Drei Kronacher ließen Polizei Drogen mit Pinzetten von der Straße kratzen

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Auf Chrystal Speed hatten es die Angeklagten auf dem Vietnamesenmarkt abgesehen. Die Polizei schnappte das Trio bei einer Kurierfahrt. Foto: Archiv
Auf Chrystal Speed hatten es die Angeklagten auf dem Vietnamesenmarkt abgesehen. Die Polizei schnappte das Trio bei einer Kurierfahrt. Foto: Archiv

Drei junge Kronacher beschafften sich auf dem Vietnamesenmarkt in Cheb illegal Crystal Speed. Bei einer Verfolgungsfahrt mit der Polizei landen die Drogen auf der Straße. Jetzt wurde vor der Großen Jugendkammer am Landgericht Coburg das Urteil gesprochen.

"Sie sind Kinder aus ganz normalen bürgerlichen Familien und nun müssen wir uns mit ihnen beschäftigen", diesen Schluss zog der Vorsitzende Richter am Landgericht, Gerhard Amend. Am Mittwoch standen drei junge Menschen aus Kronach vor dem Richtertisch der Großen Jugendkammer. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vor.

Die beiden Männer im Alter von 22 Jahren, sitzen derzeit in der Justizvollzugsanstalt in Bayreuth und Kronach, sie wurden in Fußfesseln vorgeführt. Mitangeklagt war eine 20-jährige gebürtige Lichtenfelserin, die in der JVA Bamberg einsitzt; ihr Wohnsitz ist ebenfalls Kronach. Die beiden jungen Männer bestätigten, dass sie drogenabhängig seien und regelmäßig Crystal Speed konsumierten.


Mehrfach brachen sie begonnene Ausbildungen ab, und auch die 20-Jährige brauchte mehrere Anläufe bis zu einer festen Anstellung als Pflegekraft. Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht Ihr ganzes Leben dem Staat auf der Tasche liegen", mahnte Amend. "Sie sind ja alle noch so jung."

In sechs Fällen soll einer der Männer, ein ehemaliger Zeitsoldat, Crystal Speed aus Tschechien eingeführt, einen Teil selbst konsumiert und mit dem Rest Handel getrieben haben. Weil er aufgrund seines Drogenkonsums seinen Führerschein abgeben musste, wurde das Kurierauto von der 20-jährigen Mitangeklagten gefahren, die zu der Zeit seine Freundin war.

Die junge Mutter eines Sohnes sei durch den 22-jährigen Kronacher überhaupt erst zu Betäubungsmitteln gekommen, sagte sie aus. Genau wie er habe sie schließlich täglich Crystal konsumiert.

Laut Staatsanwaltschaft soll das Pärchen immer wieder zu Beschaffungsfahrten nach Tschechien gefahren sein. Dabei habe es Mengen zwischen drei und 30 Gramm Crystal eingekauft und über die Grenze geschmuggelt. Zwischen Dezember 2014 und Januar 2015 sollen die beiden mit einem Bekannten erneut nach Cheb gefahren sein. Dabei erwarb der Bekannte, der mittlerweile ebenfalls in Haft sitzt, laut Staatsanwaltschaft mindestens 50 Gramm Crystal Speed.

Erneut unterwegs waren der ehemalige Zeitsoldat und seine Freundin am 28. Februar 2015. Begleitet wurden sie dabei von dem 22-jährigen Kronacher, der mit ihnen auf der Anklagebank saß. In einer Spielhalle gewann der ehemalige Soldat einen höheren Geldbetrag. Gemeinsam sei man übereingekommen, das Geld auf dem Vietnamesenmarkt in Betäubungsmittel umzusetzen, sagte er aus.

Mit 50 Gramm Crystal Speed im Wert von 850 Euro im Gepäck machten sich die drei jungen Leute schließlich auf die Rückfahrt nach Deutschland.

Durch die offizielle Aussage eines Informanten hatte die Polizei das Trio bereits im Blick: Nach einer kurzen Verfolgungsfahrt erfolgte die Verhaftung. Mit Pinzetten mussten die Beamten das Beweismittel, das die Täter kurzerhand noch durchs Autofenster entsorgten, von der Straße kratzen.


Geständnis

Zahlreiche Eintragungen ins Bundeszentralregister, darunter für Delikte wie Diebstahl und der Besitz von Betäubungsmitteln, zeugen von der kriminellen Energie der beiden männlichen Angeklagten. Der ehemalige Zeitsoldat war wohl der "Drahtzieher" der Kurierfahrten. "Ich muss gestehen, dass alles auf meine Kappe geht", sagte der Kronacher, der die Taten weitgehend einräumte. Er versuchte, mit diesem Geständnis seine ehemalige Freundin und auch seinen Freund zu entlasten.

Der psychiatrische Sachverständige Michael Zappe vom Bezirkskrankenhaus in Bayreuth bescheinigte ihm ein "eingeschliffenes Konsummuster" und eine gravierende Suchterkrankung.

Er hielt eine Therapie und Drogenentzug in einer Fachklinik für notwendig, um weitere Straftaten zu verhindern. Für den mitangeklagten Freund empfahl der Experte eine mindestens 18 Monate dauernde Langzeittherapie in einem geschlossenen Entzugsklinikum.

Bei der Frau empfahl die Jugendgerichtshilfe die Anwendung von Jugendstrafrecht. Dem folgte die Große Jugendkammer und verurteilte die Angeklagte zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft. Ihr ehemaliger Lebensgefährte muss drei Jahre und neun Monate verbüßen. Der dritte Angeklagte wurde mit ein Jahr und sechs Monate Haft bestraft.

Für beide Männer ordnete das Gericht zudem die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an.