Das Salzlager neben dem Coburger Landratsamt ist mit 2000 Tonnen gut gefüllt, die Mannschaft hoch motiviert - der kann Winter kommen.
Diesen Termin muss Edelbert Schöpplein gar nicht aus seinen Unterlagen heraussuchen: "Es war der 12. November, ein Sonntag." Da hat für die Mannschaft der Straßenmeisterei des Landkreises die Winterdienstsaison begonnen. Das war ein bisschen früher zwar als geplant (der Winterdienstplan läuft vom 15. November bis 15.März), hat aber Schöppleins erfahrene Kollegen nicht aus der Ruhe gebracht. "Wir haben eine hoch motivierte Mannschaft", sagt der Leiter der Straßenmeisterei.
Die Motivation ist auch ein Stück Verantwortungsbewusstsein. "Unsere Mitarbeiter", versichert Edelbert Schöpplein, "wissen, dass sie eine wichtige Arbeit leisten." Dafür dürfen die 19 Winterdienstler keine Langschläfer sein. Bei winterlicher Witterung schaut sich der diensthabende Kontrolleur der Straßenmeisterei um 1.30 Uhr die Situation an und benachrichtigt bei Bedarf seine Kollegen. Gegen 2 Uhr ist es dann, wenn die sechs Fahrzeuge ihren mit dem Räumen und Streuen auf den 200 Kilometern Kreisstraßen beginnen. Drei Fahrzeuge gehören dem Landkreis, drei weitere werden von externen Firmen gefahren.
Der frühe Start hat seinen Grund. Das Ziel der Straßenmeisterei ist es, dass die Autofahrer bei Beginn des Berufsverkehrs gegen 6 Uhr einigermaßen gute Verhältnisse vorfinden. Und weil die durchschnittliche Tour eines Räumfahrzeuges gute vier Stunden dauert, muss es rechtzeitig losfahren. Drei Fahrer (die fast immer alleine unterwegs sind) hat Edelbert Schöpplein pro Tour zur Verfügung. Das bringt bei winterlicher Witterung für die Mitarbeiter der Straßenmeisterei den bekannten Wechsel: Frühschicht, Spätschicht, frei. Dazu kommen noch zwei Mann, die bei normaler Arbeitszeit um die Reparaturen an den Winterdienstfahrzeugen (zwei Unimogs, ein Lkw) kümmern. "10 bis 20 größere Schäden kommen im Lauf einer Saison zusammen", weiß der Leiter der Straßenmeisterei.
Das Streusalzlager auf dem neuen Gelände direkt neben dem Landratsamt ist nicht erst seit Herbst mit 2000 Tonnen prall gefüllt. Schon im April hat Edelbert Schöpplein seine Bestellung abgegeben, im Juni ist das Salz mit etlichen Lkw-Fuhren von Bernburg (Sachsen-Anhalt) nach Coburg gebracht worden. Die frühen Vorbereitungen sind unabdinglich, weil die großen Salzlieferanten - das Coburger Landratsamt arbeitet sei jeher mit zwei deutschen Unternehmen zusammen - das ganze Jahr über viel zu tun haben. "Da hängt eine irrsinnige logistische Leistung dran", weiß Edelbert Schöpplein. Alleine in Bayern wird es rund 150 größere Straßenmeistereien geben, dazu kommen noch die kleineren Städte und Gemeinden. Da kann bei Bestellmengen im vierstelligen Tonnen-Bereich nicht alles auf den letzten Drücker ausgeliefert werden.
Wenn mal wieder so richtig Winter sein sollte, dann sind 2000 Tonnen Streusalz gar nicht einmal so viel. Der Leiter der Straßenmeisterei zückt seinen Taschenrechner, multipliziert die Anzahl der Fahrzeuge mit dem Streusalzbedarf, nickt und sagt: "Wenn es von früh bis spät schneit, brauchen wir 100 Tonnen Salz am Tag." Solche Tage sind aber im Coburger Land eher selten, kaum in Dutzend davon gibt es während eines normalen Winters.
0 Grad, Regen: Aufpassen!
Meist reichen um die zehn Tonnen Salz aus. Was da auf den Straßen zum Einsatz kommt, ist übrigens echtes Speisesalz. Naja - fast, wie Edelbert Schöpplein einschränkt: "Der Reinheitsgrad beträgt 99 Prozent." Das eine Rest-Prozent ist ein Zusatzstoff, der garantiert, dass das Salz im Lager nicht durch die Feuchtigkeit aus der Luft verklumpt.
Edelbert Schöpplein ist schon so viele Jahre in der Branche, dass er weiß, wie er das Wetter und Straßenbedingungen in der Region einzuschätzen hat. Das gefährlichste Wetter für Autofahrer ist für ihn bei rund um null Grad, überflüssigerweise vielleicht sogar bei leichtem Regen. "Das hatten wir heuer schon", warnt der Leiter der Straßenmeisterei. Deshalb rät er den Autofahrern aus dem Coburger Land ausdrücklich: "Man muss im Winter immer damit rechnen, dass es glatt sein kann. Deshalb rate ich: Langsam fahren!" Erst recht übrigens in der Nacht: Denn von 22 bis 6 Uhr sind die Fahrzeuge der Straßenmeisterei im Normalfall nicht unterwegs.
Zahlenspiele zum Winterdienst
Schwergewicht: Wenn ein großer Dreiachser-Lkw zu seiner Winterdiensttour startet, kommt er auf ein stattliches Gewicht: Das Salz (6,2 Tonnen), die 2500 Liter Solemischung (2,8 Tonnen) und das Schneeräumschild (1 Tonne) summieren sich samt technischer Ausstattung auf rund 12 Tonnen.
Verbrauch: Die Streugeräte können vom Fahrzeug aus genau auf die Witterungsbedingungen eingestellt werden. Normal kommen zwischen 5 und 20 Gramm Salz auf den Quadratmeter, bei extremen Minustemperaturen und starken Steigungen können es auch einmal 30 Gramm werden,