Der LBV ruft am Wochenende wieder zur "Stunde der Wintervögel" auf. Fachmann Alexander Ulmer erklärt, wie man den Tieren auf dem langen Weg durch den Winter mit gesunder Fütterung helfen kann.
Auch wenn das Wetter derzeit eher an den Frühling erinnert - die "Stunde der Wintervögel" naht! Dabei ruft der Landesbund für Vogelschutz (LBV) wieder alle Menschen auf, sich am kommenden Wochenende eine Stunde Zeit zu nehmen und das Vogelaufkommen in ihrem Umfeld zu zählen. Das Coburger Land ist eine der Regionen, die bei der "Stunde der Wintervögel" stets mit den stärksten Meldeergebnissen glänzt.
Alexander Ulmer ist Geschäftsführer des Kreisverbandes Coburg im LBV - und gibt ein paar Tipps, wie man vielleicht den einen oder anderen Vogel mehr in den heimischen Garten locken kann.
Derzeit finden die Vögel sicher genug Futtern. Kann/darf ich trotzdem füttern?Alexander Ulmer: Vögel zu füttern ist eine wunderbare Möglichkeit, Natur zu erleben. Ob im eigenen Garten, im Park oder auf dem Balkon.
Erwachsene und Kinder, Anfänger und fortgeschrittene Naturfreunde bekommen an den Futterstellen bleibende Eindrücke. Wer sich aber dafür entscheidet, die Wintervögel zu füttern, sollte das richtig tun. Sonst schadet er den Vögeln mehr, als er ihnen nützt.
Auf was muss ich denn achten, wenn ich ein Vogelhäuschen aufstellen möchte?Die klassischen Futterhäuschen mit Bodenbrett und Dach sind nicht zu empfehlen. Sie müssen täglich gereinigt werden, denn das Futter kann hier durch Kot verunreinigt und durch eingewehten Schnee nass werden. Das Futter muss jedoch stets trocken und sauber sein, damit sich keine Krankheitskeime ausbreiten.
Was empfehlen Sie dann als Alternative?Viel besser geeignet sind Futtersilos. Dort ist das Futter stets trocken und sauber und es rutscht nur so viel Futter nach, wie an den Öffnungen abgenommen wird.
Gibt es Fehler, die bei der Fütterung begangen werden?Was man auf keinen Fall machen sollte: Vögel mit Essensresten, wie altem Speck und Brot zu füttern. Die Fütterung mit Essensresten ist wegen des hohen Gehaltes an Salz, Gewürzen und für manche Vögel unverträgliche Zusatzstoffe sehr problematisch. Kokosraspeln dürfen auf keinen Fall gegeben werden! Sie können im Magen der Vögel aufquellen und den Verdauungstrakt schädigen. Außerdem sollte man Meisenknödel und Erdnüsse in Maschenbeuteln aus Kunststoff nicht verwendet werden. In ihnen können sich die Füße der Vögel verfangen.
Ab wann sollte man mit der Fütterung beginnen? Damit sich die Vögel an die Futterstelle gewöhnen und wiederkehren, sollte man durchgehend füttern und schon vor Beginn des Winters anfangen.
Das natürliche Futterangebot nimmt im Laufe des Winters stark ab.
Was kann man denn noch tun, damit man möglichst viele Vögel zu sehen bekommt?Der Futterplatz sollte sich an einer übersichtlichen Stelle befinden - einige Meter vom nächsten Gebüsch entfernt. So können die Vögel die Umgebung einsehen und sich vor anschleichenden Katzen zwischen die Zweige der Hecke flüchten.
Kann man beim Kauf von Vogelfutter gravierende Fehler begehen?Wichtig ist es, auf Qualität zu achten. Billigfutter enthält oft Füllstoffe ohne Nährwert. Manche Produkte sind mit Sand gestreckt und können zur Ausbreitung der stark allergenen Pflanze Ambrosia führen.
Hochwertiges Futter enthält die für Vögel wesentlichen Nährstoffe und beugt so Mangelerscheinungen vor.
Welche Futterart kommt denn bei den Vögeln am besten an?Jeder Vogel hat seine Vorlieben, mit der Art des Futters kann man sie daher gezielt einladen. Bereits aus der Form und Stärke der Schnäbel lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, auf welches Futter die verschiedenen Vogelarten angewiesen sind. Die Vögel mit dünnen, spitzen Schnabel sind Weichfutterfresser. Körnerfresser brauchen einen kurzen, kräftigen Schnabel, um die Schalen von Samen aufknacken zu können. Auf Fettfutter sind diejenigen Vögel angewiesen, die sich im Sommer von Raupen, Spinnen und Blattläusen ernähren. Vögel mit ganz kleinen, zarten Schnäbeln kommen nur mit kleinen, weichen Sämereien zurecht.
Und dann gibt es noch die Generalisten, die mit allen Futtermischungen ihr Auskommen finden.
Kann man den Vögeln auch ohne Futterhäuschen helfen?Viel mehr als von künstlichen Futterstellen profitieren die Vögel von natürlichen Gärten. Der Rückgang an naturnahen Flächen macht den Vögeln schwer zu schaffen. Vogelschützer wünschen sich deshalb, dass wieder mehr Natur in Stadt und Landschaft einkehrt. Und jeder, der einen Garten besitzt, kann etwas dafür tun - jenseits von Futterhäuschen und Meisenknödel.
Die Fragen stellte Berthold Köhler Den Meldebogen für die Stunde der Wintervögel finden Sie unter www.lbv.de .