Echte Wildnis vor der Haustüre: "Gemeinsam für den Wald" startet in Coburg

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Ralf Straußenberg (links) und Bernd Lauterbach (rechts) führen die Gruppe durch den Bausenberg. Foto: Jutta Rudel
Ralf Straußenberg (links) und Bernd Lauterbach (rechts) führen die Gruppe durch den Bausenberg.  Foto: Jutta Rudel

Der Bund Naturschutz und Bund Deutscher Forstleute planen eine landesweite Veranstaltungsreihe - den Auftakt machte der Forstbetrieb Coburg.

Naturschützer und Förster laufen gut gelaunt durch den Bausenberg. Auf den ersten Blick kein ungewöhnliches Bild, lädt der Wald doch zum entspannten Spaziergang ein. Dabei findet hier auf schneebedeckter Flur der Auftakt einer bayernweiten Veranstaltungsreihe von Bund Naturschutz (BN) und Bund Deutscher Forstleute (BDF) statt. Die beiden Verbände möchten unter dem Motto "Gemeinsam für den Wald" zusammen arbeiten und den Wald mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und Politik rücken. Die Waldbegehung fand im Forstbetrieb Coburg statt. Hier, so Revierförster und BDF-Landesvorsitzender Bernd Lauterbach, sieht man, wie auf einer Seite Waldnaturschutz und auf der anderen Seite Waldwirtschaft zusammenpassen.

Naturwald für Artenreichtum

Umgekippte Stämme liegen quer im Hang, so als hätte gerade erst ein Unwetter gewütet."Wildnis im Wald und vor der Haustüre, sowas findet man in Deutschland kaum noch", sagt Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender, begeistert, als er sich im Wald umsah. "Selbst die Bäume, die hier durch einen Sturm umgefallen sind, werden nicht weiter verwendet, sondern bleiben als Totholz liegen", erzählt Lauterbach.

Die Eichen- und Buchenbäume sind im Schnitt 189 Jahre alt. Ein "aufgeräumter" Wald sei für viele Spaziergänger und Jogger zwar schöner anzusehen - hat aber mit den Naturschutz wenig zu tun. "17,2 Hektar liegen in Hiebsruhe", sagt Forstbetriebsleiter Albert Schrenker und meint damit die von der Holzentnahme unberührte Fläche. Bernd Lauterbach erklärt: "Es werden zehn Prozent Hiebsruhe im Staatsforst gefordert. Das wird bayernweit kompensiert." So sei bei manchen Wäldern 15 Prozent, bei anderen vielleicht nur drei Prozent Fläche stillgelegt. Der Wald hier sei ideal dafür: Er hat mit 17 Baumarten eine großer Artenvielfalt. Viele Fledermausarten sind hier zu finden. Im Fichtelgebirge, wo nur Fichten wachsen, würde die Hiebsruhe auf großer Fläche wenig Sinn machen.

Holz als wichtiger Rohstoff

"So sehr wir uns für den Naturwald einsetzen, stehen wir auch für die naturnahe Waldwirtschaft", macht Ralf Straußenberger, BN-Wald- und Jagdreferent ein paar Meter weiter klar. Die Bäume im bewirtschafteten Gebiet seien im Schnitt 75 Jahre alt. "Uns geht es auch um den Klimaschutz. Die Nutzung von Holz ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um der Klimakrise entgegen zu wirken", sagt Mergner. Holz soll nicht nur kurzzeitig verschürt, sondern in Möbelstücken und im Haus verbaut werden. Wofür das Holz dann genutzt wird, verdeutlicht Albert Schrenker sogleich an einem Beispiel: "Die Bayerischen Staatsforsten sponsern das Holz für den Theaterersatzbau." Bernd Lauterbach ist begeistert vom nachhaltigen Rohstoff: "Das Schöne am Wald: Er ist ein Perpetuum Mobile. Er wächst und wächst."

Ganz so einfach ist das aber nicht, denn heimische Nadelbaumarten werden durch den Klimawandel gefährdet. Vor allem in Nordbayern ist die Kiefer von Hitze und Trockenheit bedroht. In vielen Wäldern Franken sei laut dem Revierförster ein aktives Eingreifen der Förster und Waldbesitzer in Form des Waldumbaus notwendig.

Förster als kompetentes Personal

Herausforderungen wie Klimawandel und Schutz der Artenvielfalt sind nur zu stemmen, wenn der Freistaat genügen professionelle und finanzielle Ressourcen bereitstellt. Lauterbach ist überzeugt, dass der Förster hier tätig werden sollte: "Uns ist es wichtig, der Gesellschaft zu zeigen, dass die Kompetenz bei den Förstern gut aufgehoben ist und der Bund Naturschutz auch das Vertrauen in die Förster hat." Dazu meint Mergner, dass es nicht damit erledigt sei, ein paar Wälder aus der Nutzung zu nehmen: "Es ist wichtig, dass die Förster lernen, wo die Hotspots der Artenvielfalt sind. Gewisse Bäume müssen dann zum Beispiel stehen bleiben."

Ralf Straußberger stimmt zu, dass man kompetente Förster bräuchte, die auch die Verkehrssicherheit beachten und zur Forschung beitragen. Er ist sicher: "Förster können auch Naturwald!" Allerdings werde das Vorhaben ohne den privaten und kommunalen Wald nicht gehen. Umso wichtiger sei es, dass der Bund Deutscher Förster als Vermittler dem Bund Naturschutz zur Seite stehe.

"Es freut mich, wenn sich zwei verschiedene Organisationen in Gemeinsamkeiten übereintreffen", sagte Wilhelm Stadelmann von der BN-Kreisgruppe. Natürlich gebe es Punkte, in denen die Verbände anderer Meinung sind, aber "unser Hauptanliegen ist es, die Gemeinsamkeiten zu betonen und gemeinsame Ziele zu stecken", sagt Lauterbach. Die Zusammenarbeit von BN und BDF werde in Coburg gestartet und finde hoffentlich bald bayernweit statt.