Ein Biber und sein Lebensretter

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Joachim Lessing hat den nach der OP noch schlafenden Biber auf dem Arm.
Joachim Lessing hat den nach der OP noch schlafenden Biber auf dem Arm.
Wolfgang Desombre
Nach der OP erholt sich der Biber bei Joachim Lessing.
Nach der OP erholt sich der Biber bei Joachim Lessing.
Wolfgang Desombre
Gut zwei Stunden dauerte der Eingriff.
Gut zwei Stunden dauerte der Eingriff.
Wolfgang Desombre

Veterinär Joachim Lessing nahm nach einem Revierkampf des Tiers den Nager auf und behandelte ihn. Jetzt ist das Männchen auf "Biber-Reha".

Wenn ein verletzter Biber gefunden wird, dann ist der Coburger Tierarzt Joachim Lessing zur Stelle und das Tag und Nacht. Viele Stunden seiner eher knappen Freizeit ist Lessing der Retter von Tieren in Not.

Während für viele Familien am Freitag das Wochenende bereits eingeläutet ist, ist der Coburger Veterinär Joachim Lessing unterwegs, um verletzte Tiere, hier einen Biber, zu retten. Am vergangenen Freitag klingelt es gegen halb neun bei den Lessings, denn ein Spaziergänger hatte in einem Wald zwischen Beiersdorf und Weidach einen verletzten Biber gefunden.

Vielmehr war der Vierbeiner des Mitteilers auf den Biber aufmerksam geworden und hat das auch seinem Herrchen angezeigt. Der Tierschutzverein wurde informiert, und Joachim Lessing machte sich auf den Weg.

An der Flucht gehindert

In der Nähe der dortigen Fischteiche hielt der Spaziergänger den Biber "in Schach", um ihn am Weiterlaufen zu hindern. Wenn es dem Biber gelungen wäre, ins Wasser zu gelangen, wäre er weg gewesen, berichtete Lessing.

Aber um das Tier fangen zu können, musste der Tierarzt einen zwei Meter tiefen Abhang hinunter und blieb dort erst einmal mit seinen Gummistiefeln im Matsch stecken.

Der Biber hatte schon von weitem sichtbar massive Bissverletzungen am Rücken. Aber wie kann man das verletzte Tier einfangen?

23 Kilo Biber müssen nach oben

Lessing hatte eine Box dabei und mit viel Locken ist der Biber schließlich in die Box gekrochen. Dann war der zweite Kraftakt gefordert: Die Box mit dem 23 Kilogramm schweren Biber musste erst wieder den glitschigen Abhang hochgebracht werden.

Der Biber wurde erstversorgt und dann am Samstag erfolgte die rund zweistündige Operation in der Praxis des Tierarztes. Das Tier, so Lessing, wäre ohne Behandlung nicht seiner Verletzung erlegen, sondern an einer Infektion gestorben.

Erst wieder zu Kräften kommen

Die nächsten zehn bis 14 Tage ist der "Bibermann" nun bei den Lessings Untermieter. Möhren und knackige Äpfel lässt er sich schon wieder schmecken.

Nach seiner Praxis machte sich Lessing noch auf den Weg, um seinem kleinen Schützling Weidenzweige zu suchen. Die Rinde und Blätter der Weide stehen auf dem Speisenplan eines Bibers ganz oben.

Junge Biber bleiben etwa zwei Jahre bei ihren Eltern. Dann wandern sie ab und suchen sich ihr eigenes Revier: "Das wird für die Jung-Biber ein wahres Spießrutenlaufen, denn wenn alle Reviere

bereits besetzt sind, werden sie vertrieben."

Sie werden von bereits ansässigen Tieren vertrieben und dabei kommt es zu diesen oft schweren Beißereien. "Der Biber ist des Bibers größter Feind", sagte Joachim Lessing. "Die Hälfte aller Biber stirbt durch diese Kämpfe. "

"So reguliert sich ihr Bestand eigentlich von selbst, und es gibt keine Überpopulation", erklärte der engagierte Veterinär.