Alte Fachwerkhäuser gibt es viele in Seßlach. Die Herausforderungen diese historischen Bauwerke zu erhalten sind groß.Vor einem Jahr hat Peter Hofmann gleich zwei solcher Häuser gekauft.
Hämmern und Sägen ist beim Betreten der Seßlacher Pfarrgasse, nahe der Kirche, zu hören. Auf einem Gerüst unter den Fenstern der ersten Etage eines Hauses steht Peter Hofmann. Er zieht gerade Nägel aus einem alten Fachwerk. "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in den Keller", sagt Hofmann.
Viele gute Nägel, die er noch verwenden kann, sind es nicht, denn immerhin stecken sie in einem Haus aus dem Jahr 1688. Links daneben steht noch ein Zweites - auch schon über 200 Jahre alt. Dazwischen ist eine Einfahrt, die den Blick auf einen Hof mit Scheune preisgibt. "Die Scheune haben wir bereits zurück gebaut und erneuert. Für mich gehörten die beiden Häuser schon immer zusammen. Beim Arbeiten kam dann die Idee die beiden mit einem Übergang zu verbinden. Alles aus Altholz", sagt Hofmann.
Altes Material wird wieder verwendet
Überhaupt nutzt er so viel wie möglich vom vorhandenen Material. "Ich muss das nehmen, was ich habe. Wenn das Holz noch verwendbar ist, dann wird es auch wieder verbaut", erklärt Hofmann. Das Budget für die Sanierung ist eng und wenn es teurer wird, dann muss Hofmann es alleine stemmen. Da helfen auch die 600 Euro, die er mit dem Attraktivitätspreis der Stadt Seßlach bekommen hat. Das Grundstück hat rund 800 Quadratmeter. Das zukünftige Wohnhaus seiner Familie wird das von 1688 und hat rund 130 Quadratmeter Wohnfläche. Das andere hat rund zehn weniger.
"Wir haben alles für 25.000 Euro bei einer Versteigerung gekauft. Aber wir waren auch die einzigen Bieter", sagt Hofmann lächelnd. Der Zustand des neuen Besitzes war "sehr schlecht", sagt Hofmann, "die Häuser waren stark verwohnt. Wir haben 80 Kubikmeter Müll rausgeholt."
Für viele wäre eine solche Baustelle mit so viel alter Bausubstanz eine Horrorvorstellung. Für Peter Hofmann ist es Leidenschaft, Liebe und auch Beruf. Er ist Experte für die Sanierung alter Häuser. Vor zwölf Jahren hat sich der gelernte Schreiner selbstständig gemacht und seit dem schon einige alte Fachwerkhäuser im Seßlacher Ortskern wieder auf Vordermann gebracht.
Einzug Ende des Jahres
Auch sein jetziges Haus, in dem er mit seiner Frau Manuela und den zwei kleinen Kindern lebt, hat er selbst saniert. Ende des Jahres will er in das neue alte Haus einziehen. Danach gehen die Arbeiten am zweiten Haus weiter. "Die Kinder werden auch älter, vielleicht ist es ja später was für sie", sagt Hofmann und klettert vom Gerüst hinab. Vom Hof führt eine Tür hinein ins Haus: "Hier kommt mal eine Terrasse hin und dort ein Nussbaum, jedes Haus braucht seinen Baum." Er legt Holz in einen Ofen, vor dem ein improvisierter Tisch mit Tassen steht.
Hier wärmen sich die Freunde und Verwandten auf, wenn sie am Haus helfen. "Gute Freunde sind wichtig, wenn man so etwas macht, ohne die geht es nicht. Mein Schwager Frank Hofmann und ein paar Freunde kommen oft an den Wochenenden vorbei", sagt Hofmann. Unter der Woche ist er mit den Arbeiten seiner Firma beschäftigt, deshalb bleiben oft nur die Wochenenden für das neue Heim der Familie. Fußbodenheizung im Erdgeschoss, Dämmung, das neue Bad und die Sanierung des Fachwerkes sind nur einige der Aufgaben, die noch vor Hofmann und seinen Helfern liegen.
Für ihn lohnt sich der Aufwand: "Alte Häuser können Geschichten erzählen. Hier bin ich mitten im Ort und kann auf das Storchennest oder die Kirche schauen, dass ist echt."
Draußen auf dem Gerüst kniet Reiko Teumer und hämmert. Er ist selbstständiger Zimmermann und arbeitet gerade am äußeren Fachwerk. "Zuerst müssen einige Teile der alten Balken entfernt werden, dann passen wir neue Stücke aus Lärche oder Eiche an und setzen diese ein", erklärt Teumer. Sägen, Fräsen und Hämmern - es ist laut und es fliegen viele Späne. "Ich muss was mit meinen Händen machen, den ganzen Tag am Computer sitzen wäre nichts für mich", sagt Hofmann und klettert wieder auf das Gerüst.
Für jedes Problem eine Lösung
Die Dächer sind bereits im vergangenen Jahr neu gedeckt worden. Zwei Etagen tiefer, im alten Sandstein-Keller, steht bereits die Heizungsanlage. Doch Bohren war hier nicht nötig. Durch einen versteckten Treppenaufgang konnten die Leitungen nach oben gelegt werden. "Wenn ich ein altes Haus mache, dann arbeite ich immer auf dem neusten Stand", sagt Hofmann.
Vor bösen Überraschungen zwischen den Balken und Steinen hat der erfahrene Bauherr aber keine Angst: "Für mich gibt es keine Probleme, nur Lösungen."
Ein Teil seines Lebens
Er nimmt wieder die Zange in die Hand und zieht einen Nagel aus einem Eichenbalken. "Zum glücklich sein braucht man alte Häuser und junge Frauen", scherzt Hofmann. Für ihn gehören alte Häuser und deren Sanierung zu seinem Leben. "In Seßlach gibt es noch einige Objekte, die eine Hand brauchen, die gut zu ihnen ist. Die Seßlacher sind froh, dass sich jemand, um die alten Häuser kümmert", sagt Hofmann und ist schon wieder unterwegs, zu einer anderen Baustelle in seinem neuen alten Haus.