Die Sanierung des Landestheaters verschieben?

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Die Betriebserlaubnis für das Coburger Landestheater erlischt im Sommer 2019. Deshalb ist die Zeit für den Bau einer Interimsspielstätte knapp. Foto: Jochen Berger
Die Betriebserlaubnis für das Coburger Landestheater erlischt im Sommer 2019. Deshalb ist die Zeit für den Bau einer Interimsspielstätte knapp. Foto: Jochen Berger

Es gehe um den nachhaltigen Umgang mit Steuergeldern, sagt Michael Stoschek. Um das Globe vernünftig planen zu können, brauche man mehr Zeit.

"Soll man die vernünftigste und beste Idee scheitern lassen, weil sie so spät kommt?" Für Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose-Gruppe, lautet die Antwort "nein", und deshalb hat er am Sonntag den Vorschlag gemacht, die Betriebsgenehmigung für das Landestheater am Schlossplatz zu verlängern.
Diese Betriebsgenehmigung wurde erteilt, nachdem das Haus Anfang 2014 nach einem großen Wasserschaden wieder in Betrieb genommen wurde. Zuerst galt sie bis Jahresende 2018. Dann wurden das Frühjahr und schließlich der Sommer 2019 daraus. So lange kann das Landestheater noch im historischen Gebäude am Schlossplatz spielen, bis wegen der Generalsanierung geschlossen wird.
Dann soll der Theaterbetrieb für einige Jahre in eine Interimsspielstätte umziehen. Darauf haben sich Stadt und Freistaat als Finanziers des Theaters geeinigt. Die Stadt hat auch Vorbereitungen getroffen, dass eine Interimsspielstätte im Sommer 2019 zur Verfügung steht: Das Projekt wurde ausgeschrieben, zwei Angebote liegen vor, der Stadtrat müsste sich nur für eines entscheiden. Ausgeschrieben ist der Umbau der Dreifachsporthalle am Anger. Die Sporthalle samt Zuschauertribüne soll abgerissen und durch ein Bühnengebäude mit Zuschauerraum ersetzt werden. Die Umkleide- und Technikräume der Halle bleiben stehen und dienen dem Theater als Funktionsräume - Garderobe, Proben, Masken und so weiter. Die Bühnenhalle soll so errichtet werden, dass man sie nach der Nutzung zerlegen und andernorts wieder aufbauen kann.
Globe am Güterbahnhof
Wenn da nicht der Vorschlag namens "Globe" wäre: Ein Rundbau am Güterbahnhof, geeignet erst fürs Theater und danach für andere Kulturangebote, etwas, was der Stadt bleibt über die Sanierungszeit des Landestheaters hinaus. Denn nun kommt ins Spiel, was Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose-Gruppe, die Verschwendung von Steuergeldern nennt. Die Interimsspielstätte soll nämlich nur so lange stehen bleiben, wie sie für das Landestheater gebraucht wird. Dann kommt sie wieder weg. Und sie ist nicht billig: Von zwölf Millionen Euro spricht Stoschek. Der Freistaat würde davon 75 Prozent (neun Millionen Euro) übernehmen.
Sollte die Stadt etwas errichten wollen, was dauerhaft genutzt werden kann, bezahlt der Freistaat nur 25 Prozent (drei Millionen Euro). Aber auch die Stadt müsse ihren jeweiligen Anteil aus Steuermitteln finanzieren, gibt Stoschek zu bedenken.
Unternehmen würden "was drauflegen"
Beim Globe ist nun die Rede davon, dass die Coburger Unternehmen Brose, HUK Coburg und Kaeser den Bau vorfinanzieren - wenn der Freistaat 75 Prozent der Baukosten übernimmt oder zumindest die Summe, die er für eine Interimsspielstätte am Anger bezahlt hätte. So sagte es Stoschek am Sonntag. Mehr noch: "Wir können uns vorstellen, dass wir da noch was drauflegen." Wenn ein Globe am Güterbahnhof für 15 Millionen Euro machbar sei, sei denkbar, dass die Unternehmen den Restbetrag übernehmen, teilte Stoschek mit. Kurz: Aus Steuermitteln müssten die zwölf Millionen Euro finanziert werden, die jetzt schon im Raum stehen.
Aber, sagt der Unternehmer, die Finanzierung sei doch nicht das wahre Problem. Sondern das enge Zeitfenster: Am 15. Februar muss der Stadtrat entscheiden, ob er eins der vorliegenden Angebote für den Anger annimmt. Die Frist endet im Februar, denn alles ist ja darauf abgestellt, dass im Sommer 2019 das Theater umzieht.
Für eine sorgfältige Planung und den Bau des Globe brauche es aber mehr Zeit als "für die Hallen am Anger", wie Stoschek zu bedenken gibt. Deshalb müsse versucht werden, die Betriebsgenehmigung fürs Landestheater zu verlängern. Und da, ist sich Stoschek sicher, seien Lösungen zu finden. Mitspielen müsste in beiden Fällen der Freistaat: Zum einen, weil die Finanzierungsvereinbarung geändert werden müsste, zum anderen, weil auch die Sanierungspläne des Staatlichen Bauamts auf diesem Zeitplan fußen.
Nicht nur wegen der Nachhaltigkeit hält Stoschek das Globe am Güterbahnhof für die "beste und einzig vernünftige Idee". Ein solches Gebäude biete die Chance, ein Leuchtturmprojekt zu schaffen, das Coburg für junge Leute attraktiv mache und zeige, dass die Stadt nicht nur der Vergangenheit verhaftet sei. Folgekosten für die Stadt müsse man auch nicht fürchten: "Ein qualifizierter Betreiber, der auch die Bewirtschaftung bekommt, sollte ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen können. Das gelingt in anderen Städten auch, und Nutzungsideen gibt es genügend", erklärte Stoschek.
Wöhner spendet Elektrotechnik
Inzwischen hat sich ein weiterer Unternehmer gefunden, der das Globe unterstützen will: Frank Wöhner, Unternehmensinhaber in Rödental, bietet an, die "elektrische Stromverteilung und Steuerung so weit wie möglich kostenlos zur Verfügung zu stellen". Das gelte für alle Komponenten, die Wöhner herstelle. Für weitere Produkte würde er bei befreundeten Unternehmen vorsprechen, kündigte Wöhner an. Zuvor hatten schon die bayerischen Staatsforsten angeboten, alles benötigte Holz für den Bau zu schenken.