vorgegebene Jahresmotto "End-lich leben" angelehnt. Zu den Gästen zählten unter anderem Hubert Weiger vom Bund Naturschutz, Martin Schneider von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Grüne-Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner. Am Nachmittag gab es mehrere Workshops zu verschiedenen Themen wie Permakultur, Spiritualität des Essens oder moderne Landwirtschaft. Der Tag endete mit einer Vesper, die von Erzbischof Gössl geleitet wurde. Der Aktionstag wurde in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung, dem Forum 1.5 Bamberg-Coburg und dem Ernährungsrat Oberfranken organisiert.

Am Sonntag (29. September 2024) ist Herwig Gössl vom Apostolischen Nuntius indessen das sogenannte Pallium angelegt worden. Das besondere Abzeichen hatte der Erzbischof Ende Juni im berühmten Petersdom in Rom vom Papst persönlich erhalten. Das Band aus Lammwolle ist ein Zeichen der Verbundenheit aller Ortskirchen mit dem Papst und Jesus Christus. Weitere Nachrichten aus Bamberg gibt es in unserem Lokalressort. 

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