Erinnerungen: Helmut Kohl und die fränkische Küche

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Als Helmut Kohl (links) seine Geburtstage feierte, war auch mehrmals Hans Michelbach eingeladen. Das Foto stammt vom 75. Geburtstag. Foto: privat
Als Helmut Kohl (links) seine Geburtstage feierte, war auch mehrmals Hans Michelbach eingeladen. Das Foto stammt vom 75. Geburtstag. Foto: privat

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach kann viele Anekdoten zum verstorbenen "Kanzler der Einheit" erzählen.

Hans Michelbach kann sich an viele Begegnungen mit Helmut Kohl erinnern. So war der Coburger CSU-Bundestagsabgeordnete zum Beispiel eingeladen zu den privaten Feiern zu Kohls 75. und 80. Geburtstag. "Wenn er mich sah, wollte er immer wissen, was es Neues in Franken gibt." Das habe aber nicht nur daran gelegen, dass Helmut Kohl grundsätzlich sehr wissbegierig gewesen sei, sondern auch an seinen fränkischen Wurzeln: Kohls Vater Hans stammte aus Unterfranken.

Vielleicht war das ja auch der Grund, warum Kohl gerne das Kloster Münsterschwarzach östlich von Würzburg besuchte. Zum Beispiel bei den Betriebsausflügen, die er regelmäßig mit den Mitarbeitern des Kanzleramts unternahm. Hans Michelbach, der aus Gemünden am Main stammt, durfte einige Mal dabei sein und erinnert sich unter anderem an diese Begebenheit: "Ein Klosterbruder wollte das Essen auftischen, und Helmut Kohl fragte, was es gebe. Daraufhin zählte der Mann auf, dass die Küche fränkische Bratwürste, Schnitzel, Sauerbraten und Hähnchen vorbereite. Da hat Helmut Kohl genickt und gesagt: Ja, in der Reihenfolge bitte!"

Hans Michelbach gerät schnell ins Schwärmen, wenn er von Helmut Kohl spricht: "Obwohl er wusste, dass er als Kanzler der Einheit und großer Europäer in die Geschichte eingehen wird, war er nie überheblich, nie arrogant." Er sei ein "wandelndes Geschichtsbuch" gewesen, das man immer alles fragen konnte. "Und wie er es schaffte, aus dem Kopf heraus blitzschnell Analysen anzustellen, das hat einen in den Bann gezogen."

Ebenso zeigte sich Hans Michelbach immer wieder beeindruckt von Kohls Pflichtbewusstsein - und erzählt in diesem Zusammenhang folgende Anekdote: "Als der Deutsche Bundestag noch im Wasserwerk in Bonn war, folgte nach einer sehr langen Sitzung eine wichtige Abstimmung. Weil als Abstimmungsverfahren der Hammelsprung gewählt wurde, kam es auf jede einzelne Stimme an. Mittlerweile war es aber schon 0.30 Uhr und Helmut Kohl längst zu Hause. Aber plötzlich kam er, der gleich nebenan im Kanzlerbungalow wohnte, in den Saal: Er trug seine berühmte Strickjacke - und darunter war ein beigefarbenes Nachthemd zu sehen."

Hans Michelbach beschreibt Helmut Kohl als "völlig unkompliziert" und "unwahrscheinlich herzlich". Neben seinen Verdiensten um die Deutsche Einheit sei er aber auch "ein Freund des Mittelstandes" gewesen, wie Michelbach in seiner Funktion als Vorsitzender der Mittelstands-Union betont.