Ein Herz für tote Samtpfoten: Angela Sporniak vom Coburger Tierschutzverein holt tote Katzen von der Straße und bahrt sie so auf, dass sich ihre Besitzer verabschieden können. Ein Herzensprojekt, für das sie viele Hürden überwinden musste.
Im Coburger Tierheim erhalten Katzen eine zweite Chance, doch nicht nur die lebenden. In der nur wenige Quadratmeter großen Nische eines unscheinbaren Lagerschuppens hat Angela Sporniak in den vergangenen Jahren auf dem Gelände unweit des Flugplatzes etwas aufgebaut, das in dieser Form einzigartig ist.
Eine Kühlbox, ein Camping-Waschbecken und ein Tisch vor einem Duschvorhang mit Engelsflügeln, der regelmäßig mit geübten Handgriffen in einen Traueraltar verwandelt wird: Die Vorsitzende des Coburger Tierschutzvereins holt tote Katzen von der Straße und bahrt sie so pietätvoll auf, damit sich ihre Besitzer von ihren Samtpfoten verabschieden können.
Die geschlossene Facebook-Gruppe "RIP Over the Rainbow" hat inzwischen über 1000 Mitglieder. Wann immer jemand in der Coburger Umgebung eine tote Katze entdeckt und von der Gruppe weiß, ruft er im Tierheim an. Dann rückt Angela Sporniak aus, sammelt die glücklosen Tiere ein und postet, falls sie nicht gechipt oder tätowiert sind, ein Foto in der Gruppe - in der Hoffnung, dass jemand die Katze wiedererkennt und ihre Besitzer ausfindig gemacht werden können. Und das klappt regelmäßig.
Das Schlimmste ist die Ungewissheit
Ist mein Stubentiger noch am Leben oder liegt er tot im Gebüsch? Diese quälenden Fragen können Tierfreunde fast um den Verstand bringen. "Das Schlimmste, wenn die eigene Katze nicht mehr nach Hause kommt, ist die Ungewissheit." Das weiß die tierliebe 49-Jährige, die selbst mit mehreren Samtpfoten zusammenlebt, aus eigener Erfahrung. "Man hat Bilder im Kopf, wie die Katze tot am Straßenrand liegt."
Ein Gedanke, der für Angela Sporniak nur schwer zu ertragen ist. Eine ehemalige Bestatterin, die ihr Leben nun dem Tierschutz verschrieben hat - aus dieser kuriosen Kombination entstand das RIP-Projekt, das für die Besitzer der toten Katzen von unschätzbarem Wert ist. "Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass diese Tiere einfach in einen Plastiksack gesteckt und in der Tierkörperbeseitigungsanlage entsorgt werden."
Das Einsammeln der Katzen erfolgt nach strikten Anweisungen. Angela Sporniak wickelt die kleinen Körper in eine Haustierdecke, legt sie dann in ebenso kleine Leichensäcke, die eigentlich für Babys gedacht sind, dann in eine Plastikbox. Aktuell bemüht sie sich darum, kleine Pappsärge zu organisieren. Zurück im Schuppen legt sie die Katzen samt Sack mit den wichtigsten Daten - Fundort, Datum, Aussehen - in die Kühltruhe. Bis zu einem Dutzend Katzen warten dort auf ihre Besitzer.
Zwischen Trauer und Dankbarkeit
Hat der sich gemeldet, holt die 49-Jährige den Leichnam aus der Truhe, legt ihn auf den Klapptisch in ein Körbchen und öffnet den Sack. Dann geht es darum, das Fellknäuel so aufzubahren, dass ihr Anblick die Besitzer nicht zusätzlich verstört. "Ich darf keine Wunden nähen, aber ich kann die Katze so ins Körbchen legen, dass sie nicht zu sehen sind", erklärt sie.Wenn Angela Sporniak die Katze in ihrem improvisierten Trauerschuppen aufgebahrt hat, treten die Besitzer ein. Sie verlässt den Raum, damit Mensch und Tier einen letzten gemeinsam Moment des Abschieds haben, wartet vor der Tür.