Die Nachtwächter sind wieder in Bad Rodach unterwegs

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Durch die malerischen Gassen des Kurstädtchens ziehen Samuel Schmidt, Helmut Jacobi, Karl-Heinz Engelhardt und Christian Engelhardt zur Eröffnung der Nachtwächter-Saison ein. Mit dabei ist Mischlingshündin Amy. Foto: Gabi Arnold
Durch die malerischen Gassen des Kurstädtchens ziehen Samuel Schmidt, Helmut Jacobi, Karl-Heinz Engelhardt und Christian Engelhardt zur Eröffnung der Nachtwächter-Saison ein. Mit dabei ist Mischlingshündin Amy.  Foto: Gabi Arnold
Karl-Heinz ist der dienstälteste Nachtwächter und darf zur Eröffnung das Horn blasen. Foto: Gabi Arnold
Karl-Heinz ist der dienstälteste Nachtwächter und darf zur Eröffnung das Horn blasen. Foto: Gabi Arnold
 
Christian Engelhardt, Samuel Schmidt, Helmut Jacobi sind Bad Rodacher Nachtwächter . Foto: Gabi Arnold
Christian Engelhardt, Samuel Schmidt, Helmut Jacobi sind Bad Rodacher Nachtwächter . Foto: Gabi Arnold
 
Die Stadtkapelle Bad Rodach eröffnet die Nachtwächter-Session. Foto: Gabi Arnold
Die Stadtkapelle Bad Rodach eröffnet die Nachtwächter-Session. Foto: Gabi Arnold
 
Der Bürgermeister der Stadt Bad Rodach zündet die Laterne an. Foto: Gabi Arnold
Der Bürgermeister der Stadt Bad Rodach zündet die Laterne an. Foto: Gabi Arnold
 
Foto: Gabi Arnold
Foto: Gabi Arnold
 
MischlingshündinAmy läuft mit den Nachtwächtern. Foto: Gabi Arnold
MischlingshündinAmy läuft mit den Nachtwächtern. Foto: Gabi Arnold
 

Die Bad Rodacher Nachtwächter sind wieder unterwegs. Sie beleuchten in ihren Versen das Ortsgeschehen humorvoll und kritisch.

Den dunklen, schwarzen Mantel übergestreift, den Hut auf dem Kopf, das Horn um den Hals baumelnd, die Hellebarde und Laterne in der Hand: So ausgestattet zog der Nachtwächter einst durch die Straßen und sorgte zu nächtlicher Stunde für Ruhe und Ordnung im Ort. Die Bad Rodacher halten diesen Brauch seit Jahrzehnten am Leben. Am 1. Mai war es wieder soweit: Vor dem historischen Pulverturm, in der malerischen Umgebung von Fachwerkgebäuden und Stadtmauer, hatten sich in der Abenddämmerung Bad Rodacher Bürger, Besucher und Kurgäste eingefunden, um die Eröffnung der Saison zu erleben.

Um das Warten auf die Männer in den langen, dunklen Mänteln zu verkürzen, spielte die Stadtkapelle Bad Rodach mit volkstümlichen Weisen auf und sorgte für Stimmung. Derweil bereiteten sich in einer beschaulichen Seitengasse Karl-Heinz Engelhardt, Christian Engelhardt, Helmut Jacobi und Samuel Schmidt auf ihren Auftritt vor.
Samuel ist der jüngste Nachtwächter und mit seinen zwölf Jahren sozusagen der Lehrling der Gilde. Von klein auf, erzählt der Schüler, sei er mit der Tradition vertraut. "Mein Opa war Nachtwächter und hat mir viel erzählt."

Extra Seminare besucht

Nachdem Roland Schmidt vor wenigen Jahren gestorben war, besuchte sein Enkel Samuel die Nachtwächter-Seminare. An die 30 Auftritte hat der Junge seitdem absolviert, nur selten war er bei den Eröffnungen dabei. "Ich habe ja meistens am nächsten Tag Unterricht", sagt der Gymnasiast. Auf dem Computer seines Opas habe er viele Reime und Verse gefunden. Wobei diese Verse der Nachtwächter immer selber entwerfen müsse.

Engelhardt ist der Dienstälteste, seit zwölf Jahren streift er durch die Gassen und lässt seinen Singsang "Hört ihr Leut'" durch den historischen Ortskern hallen. In seine Fußstapfen tritt sein Sohn Christian, der eigens zur Saison-Eröffnung von Bremen in das Kurstädtchen gereist ist.

Quartett in der Dunkelheit

Auch die Mischlingshündin Amy begleitet das Nachtwächterquartett durch die Dunkelheit. Unterdessen ziehen die vier unter den Klängen des Coburger Josias-Marsches vor dem Pulverturm ein. Dem Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) ist es vorbehalten, die Laterne anzuzünden. Stolz ist das Stadtoberhaupt auf die Tradition, die in seiner Stadt über Jahrzehnte vom Kur- und Tourismusverein aufrechterhalten wird.

Jeden Donnerstag lädt nun ein Nachtwächter zu einem Rundgang durch die Altstadt ein. Treffpunkt ist am Haus des Gastes, Ausnahme ist der erste Donnerstag im Monat. Dann spielt vor dem Pulverturm die Stadtkapelle, und die Führung beginnt eben dort an dem historischen Platz.

Alter Brauch lebt auf

Die Laterne brennt nun und Engelhardt bläst nach alter Väter Sitte in sein Horn, hält Wache in seinen Versen über das Stadtgeschehen und freilich auch die Therme. In den Reimen wird das kommunale Geschehen humorvoll, aber auch kritisch beleuchtet. Die Nachtwächter, Bürger und Gäste treffen sich zum Abschluss im Café Fadler, um gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Bis zum 18. September lebt in Bad Rodach der alte Brauch auf, wie in längst vergangenen Zeiten.