Über Facebook meldete sich dann noch David Lange, der schon zu Chax-Zeiten als fünfter Beatle gehandelt wurde und mit seinem Schlagzeug Gizela den Ritterschlag versetze. Das war 2016. Immer mehr Lieder wurden geschrieben und gesungen. Im Keller. "Wir wollten nur unser Hobby ausleben", betont Schmidt-Curio. Nichts professionell aufziehen.
Geflasht
Ein Video sollte es dann doch mal geben. Und dazu brauchte es ein paar Statisten aus der Fußgängerzone. Das war der Moment, der die sechs zum Nachdenken brachte. Denn die Menschen, die ihre Musik auf der Straße hörten, waren begeistert. Wo kann man euch hören? Habt ihr eine CD? Das hat geflasht. Raus aus dem Keller, rauf auf die Bühne. Da war es wieder, dieses Gefühl.
Bei der Jam-Night in der Sonderbar sollte es sich wieder voll entfalten lassen: Gizela als Opener. "Die Leute wollten gar nicht, dass wir aufhören", erinnert sich Dietzel.
Es folgten Gigs beim Open-Air im Rosengarten, in Coburger Bars, im dialog, auch in Erfurt. Und immer wollten die Zuhörer mehr und mehr. Dank Akustikgitarre und Klavier fühlt sich ihre Musik manchmal auch ziemlich schmusig an. Bemerkenswert ist dabei ihre Authentizität und die Energie, die aus den Songs auf das Publikum überspringt. Denn das ist nicht trendy sondern zeitlos.
Alles im Kopf
Auf ihren Auftritt in der Nikolauskapelle (siehe Infokasten) freuen sich die Männer sehr. "Ob da überhaupt jemand kommt?", fragen sie sich immer noch. Sie können es kaum glauben, dass sie so gefragt sind. Obwohl sie "die Schuldige" für ihren Erfolg gefunden haben: die deutsche Sprache. "Die Menschen hören zu, setzen sich dazu sogar hin, manche sind zu Tränen gerührt", sagt Erik Dietzel mit Blick auf seinen Freund Matthias, den er als lyrischen Sänger ehrt. Dietzel ist es, der die Melodien komponiert, Schmidt-Curio schreibt den Text dazu. Zu Papier werden die Noten allerdings nicht gebracht. "Das ist alles in unserem Kopf." Der 36-Jährige grinst.
Im November - rechtzeitig zum nächsten geplanten Auftritt im Contakt - soll ihre CD endlich fertig werden. "Vom Elementaren zu Dir" wird sie heißen und ist ein Statement - "kein Midlifecrises-Rock".
Sechs Männer er sind Gizela seit Anfang 2017: Erik Dietzel (36,Gitarre, Gesang), Matze Emmer (40,Bass, Gesang), Stefan Kinder (45, Keyboards), David Lange (40,Schlagzeug, Gesang), Matthias Schmidt-Curio (41,Gesang) und Stephan Welsch (35,Gitarre).
Live & digital & lyrisch
Museumsnacht GIZELA spielt am Samstag, 7. September, immer zur vollen Stunde für 30 Minuten in der Nikolauskapelle. Einlass ist ab 18 Uhr (mit Bändchen), Beginn 19 Uhr. Tickets für die Museumsnacht gibt es für sieben Euro im Vorverkauf in der Geschäftsstelle des Coburger Tageblatts, Hindenburgerstraße 3a, 96450 Coburg.
Internet Im Internet findet man Gizela unter www.gizela.de, www.facebook.com/gizelaband und auf www.instagram.com/gizelaband.
Liedtexte Ausschnitte aus den Liedtexten:
Reste
Vier Blümchentassen sind der Rest
vom Feiertagsgeschirr
Das gab"s damals zur Hochzeit
Und ein Teller fürs Gebäck
Nehmt doch nochwas mit
Tante Erna freut sich.
Die Kommode ist noch schön
Die stand damals im Flur
Und war doch mal so teuer
Das Buch war ein Geschenk
Wie hat sie sich gefreut
Das wollte sie noch lesen
Was am Ende bleibt passt auf einen Tapeziertisch Was vom Leben bleibt passt in einen Wäschekorb
Gizelas Beitrag gegen Rassismus:
Irgendwo muss Liebe sein
Ist plötzlich kalt in unserm Land
Ist plötzlich ich und ich und
Angst regiert Verstand
Ist plötzlich kalt in unserm Land
Bin plötzlich fremd in meinem Land
Weil ich nicht hassen will
Statt Faust wähl ich die Hand
Drum bin ich fremd in meinem Land
Und irgendwo muss doch noch Liebe sein
Und irgendwo muss Liebe sein
Über Beziehungen
Enden
Ich halte dich nicht mehr
Du bist lange nicht mehr hier
Wir sind an andern Enden dieser Stadt
Dein Zahnputzglas ist leer
Dein Duft nicht neben mir
Wo wir einst aßen werde ich nicht mehr satt...
Der Stuhl auf dem du saßt
Das Bett in dem du lagst
Die Lieblingstasse auf dem Fensterbrett
Von allen möglichen Enden muss es dieses sein.
In allen möglichen Enden sind wir allein.