Der Ritter letzter Waffengang

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Herzog Johann Friedrich zu Sachsen in Rot ist genauso gestürzt wie sein Kontrahent in Schwarz, Anarg zu Wildenfels. Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg
Herzog Johann Friedrich zu Sachsen in Rot ist genauso gestürzt wie sein Kontrahent in Schwarz, Anarg zu Wildenfels. Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg
 

Anfang des 16. Jahrhunderts gelangte das höfische Rittertum zu neuer Blüte. Praktisch wurden die gepanzerten Krieger nicht mehr gebraucht.

Der Ritter als solcher war Anfang des 16. Jahrhunderts auf dem absteigenden Ast. Daran lässt die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" keinen Zweifel, auch, wenn sie das Wort "Ritter" im Titel hat. Das Rittertum feierte eine letzte Blüte als Idealbild höfischen Lebens und adliger Tugenden. Kaiser Maximilian (1459 - 1519) förderte das Turnierwesen und das Rittertum als solches. Die Turniere, bei denen auch ein kleiner Ritter gegen den Kaiser antreten konnte, waren auch gesellschaftliche Ereignisse.

Als Krieger wurden die Ritter mit Rüstung und eingelegter Lanze nicht mehr gebraucht. Die ersten Feuerwaffen waren schon auf dem Markt, bei den neuen Kampftechniken war eine schwere Rüstung eher hinderlich. Die Rüstung oder Teile davon wie der Brustharnisch entwickelten sich zum Accessoire, die Rennzeuge - spezielle Rüstungen fürs Turnierreiten - waren im heutigen Sinne Sportausrüstung.

Illustriert wird das alles in der Landesausstellung sehr aufwendig und mit Stücken, die ohnehin zur Dauerausstellung auf der Veste gehören. Kaum ein Kind in der Region, das nicht schon fasziniert vor den Rittergestalten in der großen Hofstube stand, kaum ein Erwachsener, der sich nicht an diese Faszination erinnert.

Das Turnierbuch des Herzogs Johann Friedrich I. von Sachsen werden sich aber die wenigsten Besucher angeschaut haben. Es dokumentiert die Teilnahme des Herzogs an diversen Turnieren im Zeitraum von 1521 bis 1534 "und kann damit als ein Ausweis seiner ritterlichen Leistungen gewertet werden", heißt es in der Beschreibung zu der obigen Abbildung.

Johann Friedrich I. von Sachsen, auch "Friedrich der Großmütige", hat sich freilich nicht nur durch sein Turnierbuch verewigt. Geboren 1503 in Torgau, übernahm er 1532 die Herrschaft über das Gebiet der Ernestiner und die Kurfürstenwürde. Als Führer des Schmalkaldischen Bundes stand er an der Spitze der protestantischen Fürsten in Mitteldeutschland. Den Beinamen "der Großmütige" erhielt er für seinen Einsatz für die Reformation und als Gönner Martin Luthers. Allerdings legte sich der Herzog mehrfach mit dem Kaiser an - und 1547 war er die Kurfürstenwürde los.

Wenige Jahre vorher muss das Turnierbuch entstanden sein. Der Katalog zur Landesausstellung datiert es auf die Jahre 1539 bis 1543. Die darin dokumentierten Turniere fanden zwischen 1521 und 1534 statt. 1543 wurden die Blätter aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren gebunden und teilweise stark beschnitten, so dass große Teile der Beschreibungen auf den Seiten verloren gingen. Das Buch gibt zwar die Ergebnisse der Turniere wieder, aber die Darstellungen stimmen vermutlich nicht mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild der Turnierreiter überein. Einige Pferde in dem Buch tragen nämlich Behänge, die auf die Faschingszeit hinweisen. Es ist überliefert, dass Cranachs Werkstatt 1543 sieben solche Renndecken lieferte, so dass vermutet wird, dass einige dieser Entwürfe im Turnierbuch festgehalten sind, das ja von lange zurückliegenden Ereignissen berichtet.
Friedrich der Großmütige war bei Weitem nicht der einzige, der seine Erfolge (und Misserfolge) beim Turnier auf diese Weise festhalten ließ. Die Turnier- und Fechtbücher jener Zeit erfüllten auch repräsentative und legitimierende Ansprüche - als Beweis des Rittertums ihrer Auftraggeber.