Die eigenen vier Wände boomen

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Der Immobilienmarkt in Coburg ist angespannt: die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen ist hoch, das Angebot schrumpft. Foto: LBS Bayern
Der Immobilienmarkt in Coburg ist angespannt: die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen ist hoch, das Angebot schrumpft. Foto: LBS Bayern

Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen im Bereich Coburg-Lichtenfels ist ungebrochen. Das große Interesse führt allerdings auch zu höheren Preisen. Wer Eigentum finanzieren will, sollte sich gegen steigende Zinsen absichern.

Die eigenen vier Wände sind sprichwörtlich Gold wert - man ist nicht nur unabhängig, sondern hat mit einer Immobilie auch gleich Vorsorge fürs Alter getroffen. Die Nachfrage nach Eigenheimen - egal ob Haus oder Wohnung - ist daher auch im Einzugsbereich der Sparkasse Coburg-Lichtenfels unverändert hoch.
Im vergangenen Jahr hat die Sparkasse Wohnbaukredite in Höhe von 139 Millionen Euro bewilligt, wie Vorstandsvorsitzender Siegfried Wölki am Dienstag in einem Pressegespräch berichtete. "Damit wurde das bereits starke Vorjahr noch einmal um fast neun Prozent übertroffen." Knapp 80 Millionen der bewilligten 139 Millionen Euro wurden für den Kauf von Wohneigentum verwendet, der Rest floss in Modernisierungen oder beispielsweise die Aufrüstung der eigenen Immobilie mit Photovoltaik.

Günstig wie nie zuvor

157 Objekte hat die Sparkasse 2014 im Raum Coburg-Lichtenfels vermittelt. 2013 seien es zwar noch fünf Objekte mehr gewesen, der Wert der Immobilien lag mit 21,6 Millionen Euro im vergangenen Jahr trotzdem knapp 2,3 Millionen über dem Kaufpreis von 2013. Dass im vergangenen Jahr weniger Objekte vermittelt wurden als im Jahr zuvor, lag Wölki zufolge nicht am Interesse der Käufer. Die Nachfrage sei ungebrochen, aber das Angebot schränke allmählich die Möglichkeiten ein.

Dass die eigenen vier Wände so beliebt sind, ist laut Wölki zum einen der "guten Arbeitsmarktsituation" geschuldet, die die nötige Sicherheit für eine solch langfristige Investition gebe. Zum anderen sorgten die "historisch niedrigen" Zinsen dafür, dass die Kreditinstitute so günstige Finanzierungen anbieten können, wie nie zuvor.
"Die Zinsen haben sich in den vergangenen fünf Jahren halbiert", erläuterte Wölki. Wie sich das bei der Finanzierung auswirkt, verdeutlichte Dieter Ebeling, Regionaldirektor der Landesbausparkasse (LBS) Bayern, an einem Beispiel: Ein Bauherr nimmt einen Kredit über 100 000 Euro auf und kann sich eine monatliche Finanzierungsrate von 500 Euro leisten. Bei einem Zinssatz von zwei Prozent muss er über die gesamte Laufzeit rund 22 000 Euro an Zinsenaufbringen. Bei vier Prozent Zinsen kostet ihn dieselbe Finanzierung schon 65 000 Euro - also etwa das Dreifache.

Allerdings dürfe man sich vom derzeitigen Zinsniveau nicht täuschen lassen, wie Siegfried Wölki betonte: "Die Chancen auf niedrige Zinsen sind kleiner geworden, das Risiko auf steigende dafür höher."

Bausparen sehr gefragt

Damit Kreditnehmer bei steigenden Zinsen nicht irgendwann in eine existenzbedrohende Situation gerieten, sei es also sehr wichtig, sich dagegen abzusichern, sagte Ebeling. Der klassische Weg sei der Bausparvertrag, weil darin die Zinsen bis zur letzten Rate - also über einen längeren Zeitraum - festgeschrieben seien. Mehr als ein Fünftel aller Wohnbaukredite in Deutschland stamme von einer Bausparkasse und auch im Raum Coburg-Lichtenfels sei Bausparen sehr gefragt. Die LBS Bayern erzielte 2014 ein Neugeschäft von mehr als acht Milliarden Euro - das drittgrößte Neugeschäft der Unternehmensgeschichte, wie Ebeling berichtete. Im Raum Coburg-Lichtenfels wurden im vergangenen Jahr knapp 3200 Verträge mit einer Bausparsumme von über hundert Millionen Euro vermittelt.

Das günstige Zinsniveau führt aber auch dazu, dass das Angebot auf dem heimischen Immobilienmarkt bei weitem nicht Schritt halten könne mit der Nachfrage, wie Marcus Seiler, Vertriebsdirektor Privatkunden und Immobiliencenter, betonte. Der Markt im Raum Coburg-Lichtenfels sei seit einigen Jahren sehr angespannt. Die Konsequenz: steigende Immobilienpreise - besonders in sogenannten "Lila"-Lagen (Lila steht für Landschaft, Infrastruktur, Lebensqualität und Arbeit).

Bald neue Bauplätze

Eine Nachfrage Seilers ergab zum Beispiel, dass die Stadt Coburg aktuell gerade einmal drei Grundstücke verkauft - allerdings sollen demnächst rund 100 neue Bauplätze im Stadtgebiet ausgewiesen werden.

Die Preise für Häuser und Wohnungen stiegen 2014 bayernweit um sieben beziehungsweise acht Prozent. In Coburg lagen die Grundstückspreise zwischen 35 und 260 Euro pro Quadratmeter, in Lichtenfels zwischen 40 und 180 Euro. Eine neu gebaute Doppelhaushälfte kostete in Coburg zwischen 220 000 und 310 000 Euro, in Lichtenfels jeweils etwas weniger. Ein Einfamilienhaus aus zweiter Hand war in Coburg schon ab 70 000 Euro bis 610 000 Euro (in Lichtenfels bis 320 000 Euro) zu haben. Die höchsten Preise bezahlt man für ein Objekt in der Stadt Coburg.

Ansprüche sind gestiegen

Wie viel Wohnraum gebraucht werde, hänge aber nicht nur von der Bevölkerungsentwicklung ab, sondern auch vom ganz persönlichen Bedarf der Bewohner, führte Dominik Müller, stellvertretender Pressesprecher der LBS Bayern, aus. Heute wohnen immer weniger Menschen in einem Haushalt zusammen, die Zahl der Singlehaushalte nimmt zu. Daneben seien auch die Ansprüche gestiegen, nicht nur in Bezug auf die Ausstattung, sondern auch, was die Wohnfläche angehe.

Im Kreis Coburg (Lichtenfels) stehen den Haushalten im Durchschnitt 106 (103) Quadratmeter zur Verfügung, in der Stadt Coburg sind es knapp 87 - "das ist relativ komfortabel", so Müller. Die größten Wohnungen stehen - laut Statistik - übrigens mit rund 123 Quadratmetern in Seßlach.