Nach fünf furchtbaren Stunden lagen abends um 18 Uhr von 226 Häusern 179 sowie 19 Städel und mehrere Hundert Hinter- und Nebengebäude in Schutt und Asche. Darunter befanden sich 94 der schönsten Wohn- und Familienhäuser einschließlich des Rathauses und der Kirche. Von etwa 2100 Einwohnern waren 1400 obdachlos geworden und mussten zum größten Teil die erste Nacht unter freiem Himmel im "Gründla" und im "Grüntal" zubringen. Aus dem Rathaus wurden nur die Lehens-, Consens- und Hypothekenbücher gerettet, das ganze Ratsarchiv war verbrannt. Aus der Kirche konnten die Abendmahlsgefäße, einige Agenden und Gesangbücher, Bibel, Kruzifix, Altarleuchter, Kronleuchter und das Taufbecken gerettet werden. Die Abgebrannten hatten so gut wie nichts gerettet. Der Schaden wurde auf 500 000 Gulden beziffert.
Es gab drei Tote
Aber auch Menschenleben kostete der Brand. Die Witwe des Bäckermeisters Friedrich Witthauer hatte sich in den Keller ihres Schwiegersohnes geflüchtet und war dort erstickt. Ferner verbrannten zwei Kinder, der sechsjährige Sohn des Lithographen Christoph Schindhelm und das etwa ein Jahr alte Söhnchen des Rotgerbermeisters Christoph Süssenguth.
Hilfsleistungen nach der Brandkatastrophe
"Man kann sich denken", schreibt Emil Herold im Heimatblatt "Rund um den Muppberg" vom 30. November 1926, "dass bei so einer gewaltigen Brandkatastrophe alle den Kopf verloren hatten." Von der Stadt war nichts übrig geblieben als die Glockenbergschule, das Weidach, die alte Stadt, die Coburger Straße und die vor dem Wind gelegenen Häuserreihen der Heubischer - und der Ernststraße. Noch am Abend des Unglückstages gingen die ersten Hilfssendungen mit Brot ein. Das stets nachbarfreundliche Horb schickte den Armen zehn Laib Brot und Meilschnitz 23 Brote. Und schon am nächsten Morgen trafen ausgiebige Lebensmittelsendungen aus der ganzen Nachbarschaft ein, darunter auch Fuhren aus Sonneberg und Coburg. Kleidungsstücke und Betten wurden in größerer Anzahl auch von weither, so zum Beispiel aus Frankfurt, Schweinfurt, Hildburghausen, Meiningen, Altenburg und Leipzig, gespendet. Das Schießhaus und die dazu gehörigen Gesellschaftsgebäude wurden für alle ankommenden Gaben zu einem Magazin eingerichtet. Schon am Morgen des 25. Juni 1839 hatte sich ein Hilfskomitee gebildet, welches die Naturalien, Kleidungsstücke und anderen Hilfsgüter verteilte. Zur Verteilung der eingegangenen Unterstützungsgelder war eine besondere Kommission eingesetzt. Die Verteilung der Gelder, die aus allen Teilen Deutschlands eingingen, geschah nach klar geregelten Grundsätzen.
Der erste Gottesdienst nach der Katastrophe
Am Sonntag nach dem Brand, am 30. Juni 1839, wurde in der Gottesackerkirche ein Gottesdienst gehalten. Die Predigt des Superintendenten Gruner wurde gedruckt. Der Verkaufserlös wurde zur Anschaffung einer samtenen Altardecke für die neu zu erbauende Kirche bestimmt.
Eine der ersten Aufgaben für den Wiederaufbau der Stadt war die Wegschaffung des Schuttes. Da den meisten Neustadtern auch die Wagen mit verbrannt waren, forderte das Justizamt die Gemeinden des Bezirks auf, Wagen und Mannschaften zur Schuttabfuhr zu stellen. Der Bezirk Coburg sollte zum Beispiel, so schrieb Heimatschriftsteller Emil Herold, für zwei Tage je 30 Wagen und 200 Mann stellen. Da dieser Forderung nicht oder nur unzureichend nachgekommen wurde, verpflichtete man die Dorfschaften des Amtsbezirks Neustadt zur Leistung von Fuhren erneut. Der Amtsassistent Pertsch wurde mit der Leitung der Abfuhr beauftragt.
Eine unbegreifliche Reaktion
Jetzt wurde es besser, doch gab es wieder Schwierigkeiten, weil es zu wenig Wagen und Mannschaften gab. Am unbegreiflichsten benahmen sich die Fürther. Sie erklärten sich bereit, Schutt abzufahren, aber sie wollten es nicht für die Reichen unter den Abgebrannten tun. Sie wollten nur den Ärmsten helfen. Der Schulz von Fürth wurde daraufhin vor das Justizamt geladen und bekam einen ordentlichen Anpfiff. Doch dieser nutzte nichts, selbst als die Regierung das Justizamt zur schärferen Durchführung der Vorschriften aufforderte. Nur einer in Fürth machte eine Ausnahme, der Gastwirt Johann Nicol Herthan. Die Gemeinde als solche selbst hat, wie aus einer Übersicht der geleisteten Fuhren hervorgeht, sich weiter geweigert und ist den Neustadtern gegenüber hartherzig geblieben. Doch im Jahr 1848 haben es die Neustadter Frauen dem Fürther Dorfschulzen heimgezahlt. In Erinnerung an seine Hartherzigkeit nach dem Brand 1839 jagten sie ihn, schimpfend und drohend, aus der Stadt. Pfarrer Greiner schreibt, dass die Erregung noch lange anhielt. Der Fürther Schulz hütete sich, Neustadt wieder zu betreten, so lange über die Sache kein Gras gewachsen war.
Quellen:
• Geschichte der Stadt und Pfarrei Neustadt, II. Band, von Albert Greiner
• Heimatbeilagen "Rund um den Muppberg" von 1929