Bundeswirtschaftminister Peter Altmaier will die Trasse mit der größtmöglichen Akzeptanz, die dafür aber so schnell wie möglich.
Wenn es um den Bau zusätzlicher Stromtrassen geht, stellt sich für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die Frage nicht, die Gegner im Coburger Land immer wieder vorbringen: Brauchen wir die? Das "Ja" dazu steht für den Minister fest, und er will sie so schnell es irgend geht.
Wie und wo die Stromautobahnen, -links und -brücken gebaut werden sollen, um das zu entscheiden, geht Altmaier auf Reisen, genauer gesagt auf "Netzausbaureise". Dabei sucht er den Kontakt zu den Politikern vor Ort und sogar zu erklärten Gegnern seiner Pläne. Am Donnerstag ging er bei seinem Besuch am Landratsamt Coburg mit ausgestreckter Hand auf die Schar von Demonstranten zu - allen Pfiffen und Buh-Rufen zum Trotz.
Im Gespräch mit Kommunalpolitikern machte Peter Altmaier klar: "Wir stehen vor einer nationalen Kraftanstrengung wie es sie in der Geschichte der Elektrizitätswirtschaft noch nicht gegeben hat." Mit dem Wunsch, aus Kernkraft und Kohlestromerzeugung auszusteigen, sei im selben Moment klar gewesen, dass beides gleichzeitig nicht geht. Atomstrom sollte als erstes fallen, Kohlestrom bis 2030 folgen. Erneuerbare Energien gebe es vor allem im Norden, gebraucht werde aber mehr Strom im Süden und Südwesten Deutschlands. Für Altmaier der Beweis für eine Notwendigkeit, die Christian Gunsenheimer (FW) als Klimaschutzbeauftragter des Landkreises als "bisher nicht wirklich wissenschaftlich belegt" ansieht.
Agentur betont Notwendigkeit
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Schließlich könne man sich doch die Monsterleitungen sparen, wenn der Strom dezentral dort erzeugt wird, wo er gebraucht wird, meinen auch die Demonstranten vor dem Landratsamt. "Wenn wir dezentral erzeugen, brauchen wir aber viele Leitungen, um alles wieder zusammenzuführen", hält Jochen Hohmann, Präsident der Bundesnetzagentur dagegen.
Selbst den Vorwurf, die Leitungen würden doch nur für den europaweiten Stromhandel benötigt, sieht Peter Altmaier nicht als Vorwurf. Im Gegenteil, er bekennt sich klar dazu. Strom müsse in Europa so frei fließen können wie andere Warenströme auch. Um sein Ziel zu erreichen will der Minister "bereit sein mit den Leuten zu reden, bereits sein, Manches zu überdenken und stark genug sein, Notwendiges durchzusetzen." Denn: "Ich muss am Ende die Verantwortung dafür übernehmen, dass in Deutschland die Lichter nicht ausgehen."
Das von Peter Altmaier geforderte Vertrauen in die Bundesnetzagentur teilt etwa Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD) nicht so leicht: "In Gesprächen mit Mitarbeitern der Bundesnetzagentur, wurde mir der Eindruck vermittelt, man nehme jede Trasse von norden nach Süden, die man kriegen kann."
Weidhausens Bürgermeister Markus Mönch (parteilos) und sein Amtskollege Udo Döhler (UBV) aus Dörfles-Esbach schilderten eindringlich, wie ihre Gemeinden schon jetzt im Würgegriff der Infrastrukturprojekte liegen. "Ich kann meinen Bürgern beim besten Willen keine weitere Stromtrasse vermitteln", betonte Mönch.