Queen erhält Weihnachtsbaum aus Coburg

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Glaskugeln aus Lauscha werden den Baum schmücken - ein gemeinsames Geschenk der Region!
Glaskugeln aus Lauscha werden den Baum schmücken - ein gemeinsames Geschenk der Region!
 
Die Grafik aus der Illustrated London News von 1848 zeigt Queen Victoria, Prinzgemahl Albert und einige ihrer Kinder unterm Weihnachtsbaum. Repro: Coburger Tageblatt
Die Grafik aus der Illustrated London News von 1848 zeigt Queen Victoria, Prinzgemahl Albert und einige ihrer Kinder unterm Weihnachtsbaum.  Repro: Coburger Tageblatt
 

Ein Baum aus Coburg, geschmückt mit Kugeln aus Lauscha, soll an Weihnachten 2016 im Hof des Buckingham-Palastes stehen.

Es war Queen Elizabeth II. selbst, die den Anstoß gab: In ihrer Weihnachtsansprache 2015 hatte sie daran erinnert, dass ihr Ururgroßvater Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha den Weihnachtsbaum in Großbritannien heimisch gemacht hat.

Beim nächsten Weihnachtsfest könnte die Queen noch mehr nostalgische Heimatgefühle entwickeln: Im Hof des Buckingham-Palastes soll dann ein Baum aus Coburg stehen. Ihr Großcousin vierten Grades, Erbprinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha, wird diesen Baum im Callenberger Forst fällen lassen. Die Stadt Coburg lässt diesen Baum dann nach London verfrachten, wo er mit 2000 mundgeblasenen Glaskugeln aus Lauscha geschmückt wird, eigens angefertigt von den Berufsfachschülern der Fachrichtung Christbaumschmuck in der Berufsfachschule Glas.


Das Tageblatt gab den Anstoß

Die Idee für diese Aktion hatten Stadt-Pressesprecher Michael Selzer und Stadtmarketing-Koordinator Michael Böhm. Den Anstoß gab ein kurzer Text im Tageblatt, erschienen am 28. Dezember 2015: Da wurde auf die Weihnachtsansprache der Queen hingewiesen und die Bedeutung, die der Coburger Prinz Albert für die englischen Weihnachtsbräuche hatte. Daraus wuchs die Idee, der Queen einen echt Coburger Baum anzubieten.
Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) war sofort begeistert von der Idee. Christine Zitzmann, die Sonneberger Landrätin (CDU) auch: Bei einem gemeinsamen Besuch in Lauscha beschlossen die beiden Frauen, dass der Baum mit Kugeln aus der Berufsfachschule Glas geschmückt werden solle.

Mit Hilfe der Asco-Sprachenschule wurde ein Brief an die Queen formuliert, der auch wirklich in den engeren Zirkel vordringen würde. "Jeder Brief an die Queen wird beantwortet", erläutert Asco-Chef Matthias Schmidt-Curio. Meist schickt der Palast eine vorgedruckte Karte. Die Asco-Sprachenschule hatte es immerhin schon einmal geschafft, einen individuell formulierten Brief aus dem Palast zu erhalten. Deshalb nahm Michael Böhm die Hilfe der Sprachenschule in Anspruch.

Im März wurde schließlich ein aufwendig gestaltetes Schreiben abgeschickt: Gedruckt auf Büttenpapier, und versehen mit einer Faksimile-Abbildung des königlichen Weihnachtsfests, das die Illustrated London News 1848 veröffentlicht hatte.

So richtig an den Erfolg glaubten die Coburger aber nicht. Selbst Erbprinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha nicht, der spontan zugesagt hatte, im Fall des Falles den Baum zu spendieren. Er wurde erst eingeweiht, als der Brief nach London schon unterwegs war.

An Antworten war alles drin, wie Matthias Schmidt-Curio sagt: Ein "Danke, nein" genauso wie der Hinweis, dass der Baum in einer der von der Queen bedachten Wohltätigkeitsorganisationen aufgestellt werden solle. "Damit wären wir schon zufrieden gewesen."

Aber nun soll der Baum in den Hof des Buckingham-Palastes. Das Antwortschreiben des "Master of the Household" der Queen spricht davon, die Königin sei "entzückt" (delighted) und "begeistert" (thrilled) angesichts des Angebots. "Und nicht einfach ,pleased‘" (erfreut), so Schmidt-Curio.


Schüler blasen 2000 Kugeln

Nun geht es an die Detailplanungen. Der Baum muss gefunden und gefällt werden, die Schüler der Berufsfachschule müssen die Kugeln fertigen. "Ein 13 Meter hoher Baum braucht 2000 Kugeln", sagt Romy Steiner, Leiterin der Berufsfachschule. Die silbernen und goldenen Kugeln werden Durchmesser von 12 bis 24 Zentimeter haben. Für einen Glasbläser eine Herausforderung, wie Romy Steiner erläutert: "Ein Schüler im dritten Berufsschuljahr schafft einen Durchmesser von 15 Zentimetern."

Im Spätherbst wird jedenfalls nicht nur ein Lastzug mit einem Baum gen London fahren, sondern ein zweiter Laster voller Kugeln. "Und wir hängen die dann auf", versprechen Bürgermeisterin Weber und Landrätin Zitzmann. Über die Kosten der Aktion schweigen sich die Beteiligten bislang aus.

Wie das mit dem Baumaufstellen vonstattengehen wird, muss noch mit dem Buckingham-Palast abgestimmt werden. Ihren Ansprechpartner wissen die Coburger jedenfalls schon. Ziel sei, dass der Baum "in England einen sehr starken Eindruck hinterlässt", sagte Michael Böhm. Lichter dürfen da nicht fehlen, und die Lichterkette will Böhm auch bei einem Coburger Unternehmen beschaffen. "Wir hoffen, dass es klappt."

Zumindest sind mit dem Baum schon mal Kontakte zum englischen Königshaus geknüpft, nachdem die Verwandtschaft zwischen dem Coburger Herzog und den englischen Royals 1917 während des Ersten Weltkriegs aufgekündigt wurde. Denn 2019 steht ein großes Jubiläum an: Queen Victoria, mütterlicherseits selbst Coburger Abstammung, und ihr späterer Gemahl Albert wurden beide 1819 geboren.