Ebersdorfer Ratssitzung hatte eine besondere Brisanz

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Schumacher-Packaging investiert gerade in ein weiteres Hochregallager. Doch ob auch eine neue Verwaltung für 15 Millionen Euro nach Ebersdorf kommt, ist nun offen, nachdem der Bürgerentscheid gegen eine Beteiligung des Landkreises an einem neuen Flugplatz ausging. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de
Schumacher-Packaging investiert gerade in ein weiteres Hochregallager. Doch ob auch eine neue Verwaltung für 15 Millionen Euro nach Ebersdorf kommt, ist nun offen, nachdem der Bürgerentscheid gegen eine Beteiligung des Landkreises an einem neuen Flugplatz ausging. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de

Noch sind die Pläne für ein neues Verwaltungsgebäude von Schumacher Packaging in Ebersdorf nicht endgültig begraben. Wie Geschäftsführer Björn Schumacher in der Gemeinderatssitzung wissen ließ, hängen sie davon ab, wie die Coburger zum Flugplatz stehen.

Totenstille, alle hören zu. Eine Stunde lang. Betroffene Gesichter der Gemeinderäte. Zum Schluss Applaus für den Geschäftsführer der Schumacher Packaging GmbH, Björn Schumacher, der in einer engagierten Rede den Standpunkt der Befürworter für einen Verkehrslandeplatz bei Neida darlegte.

Nach dem nicht ganz alltäglichen Auftritt bei einer Sitzung formulierte Ebersdorf Bürgermeister Bernd Reisenweber (BG) es so: "Entweder jetzt den Kopf in den Sand stecken, oder für eine funktionierende Infrastruktur kämpfen. Wir profitieren alle davon, wenn der Laden läuft und Ebersdorf steht hinter Schumacher." Ein Grund, Schumacher zu laden, bestand auch darin, dass der am 25. Oktober 2012 vom Gemeinderat beschlossene Vorbescheid für den Bau eines Verwaltungsgebäudes nach drei Jahren ausläuft.
Eine Verlängerung dieses Bescheids oder eine Verlegung des Verwaltungsgebäudes hing wie ein Damoklesschwert über der Sitzung.

Bürgerentscheid schockierte Schumacher

Zunächst ließ Schumacher wissen, dass ihn das Ergebnis des Bürgerentscheides schockiert habe, weil es in seiner Deutlichkeit alle Befürchtungen weit übertroffen habe. "Damit haben wir nicht gerechnet. Das ist ein schlechtes Signal an Unternehmer, denn alle Bürger profitieren von ihnen", sagte der Geschäftsführer, der betonte, dass er darauf gewettet habe, dass die Ebersdorfer Bürger hinter ihm stehen würden. Doch auch im Standort von Schumacher Packaging hatte die Mehrheit für den Austritt des Landkreises aus der Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg (PGVC) gestimmt. "Daraus werden sich unweigerlich Konsequenzen ergeben."

Schumacher betonte, dass für ihn, um heutzutage international wettbewerbsfähig zu sein, eine Fluganbindung nötig sei. Zum anderen gebe es in Deutschland allein 140 weitere Mitbewerber in der Branche Kartonagen. "Wir müssen den gleichen Service bieten wie diese Mitbewerber. Das geht nicht mehr nur am Telefon, sonst verlieren wir", sagte Schumacher, und: "Ohne Beteiligung der Öffentlichen Hand kommt ein Verkehrslandeplatz nicht zustande." Der Landkreis hätte 1,5 Millionen von den geschätzt 30 Millionen Euro Baukosten tragen sollen. 15 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern zugesagt, 5,5 Millionen die Stadt coburg, acht Millionen die an der PGVC beteiligten Unternehmen, darunter Schumacher selbst.

Wie wird sich die Stadt Coburg entscheiden?

Noch nicht ganz vom Tisch sind die Pläne für das Schumacher-Verwaltungsgebäude in Ebersdorf, sie liegen auf Eis, signalisierte Schuhmacher. Ob es weitergeht, will er offenbar davon abhängig machen, wie die Stadt Coburg sich bei einem möglichen Bürgerentscheid verhält. An einer Finanzierungslücke wird der Flugplatzbau Schumacher zufolge nicht scheitern, jedoch muss dieses Geld zusätzlich von den Firmen erst verdient werden.

Auf alle Fälle sei es nicht gelungen, die vielen falschen Argumente der Gegner zu widerlegen, sagte Schumacher. Das sei auch der Grund, warum er nun im Gemeinderat spreche. Einen Ausbau des Verkehrslandeplatzes auf der Coburger Brandensteinsebene hielt Schumacher aus verschiedenen Gründen für nicht machbar, unter anderem wegen der kostenträchtigen Erdbewegungen.

Droht der Region der Niedergang?

Der Region drohe der Niedergang, wenn nicht eine moderne Infrastruktur geschaffen werde, warnte der Unternehmer. Für junge Leute gebe es dann keine Perspektiven mehr. Deshalb war der Appell unüberhörbar - nicht nur an den Gemeinderat von Ebersdorf, sondern an alle Politiker - Überzeugungsarbeit bei den Bürgerinnen und Bürgern zu leisten. "Das Thema Landkreis-Beteiligung kann doch noch nicht abgehakt sein", meinte Schumacher.

Eine Lanze pro Verkehrslandeplatz brachen in kurzen Statements Helmut Ritter und Brigitte Keller (BG), Rainer Matern (CSU), Reiner Brückner und Joachim Hassel (SPD). Für Bürgermeister Bernd Reisenweber, der auf die Errungenschaften der Gemeinde dank der Industrie hinwies, beispielsweise auf das Klärwesen, das ohne zusätzliche Beiträge der Bürger finanziert werden konnte, blieb in seinem Resümee nur eines übrig: "Wir werden alles tun, dass der Verkehrslandeplatz gebaut wird. Wir werden Überzeugungsarbeit leisten."